Schreiner zimmert stets neue Torhüter – Marktler hat auch EM-Teilnehmer Pollersbeck trainiert

24.06.2017 | Stand 19.09.2023, 0:01 Uhr
Michael Buchholz

Noch ohne Gegentreffer bei der EM der U21 in Polen ist der Emmertinger Julian Pollersbeck. Der 22-Jährige wurde während seiner Zeit beim SV Wacker auch von Roland Schreiner trainiert. − Foto: Imago

Mit einer bärenstarken Leistung am Mittwoch beim 3:0 gegen Dänemark hat Julian Pollersbeck seine Patzer aus dem Auftaktspiel der U21-EM in Polen gegen Tschechien (2:0) vergessen gemacht. Der 22-jährige Torhüter aus Emmerting wird wohl nach der Europameisterschaft als Nachfolger von René Adler (zum FSV Mainz05) vom Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern zum Hamburger SV wechseln. Einen kleinen Anteil daran hat auch Roland Schreiner aus Marktl, einer seiner früheren Trainer.

Dass es Pollersbeck bis in die Bundesliga schaffen würde, war in seiner Jugend nicht absehbar. Bei seinem Heimatverein SV DJK Emmerting spielte der 1,95m große Spätzünder auch immer wieder mal im Feld, erst in der U17 wechselte er nach Burghausen. Dort wurde er unter anderem von Roland Schreiner unter die Fittiche genommen, der zehn Jahre lang beim SV Wacker vornehmlich im Jugendbereich als Torwarttrainer fungierte, aber auch mal bei den Profis aushalf, wenn Not am Mann war.

Derzeit als Trainerbeim TSV BuchbachSeit vier Jahren ist der 48-jährige Sozialpädagoge, der in einer Kinder- und Jugendeinrichtung in Marktl arbeitet, als Torwarttrainer beim Regionalligisten TSV Buchbach tätig, hat aber immer noch Kontakt zu Pollersbeck und anderen ehemaligen Schützlingen. "Julian hat alles richtig gemacht, als damals die Anfrage aus Kaiserslautern kam, habe ich ihm zugeraten. Sein Potenzial war damals schon erkennbar, er hat sich aber lange hinten anstellen müssen und sich in dieser Phase kontinuierlich gesteigert", weiß Schreiner und attestiert dem U21-Nationalspieler, der bei vier Einsätzen – das nächste Spiel steht am heutigen Samstag um 20.45 Uhr gegen Italien auf dem Programm – ohne Gegentreffer geblieben ist: "Julian hat sich sein Glück erkämpft, indem er auch körperlich hart an sich gearbeitet hat."

Dass er in der Partie gegen Tschechien im offiziellen Spielberichtsbogen als Jannik Pollersbeck aufgeführt wurde, nahm der Emmertinger, der sich in einer knappen Entscheidung gegen Marvin Schwäbe (Dynamo Dresden) als Nummer 1 durchgesetzt hat, gelassen: "Das habe ich mitbekommen, das ist mir egal. Jetzt heiße ich halt mal Jannik, das kann man mit Julian schon mal verwechseln." Und auch seine Patzer im Auftaktspiel kümmerten Pollersbeck nicht großartig, der Keeper kündigte eine Steigerung an und hielt Wort. "Julian war immer schon ein unaufgeregter Zeitgenosse", erinnert sich Schreiner, der ja auch den Burghauser Benjamin Uphoff ausgebildet hat, der jetzt vom VfB Stuttgart zum Karlsruher SC wechselt. Auch Manuel Schönhuber (Laufbahn beendet), Matthias Loibl (Spvgg Hankofen-Hailing) und Egon Weber, mit dem er jetzt wieder in Buchbach zusammenarbeitet, haben Teile des Torhüter-ABCs beim ehemaligen Schlussmann des TSV Marktl erlernt.

Vor zehn Jahren hat Schreiner die Lizenz zum BFV-Torwarttrainer erworben und bildet seit einigen Jahren auch Torwarttrainer an der Sportschule Oberhaching aus. Zusammen mit dem Traunsteiner Ludwig Trifellner ist er für den Bayerischen Fußballverband im Bezirk Inn/Salzach und im angrenzenden Niederbayern für Schulungen und Fortbildungen zuständig. Auf dem Programm stehen dabei immer wieder auch dezentrale Maßnahmen bei einzelnen Vereinen. "Da kommen dann aus der Region Torleute und Torwarttrainer zusammen", so Schreiner, der zuletzt am Dienstag in Hebertsfelden so einen Fortbildungskurs abgehalten hat: "Bei vielen Vereinen kommt im unterklassigen Bereich das Torwarttraining einfach etwas zu kurz. Um als Keeper ein bisschen weiter zu kommen, muss man mindestens einmal die Woche wirklich spezielles Torwarttraining machen."

Bei Rüdiger Vollborn in Leverkusen hospitiertIn seiner Torwartschule in Marktl bietet Schreiner, der sich immer wieder bei Torhüter-Kongressen weiterbildet und auch mal bei Bayer Leverkusen unter dem ehemaligen Junioren-Weltmeister Rüdiger Vollborn hospitiert hat, wöchentlich Torhütern aus der Region spezielle Trainingseinheiten an. Und hier schließt sich irgendwie der Kreis: Vollborn hat ja dereinst Adler entdeckt und groß gemacht, auf den jetzt Pollersbeck beim HSV folgen soll, auch wenn der Emmertinger noch mauert: "Ich habe das auch gelesen und mich gewundert. Aktuell ist hier die Geschichte bei der EM wichtig. Was danach kommt, da kümmere ich mich nachher drum."