Bayerns Ex-Präsident
Offen für Abschaffung von 50+1: Hoeneß befeuert Diskussion − und kritisiert den BVB

03.08.2020 | Stand 03.08.2020, 8:37 Uhr

Uli Hoeneß. −Foto: dpa

Der langjährige FC-Bayern-Boss Uli Hoeneß hat sich offen für eine Abschaffung der 50+1-Regel gezeigt. "Da wäre ich sofort dabei. Wenn die Meinung ist, dass damit eine größere Chancengleichheit käme, wir würden nie dagegen stimmen. Ich würde jedem Verein die Freiheit geben. Dann kann jeder machen, was er will", sagte Hoeneß im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag).

Dass die Münchner dann womöglich in Deutschland größere Konkurrenz hätten, sei kein Problem. "Es wäre für die Leistungsförderung gut, wenn wir stärkere Gegner hätten zwischendurch."

Eine Umverteilung der nationalen TV-Gelder würde laut Hoeneß an den Kräfteverhältnissen nichts ändern. "Nehmen wir mal an, man nimmt von dem, was wir aus dem nationalen Fernsehtopf bekommen, dreißig Millionen weg und verteilt es an die letzten zehn der Liga. Dann bekäme jeder drei Millionen. Würde das die Situation groß verändern?", meinte der Bayern-Ehrenpräsident. Dieses Problem könne nur international gelöst werden, "wenn alle großen Ligen ihr Geld auf dieselbe Weise verteilen, damit man wieder auf demselben Level ist."

Das Problem des FC Bayern sei: "Wenn wir Geld in der Bundesliga abgeben, fallen wir im Vergleich mit Liverpool, Barcelona oder Real, die sowieso schon mehr haben, weiter zurück. Einerseits soll mehr Konkurrenz in der Liga her, andererseits erwartet jeder, dass der FC Bayern jedes Jahr mindestens ins Halbfinale der Champions League kommt."

In Sachen Transfers geht Hoeneß nicht davon aus, dass nach Leroy Sané noch ein weiterer Großtransfer wie etwa Leverkusens Kai Havertz bei den Bayern getätigt wird. "Das hat überhaupt nichts mit der Qualität von Havertz zu tun. Wir halten ihn alle für einen sehr, sehr guten Spieler. Aber in der Corona-Zeit nach einem Transfer von knapp 50 Millionen noch einen von 70, 80 Millionen oder mehr ohne gesicherte Gegenfinanzierung durch Spielerverkäufe zu machen, kann ich mir nicht vorstellen", sagte Hoeneß.

Auch in Richtung Rivale Dortmund schoss der Ex-Präsident: Hoeneß bezeichnete die Tansferpolitik des BVB als "unklug". "Wenn Dortmund einen hochtalentierten Spieler kauft und er gut spielt, kann man wenige Monate später entweder aus dem Club selbst oder von außerhalb hören, dass er irgendwann ein Verkaufsobjekt darstellen wird. Wie soll ein Spieler die DNA eines Vereins hundertprozentig aufsaugen, wenn er das Gefühl hat, ein Verkaufsobjekt zu sein?" Hoeneß weiter: "Bei uns gibt es das überhaupt nicht. Wir holen Spieler für Bayern München. Und niemals, um daraus Geschäfte zu machen." Und genau das würde dem BVB am Ende wichtige Prozente im Titelkampf kosten. Hoeneß: "Ein Spieler muss das Gefühl haben: Ich bin Bayern forever."

Am Ende hatte Hoeneß aber auch ein Lob für Konkurrenten im Gepäck. Besonders für Top-Talente sei der BVB ein interessanter Klub. Hoeneß: "Im Sponsoring kommen sie an uns überhaupt nicht heran, aber damit haben sie unseren finanziellen Vorsprung ganz schön ausgeglichen. Mit Sancho war bei uns alles klar, aber im letzten Moment entschied er sich für Dortmund."

− red/dpa