Interview-Serie, Teil V
Reinhold Traxinger: "Egal in welchem Alter, der Fußball fehlt"

21.08.2020 | Stand 21.08.2020, 6:00 Uhr

In der Corona-Unterbrechung hatte Reinhold Traxinger von der SG Waldkirchen II/Böhmzwiesel keinen Kopf für Fußball. Jetzt ist er aber froh, wieder auf dem Platz zu stehen. −Foto: Sven Kaiser

Der bayerische Amateurfußball steuert auf den Re-Start zu. Eine mehrmonatige Corona-Zwangspause soll bald zu Ende gehen. Die Heimatzeitung will in den kommenden Wochen bis zum Pflichtspielstart im September in einer Interview-Serie erfahren, wie regionale Kicker die Auszeit und die Rückkehr auf den Platz erleb(t)en. Diesmal: Reinhold Traxinger (52), Spielertrainer des Kreisklassisten SG Waldkirchen II/Böhmzwiesel.

Reinhold, du spielst mittlerweile doch schon ein paar Jahrzehnte Fußball – schon mal eine so lange Pause erlebt?
Reinhold Traxinger: Das ist wirklich eine einmalige Geschichte. Ich hatte kleine Verletzungen wie gewisse Bänderrisse, durch die ich fünf bis sechs Wochen ausgefallen bin. Aber eine Situation wie jetzt, drei, vier Monate lang, habe ich noch nicht erlebt.

Wie ist es Dir in dieser außergewöhnlichen Zeit ergangen? Hast Du den Fußball vermisst?
Traxinger: Der Zeitraum war bei mir verplant, deshalb habe ich mir um Fußball eigentlich keine großen Gedanken gemacht. Meine Söhne sind beide umgezogen, mein großer hat ein Haus gekauft. Da war ich oft auf der Baustelle, mit dem Sport wäre das Stress pur gewesen und einen Kopf hätte ich dafür auch nicht gehabt.

Wie hast du Dich dann für die Vorbereitung zum Re-Start motivieren können?
Traxinger: Bei den ersten Trainingseinheiten und dem ersten Spiel habe ich gemerkt, egal in welchem Alter, der Fußball fehlt einfach. Man freut sich, wenn man wieder gegen den Ball treten kann.

Das hört sich nicht nach Gedanken an ein Karriereende an. Was muss passieren, dass Du die Fußballschuhe beiseite legst?
Traxinger: Ich habe mir da keinen Zeitpunkt gesetzt. Grundsätzlich will ich noch spielen, solange ich mich auf dem Platz nicht blamiere, es mir Spaß macht und ich fit genug bin. Irgendwann wird es sich sowieso erübrigen, ich lass mich da überraschen. Teilweise ergibt sich das aber auch aus personellen Gründen. Wenn es vom Kader anders geht, möchte ich sonst keinem Jungen den Platz wegnehmen.

Wie sieht es mit der Mannschaft aus: Wie viel Überzeugungsarbeit war nötig, um alle Spieler der SG aus der Corona-Pause zu holen?
Traxinger: Da gab es keine Probleme, die Spieler wollten auch von sich aus wieder loslegen. Seit wir vor vier Wochen angefangen haben, einmal in der Woche freitags zu trainieren, waren immer ungefähr 14 bis 15 Spieler da. Alle sind wieder mit vollem Elan dabei.Ungefähr seit zwei bis drei Wochen sind wir wieder richtig ins Training eingestiegen.

Ihr steht als Tabellenneunter der Kreisklasse Freyung relativ im Niemandsland der Tabelle. Was habt ihr Euch für die restliche Spielzeit 19/21 vorgenommen?
Traxinger: Die Saison ist sowieso schon so besonders, da wollen wir jedes Spiel gewinnen, so lange wir spielen dürfen. Wir versuchen den besten Platz rauszuholen. Über den Ligapokal könnte auch noch was gehen, dazu müsste aber alles zusammenpassen.

Interview: Lukas Wagner