Etliche Corona-Ausbrüche
"Die sportliche Fairness – die ist vorbei": DEL-Klubs laufen Sturm gegen Abstiegsregel

10.01.2022 | Stand 10.01.2022, 6:00 Uhr

Stefan Ustorf, Sportdirektor der Nürnberg Ice Tigers, spricht während einer Pressekonferenz. −Foto: dpa

Etliche Corona-Ausbrüche beschäftigen die Deutsche Eishockey-Liga, schon 30 Spiele müssen nachgeholt werden. Nun zweifeln die Ersten am verbleibenden Wert des sportlichen Wettbewerbs.

Aus einer Liga mit 15 Teams ist eine Elfer-Liga geworden – in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) standen auch am Sonntag nur noch drei statt sieben Spiele auf dem Programm. Gleich vier Mannschaften sind derzeit wegen Corona-Ausbrüchen nicht spielfähig, die DEL ist damit einen Monat vor den Olympischen Spielen besonders gebeutelt. "Erst ohne Zuschauer, jetzt ohne Spieler – das macht nicht wirklich Spaß", sagte DEL-Chef Gernot Tripcke bei Magenta Sport. Die Nervosität im Ligabüro, bei den Klubs und den Spielern ist erhöht, die Termin-Not wächst.

"Ich sperre mich jetzt die nächsten zwei Wochen zu Hause ein", sagte Nationaltorhüter Mathias Niederberger von den Eisbären Berlin angesichts der zunehmenden Corona-Fälle. In drei Wochen soll sich das Nationalteam in Mannheim treffen und am 2. Februar nach Peking aufbrechen. Geht das Infektionstempo in der DEL so weiter, könnte Olympia für einige Spieler in Gefahr geraten. Die DEL gerät in Not, die Olympia-Pause dafür zu nutzen, die derzeit schiefe Tabelle mit Nachholspielen zu bereinigen. Schon mehr als 30 stehen an.

Am Freitagabend glaubte Tripcke noch, die vielen Spielabsagen "in den Griff" zu kriegen. Da waren im EHC München, den Iserlohn Roosters und den Grizzlys Wolfsburg drei Teams in kompletter Quarantäne. Am Samstag wurden dann noch die Bietigheim Steelers vom zuständigen Gesundheitsamt aus dem Spielbetrieb genommen. Dies könnte bald zu Nachholspielen während Olympia führen, was den Spielbetrieb für Teams, die auf ihre besten Profis verzichten müssen, womöglich weiter verzerren würde.

Plädoyer gegen Abstiegs-Regelung

"Die sportliche Fairness in der DEL, in der DEL2, in der Oberliga – die ist vorbei", sagte Nürnbergs Sportdirektor Stefan Ustorf (Foto) jüngst bei Magenta Sport. Zudem bezweifelte der 48-Jährige, dass die Saison wie geplant zu Ende gespielt werden kann. Daniel Pietta, Stürmer des ERC Ingolstadt, widersprach gegenüber dem Donaukurier: "Der sportliche Wert ist immer noch da. Ich gehe davon aus, dass bis Ende März alle Mannschaften zumindest 50 Spiele gespielt haben. Man hat sich darauf geeinigt, dass bei Spielausfällen der Punktekoeffizient zählt." Die Fitness der Profis erlaube zudem Partien an aufeinanderfolgenden Tagen.

Vor allem die abstiegsbedrohten Klubs stellen indes den zu dieser Saison wieder eingeführten Auf- und Abstieg infrage. "Die Fairness lässt mittlerweile Federn", urteilte Iserlohns Sportdirektor Christian Hommel. Die Roosters sind aktuell Letzter und zum zweiten Mal in dieser Saison von Corona besonders betroffen. Am Wochenende entließen sie überdies ihren Trainer Brad Tapper.

Logisch, dass Hommel den drohenden Abstieg verhindert wissen will: "Ich bin klar gegen Auf- oder Abstieg. Es gehört nicht zu unserem Eishockey-Konzept. Es geht nicht, wenn drei bis fünf Teams ums Überleben kämpfen." Auch Ustorf sprach sich im "Tagesspiegel" dagegen aus: "Auf den Auf- oder Abstieg zu pochen macht keinen Sinn. Die halbe DEL2 kämpft ums Überleben. Wir müssen uns überlegen, was wichtig ist. Wir wollen doch keine Standorte verlieren." Noch hält die DEL aber an der Regelung mit der DEL2 fest.

− dpa, DK