Wer folgt auf Keller?
Hauen und Stechen um DFB-Vorsitz: Amateurlager bringt Profis unter Zugzwang – Peters winkt schon ab

11.10.2021 | Stand 11.10.2021, 19:17 Uhr

Führen den DFB interimsmäßig: BFV-Präsident Rainer Koch (hinten) und DFL-Aufsichtsratchef Peter Peters. −Foto: Imago Images

Mit dem Vorstoß der Landesfürsten nimmt das Rennen um das Präsidentenamt beim DFB Fahrt auf, nun sind die Blicke auf das Profilager gerichtet. Mit Peter Peters winkt ein potenzieller Kandidat schonmal ab.

Die Schocknachricht aus dem Amateurlager erreichte Peter Peters unmittelbar vor dem zweieinhalbstündigen Flug nach Skopje. Der Trip zum Auswärtsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Nordmazedonien wurde wohl vorerst zu einer seiner letzten großen Dienstreisen als oberster Funktionär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), den er mit dem bayerischen Fußballer-Chef und Strippenzieher Rainer Koch gemeinsam führt. Das unmissverständliche Signal der Landesfürsten aus dem Hamburger Nobelhotel Lindner traf Peters im Rennen um das Amt des DFB-Präsidenten wie ein K.-o.-Schlag. "Ich habe Interesse gezeigt", sagte der 59-jährige DFL-Aufsichtsratschef bei WDR2: "Ich habe aber genauso deutlich gesagt, dass ich das nur mache, wenn ich das Vertrauen der Amateurvertreter habe."

Das hat er ganz offensichtlich nicht. Denn die Chefs der Landes- und Regionalverbände kündigten an, einen Vertreter oder eine Vertreterin aus dem Amateurbereich beim Ordentlichen DFB-Bundestag am 11. März ins Rennen um die Nachfolge von Fritz Keller zu schicken. "Das muss man respektieren", so Peters.

Der von Kritikern als inkompetent bezeichnete Interims-Co-Präsident mit Schalker Vergangenheit war zuletzt immer wieder als potenzieller Kandidat des Profilagers gehandelt worden. Die Profis sind es auch, die durch den Vorstoß aus dem Amateurbereich nun unter Zugzwang geraten.

Einen Gegenkandidaten ins Rennen zu schicken, ergibt wohl wenig Sinn – schließlich haben die Delegierten der Landesverbände auf dem Bundestag die Stimmenmehrheit. Vielmehr geht es nun darum, sich mit dem Kandidaten aus dem Amateurbereich bestmöglich zu arrangieren.

Wer das sein wird, ist noch völlig offen. Es sei "durchaus möglich", dass es ein völlig Unbekannter wird, sagte Uwe Döring. Es sei wichtig, so der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, "ein Team zu finden und nicht nur eine einzelne Person. Der letzte DFB-Präsident ist auch daran gescheitert, dass man nicht gut miteinander arbeiten konnte im engsten Kreis".

Deshalb streben die 21 Landes- und fünf Regionalverbände auch eine Satzungsänderung zugunsten des neuen Präsidenten an, dem solle eine Richtlinienkompetenz zukommen. Demnach würde der Generalsekretär künftig vom DFB-Präsidium auf Vorschlag des Präsidenten berufen. Ausdrücklich offen zeigten sich die Landesfürsten auch für eine Erhöhung der Zahl der Frauen in der Führungsetage des Verbandes.

Dies dürfte bei der Frauen-Initiative "Fußball kann mehr" gut ankommen, auch wenn die in einigen Bereichen andere Ideen hat. In den kommenden Wochen will die Gruppe ein aktualisiertes Positionspapier veröffentlichen, doch schon jetzt bringt Frontfrau Katja Kraus eine Doppelspitze ins Spiel. "Ich halte das in Anbetracht der Komplexität der Aufgabe für eine notwendige Lösung", sagte die ehemalige Nationaltorhüterin dem Nachrichtenportal t-online.

Peters kann sich eine Frau an der Spitze des DFB vorstellen und hat konkrete Kandidatinnen im Sinn. "Ich persönlich denke, dass es viele kluge Frauen gibt, die auch die Kompetenz haben, im Verband mitzuarbeiten. Und ich persönlich habe auch Ideen und Vorstellungen, wer so etwas machen könnte", sagte Peters. Namen wollte er keine nennen, "das muss ich immer erst mit denen besprechen, die so etwas machen könnten, die ich in meinen Gedanken habe".

− sid, dpa