Strava-Stories, Teil 12
Er lässt es ruhiger angehen, aber: wenn Thomas Kapfhammer zuckt, purzeln die Rekorde

07.05.2020 | Stand 17.09.2023, 22:03 Uhr

Der Papa strampelt, der Sohnemann hat’s kuschelig: Thomas Kapfhammer genießt die Familienausfahrten mit Leo (7 Monate) und Frau Caroline noch mehr als seine Trainingsfahrten. −Foto: Kapfhammer

Sie fahren zehntausend Kilometer pro Jahr oder laufen Halbmarathons vor dem Frühstück: In loser Abfolge präsentiert die Sportredaktion die "Strava-Stories": In der Serie stellen wir Hobbysportler/innen aus der Region vor, die Beeindruckendes leisten und ihre Mitmenschen zu persönlichen Höchstleistungen inspirieren, heute Teil 12: Thomas Kapfhammer (35) aus Bad Füssing.

DER SPORTLER
Wenn Thomas Kapfhammer kurz zuckt, sieht der Hintermann binnen Sekunden nur noch eine Silhouette. Egal, wo der gebürtige Fürstenzeller entlangradelt: Die Strava-Rekorde (KOMs) purzeln. Der 35-Jährige lebt heute in Bad Füssing und arbeitet in Patriching bei Passau als Fahrradmechaniker. Die 35 Kilometer Anfahrt bewältigt der Familienvater so oft wie möglich mit dem Rad – 2019 kamen so 21.000 Kilometer zusammen, mehr als in seiner 15 Jahre langen aktiven Zeit als Rennfahrer. 2019 ließ er so beim Mondsee-Marathon die gesamte Konkurrenz hinter sich, ohne spezifisches Wettkampftraining. Der gebürtige Fürstenzeller kam durch den Vater zum Radsport und ist ihm dafür "immer noch sehr dankbar". Auf zwei Rädern hat er Zeit seines Lebens schon 300.000 Kilometer zurückgelegt – siebenmal rund um die Welt. Mittlerweile sind ihm Fahrten mit der Familie die Liebsten: Seine Frau Caroline nimmt dann das zweite Bike – und Sohn Leo (7 Monate) macht es sich im Anhänger gemütlich.

SEIN ZIEL
Für die Bayerische Straßenmeisterschaft am 3. Mai hatte Kapfhammer extra eine Lizenz über den RSV Passau beantragt, auch den Titel beim Mondsee-Marathon hätte er gern Ende Juni verteidigt. Letzterer wurde vom Veranstalter für das Jahr 2020 bereits abgesagt. Für die Meisterschaft, die nahe Passau ausgetragen wird, wurde als vorläufiger Ausweichtermin der 4. Oktober festgelegt.

SEINE MOTIVATION
"Ich fahre nicht wegen irgendwelcher Wettkämpfe", sagt Thomas Kapfhammer, "sondern weil es eine der schönsten Sportarten ist, die ich kenne." Die App Strava mache es obendrein möglich, sich ohne Wettkampf mit anderen zu messen: "Das ist eine klasse Herausforderung und man findet die Motivation, um kurz Vollgas zu geben." Zum Leidwesen der anderen Fahrer: "Hin und wieder ärgere ich die Burschen halt ein bisschen", sagt er und lacht.

SEIN TRAINING
"Ich fahre einfach, wie ich lustig bin", sagt Kapfhammer, der 2015 mit den Lizenzrennen abschloss und nur noch bei Wettbewerben antritt, wenn es grad passt. Wichtiger als der volle Fokus aufs Radfahren war und ist es ihm, sich die Lust an der Bewegung zu behalten. Im Winter hält er sich gern mit Skilanglauf (Skatingtechnik) und Skitourengehen fit – aber auch hier stehen der Spaß und die Familienverträglichkeit an erster Stelle.

SEINE ERNÄHRUNG
Kapfhammer scherzt und sagt: "Ich wiege nix in Gramm ab..." Er ernährt sich ausgewogen: Fisch, Fleisch, Gemüse, Obst – alles darf auf den Teller.

SEINE LIEBLINGSROUTE
"Vor Corona bin ich gern in den Sauwald gefahren, das ist auch heute noch meine Lieblingsgegend. Da lässt sich super trainieren, mit vielen Höhenmetern", erzählt Kapfhammer. Nach der Grenzschließung schwenkte er um und fuhr hauptsächlich im Rottal. "Es ist schon erstaunlich, welche schönen Strecken man hier findet, über Füssing nach Pfarrkirchen zum Beispiel. Ich habe das jetzt in der Zeit umso mehr schätzen gelernt. Meistens fährt man ja doch die gewohnten Strecken ab."

SEINE AUSRÜSTUNG
Die meisten Fahrten legt er auf einem 7,5 Kilogramm leichten Giant TCR Advanced zurück. "Ich bin kein Grammjäger", sagt der Radmechaniker im Hinblick auf die Mode, das Rad mit allen möglichen Tricks so leicht wie möglich zu tunen. Mit einem über 35 Jahre alten Bianchi nimmt er gern an klassischen Rennen wie dem "in velo veritas" im Weinviertel teil.

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