Zum ersten Mal bei Olympischen Spielen
Pidingerin Katharina Trost kommt bis ins Halbfinale − "Bin happy, dass ich mein Ziel erreicht habe"

06.08.2021 | Stand 06.08.2021, 19:00 Uhr

Kämpfen bis zum Schluss: Die Pidingerin Katharina Trost nahm zum ersten Mal an Olympischen Spielen teil. Sie schaffte es über 800 Meter bis ins Halbfinale. −Fotos: Michael Kappeler/dpa/privat

Gerade noch im 35 Grad heißen Tokio, jetzt wieder im für August ungewöhnlich kalten Bayern. Die 26-jährige Katharina Trost ist zurück in der Heimat. Erst am vergangenen Samstag absolvierte sie bei den Olympischen Spielen den 800-Meter-Halbfinallauf, schied mit einer Zeit von 2:02,14 Minuten aus. Die Heimatzeitung hat die Pidingerin bei ihren Eltern besucht, ehe es für sie wieder in ihre aktuelle Heimat nach München ging. Im Gespräch hat die angehende Grundschullehrerin erzählt, wie zufrieden sie mit ihrer ersten Olympia-Teilnahme ist, was sie im olympischen Dorf erlebt hat und was ihr nächstes sportliches Ziel ist.

Frau Trost, wenn man der Katharina von vor zehn Jahren gesagt hätte, dass sie bei den Olympischen Spiele in Tokio ins Halbfinale kommt, was hätte sie gesagt?
Katharina Trost: (lacht) Wenn ich ehrlich bin, war das vor zehn Jahren noch nicht mein großes Ziel, das hat sich mit der Zeit entwickelt. Ich war mit ungefähr 17 Jahren bei einer Laufbahnberatung. Damals wollte ich unbedingt zur EM für die U20. Der Berater hat dann gefragt, was ich mir danach als Ziel vorstellen kann, eben vielleicht Olympia. Ich habe dann nur so gemeint: "Ja, wenn es sich ergibt, wär’s schon cool." Natürlich hab ich mir die Spiele schon immer angeschaut. Aber dass eine Teilnahme mein großer Traum ist, das habe ich, glaube ich, früher nie gesagt.

Wann wurde der Wunsch konkreter?
Trost: So richtig in den letzten zwei, drei Jahren. Davor war das einfach noch zu weit weg. Ich wurde nach und nach besser und wollte dann unbedingt nach Tokio.

Vor den Spielen war Ihre Zielvorgabe, das Halbfinale zu erreichen. Alles darüber hinaus sei Zugabe. Direkt nach dem Rennen waren Sie im Fernsehinterview dennoch sehr enttäuscht. Wie sehen Sie das jetzt ein paar Tage später?
Trost: Natürlich freue ich mich sehr, dass ich es bis ins Halbfinale geschafft habe. Ich bin aber mit dem Rennlauf nicht zufrieden. Dadurch, dass ich die letzten 150 Meter quasi stehengeblieben bin und einfach nichts mehr entgegenzusetzen hatte, frustriert mich das schon. Wenn ich am Ende um die Platzierungen mitgekämpft hätte und nur knapp Achte geworden wäre, wäre es nicht so enttäuschend gewesen. Und auch eine Zeit von 2:02,14 ist mittlerweile keine Zeit mehr, mit der ich zufrieden bin. Ich versuche jetzt ein bisschen darüber hinwegzukommen, wie das Halbfinale gelaufen ist. Ich muss mir einfach in Erinnerung rufen, dass ich mein Ziel letztendlich erreicht habe.

Können Sie sich mittlerweile erklären, warum Sie so eingebrochen sind?
Trost: Nein, leider nicht. Ich war wirklich richtig fertig. Es war auf einen Schlag so, dass ich meine Beine nicht mehr hochbekommen habe. Ich bin dann auch noch fünf Minuten auf der Bahn gesessen. Die Frau, die mich zum Live-Fernsehinterview schicken wollte, hat mich dann gebeten, mich zu beeilen. Das wollte ich auch, aber ich war einfach fix und fertig.

Solche Interviews nach so einem Wettkampf sind Standard. Nervt es Sie, besonders nach so anstrengenden Läufen wie in Tokio?
Trost: Nein, es gehört einfach dazu. Mittlerweile macht es mir nichts mehr aus, früher war ich doch ziemlich nervös. Ich finde, für die Zuschauer daheim ist es schön, wenn man den Athleten danach noch hört. Und für einen selbst ist es ja auch gut, wenn man noch etwas dazu sagen kann. Wobei man schon immer ziemlich unterwegs ist und bestimmt fünf Interviews fürs Fernsehen, die Printmedien und für die Homepage leichtathletik.de geben muss. Nach meinem Vorlauf hat es, glaube ich, sogar eine Dreiviertelstunde gedauert. Aber das ist in Ordnung.

Ihre ersten Olympischen Spiele sind Geschichte. Was nehmen Sie mit?
Trost: An sich war es einfach eine tolle Erfahrung. Das ist schon noch einmal was ganz anderes als eine EM oder WM. Man wird gefühlt hofiert, bekommt viel geschenkt – wie Klamotten oder Goodiebags. Dazu kommt die Atmosphäre im olympischen Dorf, wo alle Nationen zusammen sind. Es waren besondere Spiele mit besonderen Bedingungen wegen Corona. Das wird es so wahrscheinlich auch nicht nochmal geben.

Und das müssen Sie vermutlich jetzt erst einmal verarbeiten.
Trost: Ja, ich habe danach schon gemerkt, dass ziemlich viel von mir abgefallen ist. Man hat zwei Jahre auf dieses große Ereignis hingearbeitet, hat immer wieder Normen erreichen müssen. Jetzt bin ich schon happy, dass ich mein Ziel erreicht habe, auch wenn ich mit dem Lauf nicht so zufrieden bin. In den nächsten Tagen werde ich die Zeit entspannter verbringen und versuchen, runterzukommen.

− aic

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