Plattling
Erstes Corona-Sammelrequiem findet statt

Erstes Corona-Sammelrequiem in St. Magdalena am Mittwoch, 15. Juli – Pfarrer Geismar beobachtet Besucherschwund

14.07.2020 | Stand 18.09.2023, 4:41 Uhr

Hereinspaziert: Stadtpfarrer Josef K. Geismar empfängt am heutigen Mittwoch, 15. Juli, um 19 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Magdalena zum Sammelrequiem für die Toten während des Corona-Lockdowns, die vor Ostern verstorben sind. −Foto: Kriegl

Am Mittwoch, 15. Juli, findet um 19 Uhr das erste Corona-Sammelrequiem in der Stadtpfarrkirche St. Magdalena statt. Es ist den Toten während des Lockdowns gewidmet, die noch vor Ostern verstorben sind. Der Hintergrund: Die Beerdigungen waren zu dieser Zeit den strengen Corona-Auflagen unterworfen: Es blieb nur der Gang zum Grab samt kurzem Wortgottesdienst, gestattet war nur der engste Familienkreis, Abstandhalten und Maskengebot schwebten über allem wie ein Damoklesschwert.

Zwei weitere Sammelrequien geplant

Aus diesem Grund entschied sich Stadtpfarrer Josef K. Geismar, zu gegebener Zeit ein Sammelrequiem anzuberaumen. Am Mittwoch, 15. Juli, findet nun das erste statt, es folgt ein zweites gemeinsames Gedenken am Mittwoch, 22. Juni, ebenfalls in St. Magdalena um 19 Uhr, das den Verstorbenen nach Ostern gewidmet ist. Den Abschluss bildet am Donnerstag, 23. Juni, 19 Uhr, ein Requiem in der katholischen Kirche St. Michael.

Wie Friedhofsvorarbeiter Richard Walde mitteilt, gab es in Plattling heuer bereits 67 Beerdigungen, im Vorjahr waren es 130. In Plattling beurkundete Sterbefälle gibt es bisher 38 zu verzeichnen. Darüber informiert Gabi Breu, stellvertretende Sachgebietsleiterin im Einwohnermelde- und Standesamt.

Trauergespräche per Telefon

"Ich bin kein Freund von Beerdigungen im kleinen Kreis", sagt Pfarrer Geismar. Eine große Trauergemeinde gebe den Angehörigen Rückhalt. "Aber Corona hat die Trauerfeiern auf den Kopf gestellt." Die Teilnehmerzahlen sind begrenzt. Man müsse sich anpassen, doch gerade die Trauernden träfen die Corona-Regeln hart. "Sie bräuchten in solchen Momenten eigentlich Zuneigung, eine Umarmung zum Beispiel." Maskengebot und Abstandhalten stünden dem entgegen.

Geismar erinnert sich an einen Fall, bei dem eine ältere Frau eigentlich von ihren Familienangehörigen getröstet worden wäre, doch sie hielten bewusst Abstand. "Die Frau trug eine Maske und Handschuhe und stand etwas einsam da", erzählt Geismar, der mit Wehmut zurückdenkt.

Eine weitere Folge der Pandemie: Geismar führte unzählige Trauergespräche per Telefon. "Die Angehörigen persönlich zu treffen ist natürlich besser", sagt Geismar. Persönliche Emotionen könne man so besser wahrnehmen, ebenso mehr über den Verstorbenen erfahren. "Aber wir sind glücklich, dass uns immerhin der telefonische Weg bleibt."

Stadtpfarrer beobachtet Besucherschwund

Der Weg zum Grab war zu Zeiten des strengen Lockdowns auch immer vom Wetterglück abhängig. "Da im Regen zu stehen, wäre nicht angenehm gewesen", sagt Geismar, "aber wir hatten eigentlich immer Glück mit dem Wetter".

Der Betrieb in den Kirchen allgemein hat sich seit Corona verändert. So ist etwa der Andrang weniger geworden, wie Pfarrer Geismar eingesteht. Auch wenn wegen der Abstandsregeln nicht jeder Platz besetzt werden darf, "reichen die Kapazitäten eigentlich immer aus", sagt Geismar mit ironischem Unterton, der zu verstehen gibt: Er wünscht sich mehr Besucher.

Doch der Pfarrer sieht die Corona-Zeit als "Beschleuniger von Entwicklungen", zu denen er auch den Besucherschwund zählt. Zum einen sei so mancher auf den Geschmack von Fernseh-Gottesdiensten gekommen. "Die Leute haben gemerkt, wie gemütlich sie es Zuhause haben." Andere wiederum hätten generell Angst vor Menschenansammlungen oder wollen keine Maske tragen. "Dabei haben wir in den großräumigen Kirchen eigentlich genügend Luftzirkulation", sagt Geismar. Auch darf nun wieder gesungen werden.

Der Stadtpfarrer beobachtet daneben auch einen Schwund an jungen Gesichtern in den Kirchenbänken. Seitdem feststand, dass das Kommunionsfest verschoben wurde, hätten sich Kinder und Jugendliche in der Kirche rar gemacht, so Geismar. "Aber natürlich gibt es Ausnahmen, die immer fleißig da sind." Woran könnte der Schwund an jungen Gottesdienstbesuchern liegen? "Ich denke das hängt damit zusammen, welchen Stellenwert der Glaube in der Familie hat", sagt Geismar. "Für manche hat die Kommunion eher familiäre oder persönliche Bedeutung – und weniger eine religiöse."