5:8-Heimpleite nach 3:0-Führung
Roßmanith erlegt die Wölfe: Vier Gegentore in den letzten 204 Sekunden bei Eishockey-Drama in Vilshofen

16.11.2021 | Stand 16.11.2021, 15:09 Uhr

Zum munteren Scheibenschießen wurde die Wölfe-Heimpartie gegen Trostberg. Hier prüft Vilshofens Patrick Geiger den Chiefs-Goalie Maximilian Kruck. −Foto: Mike Sigl

Die Vilshofener Wölfe probieren derzeit mit aller Macht, in der Eishockey-Landesliga die Freitags-Primetime für sich zu reklamieren. Gegen Trostberg fingen sie unwahrscheinlich stark an, lagen 3:0 und 5:3 vorne, ließen zwischenzeitlich nach und vier Gegentore in den letzten 204 Sekunden verhinderten ein Happy End.

Vor dem Eröffnungsbully wurde eine Schweigeminute für die heuer im Juli tödlich verunglückte Trostberger Eishockey-Legende Rainer Roßmanith gehalten. Obwohl nur drei etatmäßige Verteidiger zur Verfügung standen, zeigte der ESC von Beginn an, wer Herr im Haus ist. Gerade mal 46 Sekunden waren verstrichen, da klingelte es im Kasten der Trostberger. Philipp Müller und Alexander Schwarz spielten ihren Kollegen Dominik Retzer frei, der zum 1:0 vollendete. Bei den folgenden Sturmläufen gelang es aber nicht, den Vorsprung auszubauen. Die Chiefs kamen erst in der 5. Minute zu ihrem ersten Warnschuss, den Keeperin Steffi Neuert souverän runterpflückte.

Erneuter Jubel brandete in der 10. Minute auf, als Schwarz mit einem satten Schuss zum 2:0 erhöhte. Nur 59 Sekunden später zockte Patrick Geiger den gegnerischen Schlussmann mit einem Kabinettstückchen aus und schloss zum 3:0 ab. Daraufhin nahm Gästetrainer Petr Zachar eine Auszeit, um den Wölfen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dies gelang ganz gut, denn danach fand der TSV Trostberg gut ins Spiel. Die Gäste überstanden gerade eine Wölfe-Überzahl und nutzten sofort einen Konter zum 1:3 (15.).

In der ersten Drittelpause fand Zachar offensichtlich die richtigen Worte an sein Team, denn die Oberbayern kamen mit noch mehr Power in den zweiten Spielabschnitt. Die erste Strafzeit der Wölfe wurde gnadenlos ausgenutzt und in der 26. Minute der 2:3-Anschlusstreffer erzielt. Der ESC fand nicht so recht zu seinem Spiel und wurde beim 3:3 klassisch ausgespielt (32.). Gegen Ende des Drittels kam der ESC doch noch zurück und Kapitän Geiger machte 20 Sekunden vor der Sirene aus dem Gewühl die 4:3-Führung.

Beim zweiten Kabinengang baute Coach Matthias Zillinger seine Wölfe wieder auf. Sie kamen zurück aufs Eis und es verstrichen nur 73 Sekunden, ehe Schwarz mit einem harten Schuss aus vollem Lauf auf 5:3 erhöhte. Der erneute Anschluss der Gäste hätte noch als Betriebsunfall eingestuft werden können. In der 45. Minute kombinierte der TSV zwar sehenswert, aber der letzte Schuss wurde noch abgefälscht. Anschließend versäumte es Vilshofen, die Führung auszubauen, stattdessen kamen die Alzstädter immer besser in Fahrt. In der 57. Minute hob Gästestürmer Grapentine die Scheibe zum 5:5-Ausgleich unters Dach und damit begannen die letzten 204 Sekunden, die einen an eine wilde Achterbahnfahrt erinnerten. Der Trostberger Angreifer Nico Roßmanith schlug im Minutentakt dreimal zu (58./59./60.) und besiegelte die 5:8-Heimniederlage der Wölfe.

Vilshofen – Trostberg 5:8 (3:1, 1:2, 1:5)/Tore: 1:0 Retzer (0:46/Müller, Schwarz), 2:0 Schwarz (9:42/Bula, Neupert), 3:0 Geiger (10:41/Retzer), 3:1 Grapentine (14:29), 3:2 Grapentine (25:34/5:4 ÜZ), 3:3 Žák (31:52), 4:3 Geiger (39:40/Neupert, Stern), 5:3 Schwarz (41:13/Müller, Retzer), 5:4 Grapentine (44:30), 5:5 Grapentine (56:36), 5:6 Roßmanith (57:35), 5:7 Roßmanith (58:42), 5:8 Roßmanith (59:52/ EN) – Strafminuten: Vilshofen 4, Trostberg 8.

Zwei Tage später waren es sogar nur noch zwei Verteidiger die Trainer Zillinger aufbieten konnte. Mit insgesamt elf Feldspielern und zwei Torhütern wurde die Reise nach Oberfranken angetreten. Der EV Pegnitz konnte mit 17+2 Spielern aus dem Vollen schöpfen. Die erste Strafzeit der Wölfe wurde in der 7. Minute zur 1:0-Führung genutzt. Obwohl Vilshofener Spieler in der Folgezeit immer wieder in die Kühlbox mussten – einmal tummelten sich dort mit Müller, Geiger und Stern gleich drei Akteure – konnten die Hausherren daraus kein Kapital schlagen. In der Folge nahmen auch die Gastgeber immer wieder mal Platz auf der Strafbank, aber diese Überzahlsituationen konnten die Wölfe zunächst nicht nutzen. Im zweiten Drittel kam der ESC besser ins Spiel. In der 27.Minute markierte Maximilian Artmann den Ausgleich.

Zu Beginn des letzten Spielabschnitts kam der EV Pegnitz zur 2:1 Führung. In den letzten zehn Minuten lief es mit dem Vilshofener Überzahlspiel besser. Mit zwei Mann mehr auf dem Eis war es Geiger, der in der 58. Minute den erneuten Gleichstand besorgte. Das 2:2 hatte auch nach 60 gespielten Minuten Bestand, es ging in die Verlängerung. Die Entscheidung fiel in der 64. Minute zu Gunsten der Oberfranken. Die Wölfe holten dank einer enormen Energieleistung mit wenigen Spielern immerhin einen Punkt und Goalie Alexander Krenn wurde auf Seiten Vilshofens zum Spieler des Abends gewählt.

Pegnitz – Vilshofen 3:2 n.V. (1:0, 0:1, 1:1, 1:0)/Tore 1:0 Schuster (7:00/5:4 ÜZ), 1:1 Artmann (26:08/Wolfgramm, Müller), 2:1 Billinger (42:18), 2:2 Geiger (57:09/Bula, Neupert/5:3 ÜZ), 3:2 Holomek (63:14) – Strafminuten: Pegnitz 8, Vilshofen 12.

− rmo