Kommentar: Corona-Fall als Ausrede für Spielabsage – an Dummheit nicht zu überbieten

18.08.2020 | Stand 19.09.2023, 1:43 Uhr

−Symbolbild: dpa

Es war für die Redaktion nicht zu glauben, was der Sportliche Leiter eines niederbayerischen Vereins da erzählte. Besser gesagt: Erzählen musste, denn ihn trifft keine Schuld.

Während der Recherche zu den Hintergründen der vielen Spielabsagen am vergangenen Wochenende war eine weitere Partie auffällig geworden. Ursächlich dafür sei ein Corona-Verdachtsfall in den Reihen einer Gastmannschaft gewesen, schilderte der Trainer des Gastgebers auf Nachfrage glaubhaft. Zu seinem Pech war seine Mannschaft zum zweiten Mal in Folge Leidtragende dieses unglücklichen Zufalls, auch das vorherige Testspiel war aus diesem Grund ins Wasser gefallen.

Ein weiterer Anruf, diesmal beim Abteilungsleiter des scheinbar betroffenen Klubs, offenbarte, was wirklich passiert war. Ihm war nichts von einem Verdachtsfall bekannt. Erst auf interne Nachfrage seinerseits kam ans Licht, was wirklich geschehen war: Der zuständige Teammanager hatte den Corona-Verdachtsfall bloß vorgegaukelt, um das Spiel ohne weitere Nachfragen absagen zu können. Tatsächlich verfügte die Mannschaft einfach nicht über genügend Spieler. Ist das zu glauben?

Eigentlich nicht. Covid-19 bringt Menschen ins Grab. Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass die bayerische Bevölkerung eine Zeit lang nur mit gutem Grund aus dem Haus durfte. Dass Kinder nicht zur Schule, geschweige denn zum Sportverein durften. Eine Infektion oder nur der Verdacht darauf verunsichert Betroffene massiv.

Eine derlei ernste Angelegenheit dann als Ausrede zu nutzen, um ein – mit Verlaub – blödes Testspiel abzusagen, ist an Dummheit nicht zu überbieten – und findet hoffentlich keine Nachahmer!