Jahn Regensburg fehlt eine halbe Million Euro: Drittligist muss jetzt jeden Euro zehnmal umdrehen

10.02.2017 | Stand 10.02.2017, 11:05 Uhr

Auch an der Continental Arena war Bauunternehmer Tretzel beteiligt. Ein fest eingeplantes Darlehen von 500000 Euro muss Jahn-Geschäftsführer Christian Keller (kleines Bild) nun irgendwie ersetzen. − Fotos: imago/dpa

Dem SSV Jahn Regensburg fehlen in der laufenden Spielzeit 2016/17 bereits freigegebene Mittel in Höhe von 500 000 Euro. Das bestätigte Geschäftsführer Christian Keller der "Mittelbayerischen". Dabei handelt es sich um ein Darlehen des Bauunternehmers Volker Tretzel, der in die Korruptionsaffäre um den mittlerweile des Amtes enthobenen Oberbürgermeisters Jürgen Wolbergs verwickelt sein soll. "Diese Liquidität war natürlich fest eingeplant, um unseren laufenden Geschäftsbetrieb zu finanzieren", sagte Kelller im Interview. Die halbe Million Euro gelte es nun aufzutreiben, um fixe Kosten wie Gehälter und Energie decken zu können.

Der Geschäftsführer hofft, die Anzahl an Sponsoren und die dadurch zu erzielenden Einnahmen steigern zu können. Momentan nehme man 3,5 Millionen Euro von 210 Partnern ein, zum Zeitpunkt des Zweitliga-Abstiegs 2013 waren es 1,5 Millionen Euro von 60 Partnern. "Wir müssen in den kommenden Jahren auf 300 Partner und eine Summe von 4,5 Millionen Euro kommen", forderte Keller.

Zudem habe man "im Spielbetrieb – wo immer möglich – massive Einsparungen vorgenommen." Dazu zähle auch, dass Teile des Stadions für Zuschauer nicht geöffnet wurden. "Wir waren fleißig, aber das reicht natürlich nicht aus, um eine Lücke dieser Größe zu schließen." Existenzgefährdend sieht Keller die Lage beim Fußball-Drittligisten allerdings nicht: "Ich bin überzeugt, dass wir die Situation meistern werden. Wir drehen ja ohnehin beim SSV Jahn jeden Euro immer fünfmal um, jetzt tun wir das eben zehnmal."

Dass sich Jahn Regensburg auf dem Transfermarkt zurückhielt und im Winter keine neuen Spieler verpflichtete, begründet der Geschäftsführer nur zum Teil mit der finanziellen Lage. Eher sei man der "Überzeugung, dass wir eine gute Mannschaft und einen breiten Kader haben, mit denen wir die Saisonziele realisieren können."

Der Start in die Rückrunde verlief für Regensburg allerdings eher mittelmäßig: Gegen die direkten Konkurrenten aus Rostock und Großaspach reichte es jeweils zu einem Remis. Momentan rangiert der Jahn auf Platz 11 der Dritten Liga. Der Klassenerhalt dürfte mit acht Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze wohl nicht gefährdet sein. Zu Platz 3, der für die Relegation um den Aufstieg in die 2. Liga berechtigt, fehlen derzeit fünf Punkte. Um noch einmal oben anklopfen zu können, ist ein Sieg beim Aufstiegsaspiranten Hallescher FC am Samstag (14 Uhr) daher wohl zwingende Voraussetzung.

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