Judoka Maxi Hinkofer: Als Spätzünder in die Bundesliga

02.02.2015 | Stand 02.02.2015, 15:07 Uhr

Gemeinsames Training: Jeden Freitag trainieren Maxi Hinkofer und seine Schwester Laura in der Viechtacher Grundschulturnhalle. Ab April geht der 100-Kilo-Hüne für Bundesligist Großhadern auf die Matte. − F.: Pangerl

Bayerischer Meister bei den Herren, deutscher Hochschulvize und nun wartet sogar die Bundesliga: Keine Frage, für den Viechtacher Judoka Maxi Hinkofer läuft es in den vergangenen Monaten wie am Schnürchen. In Windeseile hat sich der 20-Jährige in der Szene einen Namen gemacht, steht ab April für den mehrfachen Deutschen Meister TSV Großhadern auf der Matte. Dabei war Hinkofer bis vor drei Jahren noch ein Mitläufer in seiner Sportart, relativ erfolglos, körperlich unterlegen und ohne großen Ehrgeiz. "Doch dann ist mir der Knopf aufgegangen", sagt der Student. Seitdem sammelt er Titel um Titel.

Dass Maxi Hinkofer irgendwann einmal zum Judo kommen würde, hat sich schon früh abgezeichnet. Vater Josef (49) und Mutter Margit (44) haben beide in der 2. Bundesliga gekämpft. "Ich bin immer dabei gewesen, habe zugeschaut und mit sieben Jahren dann selbst angefangen", blickt Hinkofer zurück. Mit 14 hat er das erste Mal einen Hänger, keine große Lust mehr auf Judo. "Ich bin zwar dabei geblieben, habe aber parallel mit Leichtathletik angefangen." Der Viechtacher Turnverein, bei dem seine Mutter Geschäftsführerin ist, ist ihm dabei Heimat. In den Wurfdisziplinen geht er bei Wettkämpfen an den Start, irgendwann ist auch das nicht mehr das Seine. "Ich bin auf der Stelle getreten, habe mir dann im Judo wieder mehr gesehen." Er trainiert fleißig, absolviert in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm ein paar regionale Judoturniere. "Selbst da habe ich keinen Erfolg gehabt, andere waren körperlich viel weiter als ich." Irgendwann jedoch packt ihn dann aber der Ehrgeiz, "zum optimalen Zeitpunkt". Mit zunehmendem Engagement kommen schließlich Kraft und Erfolg. Höhepunkt der Plackerei des 1,93 Meter großen Judo-Spätzünders ist der Titel bei den Bayerischen Meisterschaften der Herren in der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm vergangenen November – und natürlich der Wechsel nach Großhadern.

"Trainer Ralf Matusche hat gesehen, wie ich bei den Meisterschaften gegen seine Leute gewonnen habe. Er hat mich dann überzeugt, den Schritt in die Bundesliga zu machen", erklärt der Viechtacher. Zweimal die Woche – einmal in Großhadern, einmal zu Hause im Bayerischen Wald – trainiert der 100-Kilo-Hüne derzeit für die große Aufgabe, die ihn ab April erwartet. Zudem geht es jeden Tag in den Kraftraum. Ein enormes Pensum, gerade auch, weil den 20-Jährigen sein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik ordentlich fordert. Seit Oktober 2013 ist er an der Universität der Bundeswehr in München eingeschrieben, war davor ein Jahr auf der Offiziersschule.

"Die Bundeswehr hat mich schon immer interessiert. Nach dem Abitur 2012 am Dominicus-von-Linprun-Gymnasium habe ich mich dort beworben." 13 Jahre musste er sich verpflichten, dafür finanziert ihm die Bundeswehr sein Leben. "Die Ausbildung ist schon enorm aufwendig und schwierig mit dem Sport unter einen Hut zu bringen", bedauert der Kampfsportler, der bisher für den 1. FC Rötz (Lkr. Cham) in der Bayernliga kämpfte. Denn trotz seiner Erfolge hätte er sich eigentlich mehr erwartet. Verletzungen und Prüfungsstress haben ihm eine noch bessere Bilanz verhagelt. "Mein Studium gefällt mir, aber es ist einfach sehr viel Stoff und das Lernen lässt sich oft schwer mit dem Sport vereinbaren."

Nichtsdestoweniger hat sich Maxi Hinkofer für die Zukunft viel vorgenommen. Er möchte sich bei Großhadern durchbeißen und 2016 bei der Deutschen Meisterschaft vorne mitmischen. "Das ist ein realistisches Ziel, auch wenn es für ganz vorne wohl nicht reichen wird. Gerade gegen die Sportsoldaten, die Tag und Nacht trainieren, wird es extrem schwer", sagt Hinkofer nüchtern. Mit der Sportfördergruppe hatte auch er geliebäugelt, doch die rigorosen Aufnahmekriterien konnte der Viechtacher nicht erfüllen. "Dafür war ich einfach noch nicht gut genug", gibt er offen zu. Für 2017 hat der Judoka seinen Studienabschluss angepeilt, "danach werde ich für die Fördergruppe wohl zu alt sein".

Neben Studium und Sport bleibt dem Wahl-Münchner nur wenig Zeit für Zerstreuung. "Klettern, Parcours, Schwimmen: Ich brauche auch in der Freizeit Action", betont Hinkofer. Freundin hat er keine. Dafür steht ihm seine Familie mit Rat und Tat zur Seite. "Mit Papa wird jeder Kampf intensiv analysiert, ich denke jeden einzelnen nochmals durch", erklärt der Braungurtträger: "Das bringt mich weiter, hilft mir, für die nächsten Kämpfe zu lernen." Auf die "ganz lange Bank" will er die Prüfung für den Schwarzgurt schieben. "Da habe ich keine so großen Ambitionen. Ich kämpfe lieber." Vorbilder dafür sind die Olympiasieger Ilias Iliadis (Griechenland) und der Franzose Teddy Riner. "An ihrem Kampfstil orientiere ich mich."

Orientieren an ihm tun sich seine beiden jüngeren Geschwister Laura (17) und Michael (13), beide ebenfalls mit dem Judo-Gen infiziert. "Sie werden vermutlich noch erfolgreicher als ich, profitieren von mir und unseren Eltern", sagt Hinkofer voller Stolz.