Fürstensteiner ist Scout beim Zweitligisten
Maxi Lüftl: Wie aus dem Spielertrainer der Spielersucher für Kultklub St. Pauli wurde

12.05.2020 | Stand 19.09.2023, 1:35 Uhr


Der Anruf kommt überraschend. Maximilian Lüftl (25) ist so gar nicht darauf vorbereitet. Am anderen Ende der Leitung spricht der Chefscout des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli. Der Kultklub vom Kiez meldet sich beim Landesligafußballer aus dem niederbayerischen Fürstenstein – und will über eine Verpflichtung sprechen. Aber nicht etwa als kickende Verstärkung für den Zweitligakader. Nein, vielmehr soll Maximilian Lüftl künftig selbst dabei helfen, neues Personal für die Profifußballer zu finden. Er soll Scout werden bei St. Pauli – und Lüftl sagt zu.

"Ich habe mich natürlich sehr gefreut und die Chance gerne ergriffen", sagt er über die Anfrage aus dem vergangenen Sommer. Warum die Hanseaten aus dem hohen Norden ausgerechnet ihn auf dem Zettel stehen haben, als sie ihre Scouting-Abteilung erweitern wollen? Diese Frage kann Maximilian Lüftl selbst nicht so genau beantworten. Er weiß nur: "In diesem Geschäft sind die Leute sehr gut vernetzt, vieles läuft über Empfehlungen und gegenseitigen Austausch."

Das Geschäft. Scouting, kein Bereich im Profifußball wird von den Klubs mehr abgeschottet, in keinem Betätigungsfeld gibt es so viele Geheimnisse. Maximilian Lüftl weiß das, er kennt die Regeln aus seiner Zeit beim FC Bayern. Als Werkstudent arbeitet er als Videoscout für den Rekordmeister, durchforstet dort verschiedene Nachwuchsligen nach geeigneten Talenten für die Münchner. Nebenbei spielt Maximilian Lüftl selbst ziemlich erfolgreich Fußball, früher bei Wacker Burghausen, dann in der Regionalliga beim SV Schalding und schließlich jetzt beim Landesligisten FC Unterföhring, wo er seit zwei Jahren als kickender Co-Trainer tätig ist. Dazu studiert er in Bayreuth Sportmanagement, will demnächst den Masterabschluss angehen.

Ein ziemlich sportliches Gesamtpaket, das schließlich auch St. Pauli überzeugt. Seit einem halben Jahr arbeitet Maximilian Lüftl nun für den Zweitligisten, ist dort für den Bereich Süddeutschland sowie Österreich zuständig. "Das passt natürlich super, weil ich ja in München wohne." Dass er weiter für Unterföhring auflaufen und zugleich sein Fernstudium fortsetzen kann, sei eine perfekte Kombination.

Wir porträtiert in den nächsten Wochen Sportler mit einem besonderen Beruf, Hobby, Karriereverlauf oder einer ungewöhnlichen Verletzungsgeschichte. Vorschläge können Sie, lieber Leser, gerne per Mail an heimatsport@pnp.de senden.


Details über seinen Scouting-Job kann Maximilian Lüftl freilich nicht verraten. Anders als viele vielleicht denken mögen, geht es aber nicht in erster Linie darum, irgendein unentdecktes Supertalent aufzuspüren. Vielmehr ist es in der Branche üblich, dass Verein und Cheftrainer vorgeben, auf welchen Positionen man sich verstärken möchte, welche Spielertypen oder -charaktere gebraucht werden.

Mit diesen Profilen beginnt dann die eigentliche Arbeit für die Scouts. "Einen guten Spieler erkennen viele", sagt Maximilian Lüftl und gibt ein Beispiel. "Nehmen wir einen Stürmer, der in der holländischen Liga 15 Tore schießt. Dann weiß man natürlich, dass er gut sein muss. Die Frage aber ist: Funktioniert dieser Spieler auch bei St. Pauli? Funktioniert er in der zweiten deutschen Liga, wo vielleicht ein ganz anderer Fußball gespielt wird?" Am wichtigsten sei es daher, die Vorstellungen und Strukturen des eigenen Vereins genauestens zu kennen, die Qualität des eigenen Kaders mit all seinen Facetten stets im Blick zu haben. Und natürlich wird das Umfeld, die Liga und die Vita des jeweiligen Profis genau studiert. "Nur dann können wir am Ende auch Spieler finden, die zu uns passen, die uns wirklich weiterbringen." Ob der empfohlene Kicker am Ende auch verpflichtet wird? "Das hängt immer von vielen Faktoren ab", sagt Lüftl. "Darauf habe ich als Scout dann keinen Einfluss mehr."

Er selbst weilt seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen in Fürstenstein, hält sich eigenständig sowohl mit als auch ohne Ball fit. Neue fußballerische Ziele verfolgt Maximilian Lüftl derzeit aber nicht, höherklassige Angebote schlägt er vor dieser Saison aus. "Ich bin Sportler durch und durch und will grundsätzlich so hoch wie möglich spielen, aber in meiner aktuellen Situation muss alles zusammen passen. Diese Freiheiten gewährt mir Unterföhring, dementsprechend fühle ich mich auch wohl in dem Verein."

Manchmal streift sich Maximilian Lüftl dennoch ein anderes Trikot über, in der Halle läuft er vergangenen Winter zum Beispiel für die Passauer Eintracht auf. Sein Papa Ernst trainiert den A-Klassisten, Lüftl darf mit Zweitspielrecht ran. "In der Mannschaft sind viele sehr gute Fußballer", sagt er. Außerdem werde bei der Eintracht Integration gelebt, zahlreiche Kicker aus unterschiedlichen Kulturen spielen am Oberhaus zusammen Fußball. Manche sagen gar, die Eintracht sei das St. Pauli von Passau. Von daher passt Maximilian Lüftl gleich doppelt gut dazu ...

Mehr dazu lesen Sie in der Printausgabe der Heimatzeitung, Sportteil.