Elfer-Desaster für die Bayern nach einem "Höllenspiel": BVB fährt nach Berlin

29.04.2015 | Stand 29.04.2015, 9:05 Uhr

Fassungslos: Die Bayern sind nach einem Elfer-Drama im DFB-Pokal-Halbfinale mit vier verschossenen Strafstößen gegen Borussia Dortmund ausgeschieden. − Foto: dpa

In einem irren Pokalspiel hat Borussia Dortmund die lange überlegenen Bayern doch noch bezwungen. Der BVB kann seinem scheidenden Coach Jürgen Klopp damit noch einen letzten Titel schenken, für die Münchner ist kurz nach der 25. Meisterschaft der Triple-Traum geplatzt.

In einem eigentlich schon verlorenen Halbfinale feierte der BVB am Dienstagabend einen 2:0-Sieg im Elfmeterschießen, weil die Münchner Philipp Lahm, Xabi Alonso, Mario Götze und Manuel Neuer allesamt patzten. Pierre-Emerick Aubameyang hatte die Gäste vor 75 000 Zuschauern zuvor mit seinem 1:1 in der 75. Minute in die Verlängerung gerettet, nachdem der frühere Dortmunder Robert Lewandowski (29.) den lange klar überlegenen Cupverteidiger in Führung gebracht hatte.

Zwei Tage nach dem Gewinn des 25. Meistertitels und eine Woche vor dem Champions-League-Halbfinale in Barcelona ist damit der angepeilte Dreifach-Triumph für Pep Guardiolas Team passé. Dennoch sagte der Trainer: "Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, ich bin sehr zufrieden und ich gratuliere Dortmund." Dagegen wetterte Thomas Müller: "Wir haben nicht wirklich was falsch gemacht, aber gehen als Verlierer vom Platz. Das kotzt mich an." Zu allem Überfluss zog sich der gerade erst genesene Arjen Robben kurz nach seiner Einwechslung einen Muskelbündelriss in der linken Wade zu und fällt für den Rest der Saison aus

Klopp: "Ein Höllenspiel"

"Das war ein Höllenspiel heute", befand BVB-Coach Klopp. Die Dortmunder erreichten zum insgesamt siebten Mal das Pokal-Endspiel und peilt am 30. Mai in Berlin seinen vierten Cupsieg an. Gegner dort ist der Gewinner der Partie zwischen Drittligist Arminia Bielefeld und dem favorisierten VfL Wolfsburg, die am Mittwochabend ausgetragen wird. Fehlen wird der Borussia dann Mittelfeldspieler Kevin Kampl, der in der 108. Minute Gelb-Rot sah.

Auf "Krawall gebürstet" wollte Coach Klopp mit dem BVB den alten Rivalen FC Bayern ärgern, der scheidende Trainer hatte deshalb auch den von den Münchner Bossen angebotenen Blumenstrauß abgelehnt. Zwar wählte Klopp eine mutige Aufstellung mit den Startelf- Rückkehrern Marco Reus und Ilkay Gündogan, doch die Hausherren kontrollierten zunächst die Partie. Der Titelverteidiger war präsenter, entschlossener in den Zweikämpfen und sicherer im Spielaufbau.

Und dann wurde die Borussia auch noch mit ihren eigenen Mitteln übertölpelt. Shinji Kagawas ungenaues Zuspiel beim Konter erahnte Medhi Benatia, der lange Pass des Verteidigers fand die BVB-Defensive entblößt. Lewandowski startete durch, hob den Ball zunächst über Gäste-Torwart Mitch Langerak an den Pfosten, ehe er frech aus spitzem Winkel den Nachschuss durch die Beine von Sokratis zum 1:0 versenkte.

Bayern nachlässig

Zu Beginn der zweiten Hälfte hätten die Bayern schon alles klar machen können. Zweimal rettete Langerak die Dortmunder mit tollen Paraden gegen Thomas Müller (48.) und Thiago (57.). In der 55. Minute traf Lewandowski die Latte, ehe Referee Peter Gagelmann beim Nachsetzen von Müller ein klares Handspiel von Marcel Schmelzer übersah. Manuel Neuer meinte nach Spielende vielsagend: "Ich hab’s von meiner Position aus deutlich gesehen. Und ich weiß nicht, wie weit weg ich stehe..."

Die Strafe für die Münchner Nachlässigkeiten vor dem Tor folgte völlig unverhofft. Als die Bayern-Abwehr einmal schlecht sortiert war und der ansonsten überzeugende Mitchell Weiser den eingewechselten Henrich Mchitarjan übersah, bediente der Armenier den am hinteren Pfosten lauernden Aubameyang. Dessen Direktabnahme konnte der zuvor gar nicht geprüfte Manuel Neuer erst hinter der Torlinie abwehren. Plötzlich kippte das Spiel. Bei Schüssen von Mchitarjan und des nun aufdrehenden Reus musste Neuer in höchster Not retten. Die in den vergangenen Wochen personell dezimierten Münchner schienen nun platt.

FCB wankt in die Verlängerung

Mit Mühe wankten die Bayern in die Verlängerung. Guardiola versuchte, sein Team wieder aufzurichten. Bastian Schweinsteiger hatte per Kopf zwei dicke Chancen zum Siegtor (102./114.), bei Langeraks Einsatz gegen Lewandowski hätte es erneut Strafstoß geben müssen (116.). Dann triumphierte der BVB im Elfmeterschießen.

− dpa