Osterhofen
"Ideale Wohnlage für Menschen mit Behinderung"

Bauausschuss besichtigt verkauftes Grundstück im "Altenheimpark" –Stellungnahmen der Beauftragten des Stadtrats

16.02.2021 | Stand 18.09.2023, 5:17 Uhr

Im "Altenheimpark" besichtigte der Bauausschuss mit Bürgermeisterin Liane Sedlmeier die Grenzen des verkauften Grundstücks. Auch weitere Stadträte waren zu dem Vor-Ort-Termin gekommen. −Foto: gs

"Eine Grünfläche in der Stadt darf man nicht verkaufen": Stadtrat Franz Groh hält an seiner Meinung fest. Auf seinen Antrag hin hat sich der Bau- und Umweltausschuss der Stadt Osterhofen (Lkr. Deggendorf) am Dienstag im "Altenheimpark" getroffen, um die Öffentlichkeit teilhaben zu lassen, dass die Stadt hier ihr Grundstück zugunsten eines Wohnungs-Projekts verkauft hat (die OZ berichtete). Der Termin vor Ort sei nur eine Besichtigung, betonte Bürgermeisterin Liane Sedlmeier: Der Beschluss sei schon gefasst und auch schon umgesetzt.

Park teilweise steil, Wurzelwerk in Wegen

Bei Schnee und Nässe stapften die Ausschussmitglieder sowie einige weitere Stadträte, Bürgermeisterin Liane Sedlmeier, Christian Moosbauer und Sabine Altmann vom Bauamt und knapp zehn interessierte Bürger die Grenzen des 2700 Quadratmeter großen Bereichs ab. Die Fläche reicht direkt an die Senioreneinrichtung heran, wobei die Bebauung natürlich entsprechende Abstände zur Grundstücksgrenze einhalten muss. Auch liege noch kein Entwurf vor, so dass noch unklar ist, wie viel bebaut werden soll, stellte Alfons Kastenmeier fest. Allein: Das Altenheim haben dann keinen Zugang mehr zum Stadtpark, sagte Groh.

Der weitere Verlauf der Diskussion erfolgte in der Stadthalle, dabei stellte Bürgermeisterin Liane Sedlmeier die beiden Stellungnahmen von Senioren- und Behindertenbeauftragtem vor: Rosemarie Kagerbauer stellt fest, dass der Zugang zum Parkanteil sehr steil sei und durch die bestehende Asphaltierung immer wieder Wurzelwerk durchgewachsen sei. Für Rollstuhlfahrer, Rollator-Fahrer oder Gehbehinderte sei dieses Gelände ohne Hilfe schwierig zu benutzen. Bereits jetzt sei der sichere Weg in den Stadtpark über den Bürgersteig und die asphaltierte Straße.

Sie erhalte vor allem Anfragen von Menschen mit Behinderung, die noch nicht in einer Einrichtung untergebracht sind, sondern teilweise selbstständig wohnen können: Für sie sei an dieser Stelle eine barrierefreie Wohnanlage geradezu ideal – mit der Nähe zu Stadtpark, Stadtzentrum, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten. Sie sieht diese Lage sogar als besser als die Lage des geplanten Projekts für betreutes Wohnen in der Piechlerstraße neben dem BRK-Heim. Menschen mit Behinderung hätten hier "mehr Möglichkeiten, aktiv am Leben teilzunehmen".

Auch Fritz Gößwein führte Wurzelwerk aus der Asphaltierung, nasses Laub auf den Wegen und das zum Teil sehr steile Areal auf: Das Gelände mache einen "leicht verwilderten Eindruck", so dass er eine gefahrlose Nutzung für die Altenheim-Bewohner "sehr kritisch" sehe.

Einrichtungsleiterin Yvonne Szelinski habe ihm erläutert, das Gelände sei kaum genutzt worden, sie sehe "für das Heim keinen zwingenden Bedarf an der Fläche". Eine ansprechende Bebauung würde sie begrüßen und erwartet eine gefällige Gestaltung.

Groh: erst Besichtigung, dann Diskussion

Fritz Gößwein fügte in seiner Stellungnahme an, im unmittelbaren Umgriff befindet sich "einer der schönsten Stadtparks im Umkreis von 30 bis 40 Kilometern". Osterhofen benötige dringend zusätzliche und möglichst barrierefreie Wohnungen in zentraler Lage. Er sei überzeugt, dass die geplanten Wohnungen von Senioren sehr gut angenommen werden und könne die Wohnanlage nur befürworten.

Stadtrat Franz Groh kritisierte im Bauausschuss, Gößwein habe den Heimbeirat nicht gefragt, sondern "nur über die Senioren gesprochen, aber nicht mit den Senioren." Er betonte zudem seine Absicht, mit dem Antrag den Beschluss öffentlich zu machen. Grohs Vorwurf, die bisherige Nicht-Öffentlichkeit sei ein "Skandal", widersprach Bürgermeisterin Sedlmeier: Grundstücksverhandlungen seien immer nichtöffentlich, auch müsse man demokratische Entscheidungen akzeptieren.

Dies sei keine Kritik an der Verwaltung, meinte Groh. Aber für ihn wäre es richtiger gewesen, erst eine Besichtigung zu unternehmen, dann über den Park und eine eventuelle Bebauung zu diskutieren sowie im Falle einer Befürwortung des Wohnprojekts Alternativangebote einzuholen. "Innen statt außen" gilt hier für ihn nicht: "Das wäre, wie wenn man in München den Hofgarten verkaufen würde." Jetzt hofft er, dass das Überschwemmungsgebiet eine Bauleitplanung unmöglich macht.

Am Rande der Besichtigungstour im Altenheimpark hatten einige Stadträte auch mit den wenigen Besuchern diskutiert: Georg Reischl erinnerte an Parkfeste und Maiandachten, die dort gefeiert worden seien und bedauerte, dass der Park verkauft wurde. "Wohnen und Bäume sollten kein Gegensatz sein", stellt er fest. Dem stimmte Stadtrat Rainer Flieger zu, allerdings gelte für ihn das Gebot der Innenverdichtung.

− gs