"Gehen Weg aus Überzeugung mit": BFV und Vereine setzen auf Einigkeit in Corona-Krise

29.03.2020 | Stand 29.03.2020, 17:40 Uhr

In Videokonferenzen hat die BFV-Spitze um Präsident Dr. Rainer Koch in den vergangenen Tagen mit Vereinsvertretern gesprochen. −Foto: BFV

In dieser von großer Ungewissheit geprägten Zeit haben die Vereinsvertreter der Regional-, Bayern- und Landesligisten klar verdeutlicht, dass sie den eingeschlagenen Kurs des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) im Umgang mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie für richtig erachten und auch die weitere Vorgehensweise befürworten: Das ist das Ergebnis von insgesamt zehn Video-Konferenzen der Verbandsspitze um Präsident Rainer Koch, Schatzmeister Jürgen Faltenbacher, Spielleiter Josef Janker sowie Geschäftsführer Jürgen Igelspacher mit Vertretern der 143 Klubs, die auf Landesebene spielen – insgesamt waren 334 Teilnehmer aus Vereinen und Verband in den zehn virtuellen Treffen mit dabei. In Bayern ist der Spielbetrieb bis auf weiteres ausgesetzt, eine Wiederaufnahme erfolgt in jedem Fall erst mit einer mindestens 14-tägigen Ankündigungsfrist.

"Wir werden diese Phase jetzt intensiv nutzen, um gemeinsam mit den Klubs alle bereits weitgehend vorbereiteten Szenarien – von der Wiederaufnahme über Play-off-Regelungen bis hin zum Abbruch – detailliert durchzuspielen und gezielt abzuwägen. Wichtig ist es für uns, dass wir alle an einem Strang ziehen und keine vorschnellen Entscheidungen treffen. Die Existenzsicherung unserer Vereine muss bei allen Überlegungen die tragende Rolle einnehmen. Aktuell sehen wir ja, wozu das führen kann, wenn wir beispielsweise nur die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Amateurfußball-Verantwortlichen in Belgien und England sehen", sagt BFV-Präsident Rainer Koch, der auch nochmals klar verdeutlicht, "dass sich der Fußball jetzt hinten einreihen muss. Die Gesundheit aller geht vor!"

"Werden da jetzt zusammenstehen"

"Wir vertrauen dem BFV, der gerade als besonnener Krisenmanager agiert und die Vereine dabei ebenso im Blick hat wie die staatlichen Maßgaben. Wir gehen diesen Weg so auch aus Überzeugung mit. Wir alle wissen, dass es jetzt nicht nur um die Regionalliga geht, sondern um alle Vereine in ganz Bayern. Wir werden da jetzt zusammenstehen", sagte etwa Markus Wolf, Präsident des 1. FC Schweinfurt 05.

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Hasan Kivran, Präsident von Regionalliga-Spitzenreiter Türkgücü München, ergänzte: "Natürlich gibt es aktuell drängende Fragen, etwa, wer auf- und wer absteigt. Momentan aber weiß niemand, wann und ob es überhaupt weitergehen wird. Von daher macht es aktuell keinen Sinn, jetzt vehement Entscheidungen einzufordern, über die wir am Ende alle unglücklich sind. Auch wenn die Saison nicht zu Ende gespielt wird, bin ich überzeugt, dass die Verantwortlichen der Landesverbände und des DFB faire Lösungen ausarbeiten werden. Aktuell ist es wichtiger, Pläne für den Fall, dass es weitergeht, vorzubereiten. Das macht der BFV und er nimmt die Vereine auch mit. Vielleicht sieht es in ein paar Wochen schon ganz anders aus."

Kein Punktabzug im Insolvenz-Fall

Im Mittelpunkt der Video-Konferenzen mit den Klubs auf Verbandsebene häuften sich im Kern vier Fragen, deren Lösung der BFV mit seinen entsprechenden Mitgliedern in den DFB-Gremien zeitnah durchsetzen möchte. Änderungen in der Spielordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) werden aktuell bereits rechtssicher vorbereitet und sollen in den Ausschüssen beschieden werden.

- Sportliche Auswirkungen bei Insolvenzfällen: Nach den noch gültigen Insolvenzregelungen der Verbände drohen den Vereinen, sollten sie ein Insolvenzverfahren beantragen müssen, etwaige Punktabzüge oder stehen u.U. direkt als Absteiger fest. Der BFV vertritt die klare Meinung, dass diese Regelungen in der aktuellen Lage ausgesetzt werden müssen und Insolvenzen sich nicht auf den sportlichen Bereich auswirken dürfen.

- Saisonende: Das ist aktuell verbindlich in jedem Jahr der 30. Juni. An diesem Datum orientieren sich Vereinswechselvorschriften, Meldefristen oder auch Anmeldungen zum Spielbetrieb. Es ist jedem klar, dass sich das Saisonende in diesem Sommer möglicherweise anders darstellt. Der BFV wird seine Regeln hierzu ändern, sich öffnen und diese gegenüber den Vereinen maximal flexibel handhaben.

- Vertragsspieler (ohne Lizenz): Üblicherweise laufen Vertragsspieler-Verträge auch bis zum 30. Juni, also dem Ende eines Spieljahres. Aktuell gibt es keine Gewissheit, ob das Spieljahr zu diesem Zeitpunkt bereits beendet ist. Also wird der BFV mit allen Landesverbänden und dem DFB abgestimmt vorgehen, um Spielordnungsregelungen anzupassen, die zum einen ein Aussetzen der Zahlungen berücksichtigen, damit die Vereine finanziell entlastet werden und zum anderen gilt es, den Klubs zusätzlich noch spielrechtstechnisch entgegenzukommen.

- Vereinswechsel nach 6 Monaten ohne Einsatz: Aktuell kann ein Spieler, der 6 Monate nicht zum Einsatz gekommen ist, den Verein ohne Zustimmung wechseln. Eine Regel, die sich an einem normalen Spieljahr orientiert. Wir befinden uns aber in einer außergewöhnlichen Lage, also will der BFV hier ebenfalls seine Regeln auf die Bedürfnisse anpassen, die den Vereinen entgegenkommen und nach Möglichkeit dafür sorgen, dass die Rückrunde mit den Anfang März zur Verfügung stehenden Spielern beendet wird.

− red



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