Nach Ismaik-Kritik: 1860-Geschäftsführer Scharold will Investor "überzeugen"

10.01.2018 | Stand 10.01.2018, 16:41 Uhr

Trainingsauftakt: Für die Spieler des TSV 1860 München begann am Mittwoch der Start in die Regionalliga-Rückrunde. − Foto: Andreas Gebert/dpa

Als neuer Geschäftsführer will Michael Scharold den TSV 1860 München in eine positive Zukunft führen und muss auf diesem schwierigen Weg besondere Überzeugungsarbeit leisten. "Es ist eine Chance, eine Herausforderung – und jetzt muss ich mich halt beweisen. Ich werde arbeiten und versuchen, mir das Vertrauen von der anderen Seite zu holen", sagte Scharold bei seiner Vorstellung im neuen Job am Mittwoch in München. Die Kür von Scharold als Nachfolger von Michael Fauser war nicht nach dem Geschmack von Investor Hasan Ismaik, der einen anderen Kandidaten favorisiert hatte.

Man müsse unterschiedliche Meinungen respektieren, sagte der 37 Jahre alte Scharold. "Ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit überzeugen kann, dass ich doch die richtige Besetzung bin."

In der Winterpause führen die "Löwen" die Regionalliga-Tabelle an und hoffen auf den Aufstieg. "Es ist sensationell, wo wir im Moment stehen", sagte Scharold, der auch die Verdienste von Fauser lobte. "Wir haben ein super Fundament geschaffen, von dem aus wir eine positive Zukunft von 60 München gestalten können." Er strebe den "sportlich maximalen Erfolg unter wirtschaftlich nachhaltigen Bedingungen an".

Der in die vierte Fußball-Liga abgestürzte Traditionsverein, der in den vergangenen Jahren reihenweise Geschäftsführer verschlissen hat, hatte in der Nacht zum Dienstag Scharold neu im Amt verkündet. Dessen Vertrag läuft über anderthalb Jahre. Ismaik wollte dem Vernehmen nach den früheren Jahn-Regensburg-Sportdirektor Franz Gerber als Geschäftsführer einsetzen. Auf einer Beiratssitzung wurde jedoch die Übergabe von Fauser zu Scharold vollzogen.

Ismaik ist zwar Mehrheitseigner bei den Löwen, die Mehrheit der Stimmen liegt jedoch beim Verein. Die 50+1-Regel soll verhindern, dass Investoren die Macht in einem Verein übernehmen.

Der Diplom-Kaufmann Scharold, der kurioserweise im April 2017 von Ismaik vom FC Schalke 04 zu den "Löwen" zurückgelockt wurde, blickt ohnehin lieber nach vorne. "Die Vergangenheit kann man nicht mehr verändern, jetzt schauen wir in die Zukunft", sagte der gebürtige Münchner, der schon unter dem nur kurz bei 1860 weilenden Ian Ayre im Einsatz war.

Zu Spekulationen über Günther Gorenzel-Simonitsch als neuen sportlichen Leiter äußerte sich Scharold ebenso wenig wie über die mögliche Verpflichtung des ehemaligen Zweitliga-Spielers Michael Görlitz.

Als eine der "wichtigsten Aufgaben in den nächsten Jahren" sehe Scharold die Stadionfrage an. "Wir müssen an einer Lösung arbeiten. Wie die Lösung aussieht, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Wir werden alle Optionen prüfen", kündigte er an.

Im Sommer waren die "Löwen" aus der Allianz Arena des FC Bayern ausgezogen. Eine Rückkehr ist ausgeschlossen. "Das Grünwalder Stadion war für die momentane Situation genau richtig", sagte Scharold. Doch spätestens bei einem angestrebten Aufstieg in die 2. Liga würden die "Löwen" Probleme bekommen, da die traditionelle Spielstätte nicht den Anforderungen des Profifußballs genügt.

Unterdessen haben die Profis unter Trainer Daniel Bierofka gestern wieder das Training unter freiem Himmel aufgenommen. Mit dabei war nach Informationen des Internet-Portals "die blaue24" auch der 21-jährige Nigerianer Onawai Godbless – er kommt auf Empfehlung von Ex-Löwe Michel Dinzey.

Ob Godbless, offensiver Mittelfeldspieler mit spanischem Pass, dem Regionalligisten weiterhelfen wird, ist völlig offen. Dagegen kann Coach Bierofka wohl auf die wieder genesenen Timo Gebhart und Nico Andermatt bauen – beim ersten Testspiel des Regionalliga-Spitzenreiters gegen Chemie Leipzig (Samstag, 18 Uhr, Grünwalder Stadion) werden beide indes noch nicht mit von der Partie sein.

− dpa