Duell um WBO-Europameisterschaft
Schwarze Stunde für Serge Michel: Bärenstarker Lette Ricards Bolotniks zeigt dem "Sniper" die Grenzen auf

03.12.2020 | Stand 18.09.2023, 7:08 Uhr

Serge Michel (links) machte am Mittwochabend viel zu selten Druck. −Fotos: Scott Rawsthorne

Wakefield. Schwarze Stunde für den Traunreuter Profiboxer Serge Michel (32): Der "Bavarian Sniper" hat am Mittwochabend in Wakefield bei Leeds das Golden-Contract-Finale gegen Ricards Bolotniks (Lettland) deutlich vergeigt. Der 30-jährige "Löwe" aus Riga gewann das phasenweise sehr einseitige Duell durch technischen K.o. in Runde zehn. "Wir müssen das jetzt alles erst einmal in Ruhe aufarbeiten. Es war sicher nicht das Karriereende von Serge", resümierte sein Manager Johann Wilhelm aus Trostberg. "Doch keiner von uns hatte damit gerechnet, dass es so klar wird. Ich bin erschüttert."

Nur in den ersten beiden der zehn dreiminütigen Runden gelang es dem "Sniper", dem Titelverteidiger in der Halbschwergewichts-Europameisterschaft der World Boxing Organization (WBO) Paroli zu bieten beziehungsweise ihn sogar unter Druck zu setzen, dann jedoch drehte sich das Blatt mehr und mehr zu Gunsten von Bolotniks. "Ich muss das erst mal verdauen, die Niederlage abhaken und den Blick nach vorne richten", konstatiert Michel, der sich trotz der riesigen Enttäuschung als fairer Sportsmann erwies: "Auf alle Fälle hat Bolotniks verdient gewonnen, weil er deutlich besser war. Respekt und Gratulation!", würdigt der Traunreuter seinen konditions- und schlagstarken Kontrahenten.

Bitter sei die Niederlage vor allem deshalb, so Michel, "weil ich ja schon so weit gekommen bin und kurz davor war, den Vertrag zu kriegen." Dieser "Traum" sei nun geplatzt, klagt auch Wilhelm, den lukrativen Fünf-Kämpfe-Kontrakt mit dem US-amerikanischen Promoter Top Rank hat nun der Lette in der Tasche. "Für mich ist das kein schönes Gefühl", hadert Michel mit seiner Situation, "aber so ist es halt mal im Boxen: Einer muss verlieren, Kampfsport ist ein sehr hartes Geschäft."

Das sieht auch sein Manager Wilhelm so, der das Niveau des Fights hervorhob ("das kann man durchaus mit einem WM-Kampf vergleichen") und auch Michel ein Lob zollte: "Auch wenn er viele schwere Treffer einstecken musste, hat er bis zur letzten Sekunde gekämpft und alles versucht. Jeder andere hätte wohl schon nach vier Runden aufgegeben", behauptet der Trostberger.
Den ausführlichen Bericht über den Kampf lesen Sie in der PNP-Printausgabe vom Freitag, 4. Dezember 2020 – unter anderem im Traunreuter Anzeiger, Freilassinger Anzeiger, Trostberger Tagblatt und Alt-Neuöttinger Anzeiger.