Eisschwimmen
Neuer "Ice-Cup" in Burghausen ist am Samstag zugleich Probe für WM-Ernstfall im Januar

01.12.2016 | Stand 18.09.2023, 20:16 Uhr

Reger Trainingsbetrieb herrscht am Wöhrsee. Christof Wandratsch (im Vordergrund) und seine Mitstreiter von Serwus Burghausen proben am Samstag beim Ice-Cup für die WM Anfang Januar. − Foto: Piffer

Am 6. Januar 2017 gehen in Burghausen die 2. Ice Swimming Aqua Sphere World Championships in Szene, denen sich am 7. und 8. Januar die 3. German Open in dieser jungen, aber sich rasant entwickelnden Sportart anschließen. Bereits am kommenden Samstag proben die Eisschwimmer am Wöhrsee den Ernstfall für die WM der International Ice Swimming Association (IISA). Beim neu ins Leben gerufenen Ice-Cup testen rund 30 Aktive, darunter auch einige Größen dieses coolen Sports, auf sechs verschieden langen Strecken und bei zwei Staffelwettbewerben die Verhältnisse im neu gestalteten Schwimmstadion beim Herrenbad.

Fünf Veranstalter tun sich zusammenBeim Ice-Cup haben sich fünf Veranstalter aus Deutschland und Österreich zusammengetan und eine neue Serie für die kälte-erprobten Schwimmer initiiert, ähnlich der Vierschanzentournee im Skispringen oder der Tour de Ski der Skilangläufer. Nach dem Auftakt in Burghausen soll bei weiteren Rennen in Wien (18. Dezember), Prien am Chiemsee (14. Januar), am Grundlsee im Salzkammergut (4. Februar) und in Friedrichshafen am Bodensee (11. Februar) der "kompletteste Eisschwimmer" ermittelt werden, wie Christof Wandratsch vom Burghauser Eisschwimmverein Serwus informiert. Bei jeder der fünf Stationen gilt es, über verschiedene Distanzen möglichst viele Punkte zu sammeln. Um in die Gesamtwertung zu kommen, muss man bei zwei Terminen dabei sein.

Beim Auftakt in Burghausen stehen für Frauen und Männer im Freistil 50, 500 und 1000m auf dem Programm, dazu kommen 50 und 200m Brust, 100m Lagen sowie außerhalb der Wertung die Freistil-Mixedstaffeln über 4x25 und 4x100m. Der erste Startschuss fällt um 11 Uhr, gegen 15 bis 16 Uhr sollen die Wettbewerbe beendet sein. Neben dem Team von Serwus Burghausen, das mittlerweile knapp 20 Aktive umfasst und von 1000-m-Weltmeister Christof Wandratsch und der Weltrekordlerin über diese Strecke, Julia Wittig, angeführt wird, haben weitere Asse und WM-Starter ihr Kommen zugesagt. Einiges wird beispielsweise vom Holländer Fergil Hesterman erwartet. Der 23-Jährige aus Diemen legte mit 20:40 Minuten die bislang zweitbeste Zeit über die Eismeile (1,63km) hin. Nur Rostislav Vitek aus Tschechien war auf dieser Langstrecke in 20:29 schneller. Bei den Damen dürfte Wittig allen voran mit der Dänin Sinne Lundgaard eine starke Kontrahentin bekommen. Die Wassertemperatur des Wöhrsees sollte bis zum Samstag unter fünf Grad Celsius fallen, so dass die erzielten Zeiten Eingang in die Bestenlisten finden. Wandratsch hält es sogar für möglich, dass neue Weltrekorde erzielt werden. Beim Einkaufsbummel in der Salzachstadt könnte sich also ein Abstecher zum Wöhrsee lohnen.

Einen lohnenden Ausflug hat auch Christof Wandratsch hinter sich. Der 49-Jährige, der am 20. Dezember seinen 50. Geburtstag feiert, legte beim Weltcup-Auftakt im Winterschwimmen des Verbandes IWSA (International Winter Swimming Association) in Jelgava den Grundstein dafür, seinen Coup aus der letzten Saison zu wiederholen. Da hatte er sich als erster Weltcup-Gewinner dieser Sportart in die Geschichtsbücher eingetragen. In Lettland trotzte der Hauptschullehrer aus Haiming diesmal nicht nur den extremen Bedingungen, sondern auch der starken Konkurrenz. "Die Wassertemperatur betrug nur zwei Grad, aber ich bin damit erstaunlich gut zurechtgekommen", berichtet er von seinem Sprung ins buchstäblich kalte Wasser.

"Wandi" war auf der längsten Strecke dieser Wettbewerbe, den 450m Freistil, mit 5:38 Minuten das Maß der Dinge. Damit war er nicht nur um 19 Sekunden schneller als im Vorjahr, sondern distanzierte auch noch Benjamin Konschak um zehn Sekunden. Der Berliner hatte bei den 2. German Open im Januar dieses Jahres über 1000m als Dritter angeschlagen – ebenfalls hinter Wandratsch. Der Altmeister heimste nun in Jelgava auch als Altersklassen-Sieger über 25m Schmetterling und 50m Freistil fleißig Punkte ein. Dazu wurde er Zweiter der AK50 über 25m Brust, was ihm gleich wieder die Führung in der Gesamtwertung einbrachte.

Ice-Cup soll Auftrieb für Weltcup gebenDie hat der Ausnahmesportler zwar mittlerweile an den 20 Jahre jüngeren Konschak verloren, der bei Abschnitt2 in Wladiwostok erfolgreich war. Wandratsch ließ die Rennen in der russischen Großstadt an der Pazifik-Küste sausen ("das wäre mir im Hinblick auf die WM zu viel geworden"), will jedoch am 10./11. Dezember in Lake Windermere, dem größten natürlichen See Englands, zurückschlagen. Da nur drei der sechs Weltcup-Veranstaltungen ins Klassement aufgenommen werden, ist noch nichts entschieden. Der "Oldie" hofft, dass ihm nicht zuletzt die Rennen des Ice-Cups am Samstag in seinem Trainingsgewässer Wöhrsee den nötigen Auftrieb für diese schwere Aufgabe geben.