555 Tage nach der Wahl
Nach Herzstillstand wieder aufgerappelt: Natternberger Yannik Hannes (19) als "Amateur des Jahres 2019" geehrt

09.10.2021 | Stand 09.10.2021, 15:09 Uhr

Im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion übergibt BFV-Präsident Dr. Rainer Koch einen Pokal an den "Amateur des Jahres 2019", Yannik Bauer. −Foto: BFV

2021 statt 2020, Hamburg statt Nürnberg, Rumänien statt Italien: Yannik Hannes, der in wenigen Tagen seinen 20. Geburtstag feiert, musste lange warten, ehe er auch den silbernen Pokal als verdienter Sieger der Wahl zu Deutschlands "Amateur des Jahres 2019" in den Händen hält.

Ursprünglich hatte der Kicker der Kreisklassen-Reserve des TSV Natternberg seine Trophäe im Rahmen des Länderspiels zwischen Deutschland und Italien am 31. März vergangenen Jahres in Nürnberg überreicht bekommen sollen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sorgten jedoch für die Absage des Tests der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen den späteren Europameister – und damit fiel auch die Ehrung des Niederbayern ins Wasser.

Jetzt, exakt 555 Tage nach dem Ursprungstermin, war es dann aber so weit: Im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion hatte der "Amateur des Jahres 2019" seine ihm gebührende Bühne vor 25 000 Zuschauern. In der Halbzeitpause überreichte ihm Rainer Koch, DFB-Interimspräsident und Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes die Trophäe.

"Diese Übergabe an den Amateur des Jahres soll auch sinnbildlich dafür stehen, dass der Amateurfußball diese Nagelprobe bestanden und auf dem Weg zurück zur Normalität ist. Yannik steht mit seiner Geschichte und seinem ehrenamtlichen Wirken auch stellvertretend für die vielen Millionen Menschen, die sich gerade in den letzten mehr als eineinhalb Jahren uneigennützig, ehrenamtlich und mit ganz viel Herzblut in den Dienst der Gesellschaft gestellt haben", sagte Rainer Koch in der Hansestadt.

Weißmann: "Yannik ist ein echtes Vorbild"

"Seine Geschichte zeigt, welche Kraft der Fußball haben kann und wie willensstark ein junger Mensch sein kann. Trotz Herzstillstand und Koma stellte er sich nie die Frage, ob, sondern wann er auf den Platz zurückkehren könnte. Yannik ist ein echtes Vorbild, weil er sich von einem krassen Schicksalsschlag nicht unterkriegen ließ, sondern aus seiner Leidenschaft für den Fußball die Motivation zog, schnellstmöglich wieder gesund zu werden. Heute tritt er nicht nur selbst wieder gegen den Ball, sondern kümmert sich als Jugendtrainer um den Fußballnachwuchs in Natternberg und ist daneben noch als Schiedsrichter und Turnierleiter aktiv", würdigte BFV-Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann den Niederbayer nach Bekanntwerden des Wahl-Ergebnisses.

Seit 2008 trägt Yannik Hannes das Trikot des TSV Natternberg. Im März 2016 brach er während eines Jugendspiels plötzlich mit einem Herzstillstand zusammen. Noch auf dem Fußballplatz musste er reanimiert werden und lag anschließend mehrere Tage im Koma. Längst aber ist er wieder auf dem Platz, führte damals auch recht schnell wieder seine A-Jugend voller Stolz als Kapitän aufs Feld.

Defibrillator eingesetzt

Ein Defibrillator, der von einer Manschette geschützt wird, gibt ihm heute ein sicheres Gefühl auf dem Platz. "Ich habe schnell gemerkt, dass ich mir wegen des Defis keine Sorgen machen muss. Selbst dann, wenn der Ball Mal den Bereich stärker trifft, passiert mir nichts. Auch bei Zweikämpfen bin ich nicht vorsichtiger als zuvor." Und nicht nur auf dem Rasen zeigt Yannik vollen Einsatz, auch im Vereinsleben bringt er sich in allen Bereichen ein: Er organisiert Turniere in Natternberg, leitet bei Vereinsturnieren als Schiedsrichter Partien und betreut die E-Junioren des Vereins. "Er ist gut im Fußball und kann gut erklären", schwärmte Arlind, einer seiner Schützlinge, als er von der Auszeichnung erfahren hatte. Und auch Daniel Reichelt, der Jugendleiter des TSV, schätzt den "Amateur des Jahres" sehr: "Er ist ein feiner Kerl und ein richtig guter Fußballer, der Gott sei Dank in unserem Verein spielt."

Nach dem tragischen Vorfall im Frühjahr 2016 sind seine Eltern nicht nur überglücklich, ihren Sohn wieder gesund auf dem Platz zu sehen. Unheimlich stolz erzählt Vater Martin: "Gleich nach dem Aufwachen im Krankenhaus hat er die Ärzte gefragt, wann er wieder Fußballspielen kann. Für ihn war nie die Frage, ob, sondern wann. Er hat nie gezweifelt. Er hat uns da auch keine wirkliche Wahl gelassen – für ihn war immer klar: Er wird Fußball spielen." Nun geht Yannik seinem liebsten Hobby wieder voller Freude nach und irgendwann wird er rückblickend erzählen können, wie das war mit der um 555 Tage verspäteten Pokalübergabe.

− red