BFV-Paragraf führt zu kurioser Situation
Elf Grün-Weiß-Spieler in Quarantäne: 0:X-Wertung – Mariaposching bedauert’s

22.08.2021 | Stand 19.09.2023, 2:15 Uhr

−Foto: dpa

Elf Amateurfußballer der Bezirksliga-Reserve der Spvgg Grün-Weiß Deggendorf befinden sich seit Freitag für zehn Tage in Quarantäne. Ein Spieler war vor gut einer Woche aus dem Heimaturlaub zurückgekehrt, fühlte sich trotz negativen Testergebnisses unwohl und wurde nach der Partie gegen Grattersdorf (2:10) positiv auf das Coronavirus getestet.

Das zuständige Gesundheitsamt reagierte und stellte die Kontaktpersonen ab Freitag unter Quarantäne. Zur 1. Mannschaft (Bezirksliga West) hatte der Betroffene keinen Kontakt, sie blieb unbehelligt. Doch für die "Zweite" gab’s Konsequenzen: Vom 18er-Kader sind elf Spieler weg, drei warten auf eine Rückmeldung vom Gesundheitsamt. Dennoch wird das für gestern angesetzte Spiel gegen Mariaposching mit 0:x gegen Grün-Weiß gewertet.

Das liegt an zwei Dingen: an Paragraf 94 aus der aktuell gültigen Spielordnung des Bayerischen Fußball-Verbands und am Interessenskonflikt mit dem Gegner, der Spvgg Mariaposching. Dort wurde am Freitag in einer Spielerversammlung beschlossen, dass man die Anfrage aus Deggendorf ablehnen müsse.

"Ein Spiel unter der Woche wäre für uns nicht in Frage gekommen. Wir haben Studenten und Außendienstler, im schlechtesten Fall fehlen uns dann sechs Mann aus der Stammelf", erklärte der 2. Vorsitzende Gerhard Wanninger und führte die Situation weiter aus: "Außerdem haben wir Termindruck, weil Umbauten am Vereinsheim anstehen. Wir können hinten raus nicht ewig weiterspielen. Dass wir nicht verlegen konnten, tut mir sehr leid für Deggendorf, aber es war aus unserer Sicht alternativlos. Wenn es uns dann mal so gehen sollte, dann haben wir halt dieses Pech", sagte Wanninger, dessen Mannschaft in der A-Klasse Deggendorf eine gute Rolle spielen möchte.

"Wir hätten sieben Spieler gehabt", führt Andreas Schäfer, der Sport-Koordinator der Spvgg Grün-Weiß, zur Deggendorfer Lage aus. Beim Verband rechnet man anders: Laut Paragraf 94 werden all jene Spieler mitgezählt, die in maximal vier vergangenen Spielen des Wettbewerbs – in dem Fall in der A-Klasse Deggendorf – eingesetzt wurden. Bei den Donaustädtern kommt man so auf eine stolze Anzahl von 31 Mann, die mit der Realität aber überhaupt nichts zu tun habe, wenn es nach Andreas Schäfer geht: Von 31 Mann sind elf in Quarantäne, macht 20. Acht spielten in der A-Jugend und standen am Sonntag nicht zur Verfügung, und einige weitere Spieler gehörten zum (erweiterten) Stamm der Ersten und wurden am Samstag beim Sieg über Ergoldsbach von Beginn an eingesetzt, wodurch sie für die 2. Mannschaft ohnehin gesperrt sind. Der Paragraf kommt also auf 20 einsatzfähige Spieler, Deggendorf auf 7: ein Dilemma.

"Es ist schade, dass die Partie nicht verlegt werden konnte. Wenn wir einfach viele Urlauber oder Verletzte hätten, dann wären wir selbst Schuld, aber so bekommen wir ein 0:x und eine Geldstrafe", bedauert Schäfer die Entwicklung. Auch auf das kommende Wochenende wird sich die aktuelle Lage auswirken, denn die elf Spieler werden auch am Sonntag nicht gegen den SV Neuhausen/Offenberg II auflaufen dürfen. Die Quarantäne gilt bis 30. August.