DFB-Präsident Grindel verliert vor laufender Kamera die Nerven: "Lassen Sie mich in Ruhe!"

13.03.2019 | Stand 19.09.2023, 0:55 Uhr

Interview beendet: Mit in einem Gespräch mit der "Deutschen Welle" verlässt DFB-Präsident Reinhard Grindel den Raum. −Screenshot: Augustin

Spätestens seit dem WM-Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft 2018 steht Reinhard Grindel massiv unter Beschuss. Der DFB-Präsident sieht sich vielen Vorwürfen ausgesetzt: Fehlender Reformwille, Klüngel. Zuletzt deckten Recherchen des Magazin "Der Spiegel" auf, dass der DFB mit unverhältnismäßig teuren Dienstreisen die Gemeinnützigkeit des Verbandes gefährdet. Wenn sich Grindel öffentlich äußerte, tat er das stets ruhig. Jetzt ist ihm in einem Interview mit der "Deutschen Welle" allerdings der Kragen geplatzt.

Grindel fühlte sich im Interview mit dem Journalisten Florian Bauer zu einseitig befragt. Thema des Gesprächs: Das FIFA-Council, das ab Freitag in Miami tagt. Dabei soll, so heißt es, auch über die Einführung eines Global Nations League und die Aufstockung der Klub-WM abgestimmt werden. Eine größere Weltmeisterschaft der Vereine, an der bisher nur die Kontinentalsieger (in Europa der Champions-League-Gewinner) teilnehmen, sei wirtschaftlich wichtig für kleinere Teams und Ligen, verteidigte Grindel den Schritt.

Angesprochen auf eine mögliche globale Nations League (bisher nur europaweit) wich der DFB-Präsident jedoch immer wieder aus. Er betonte, dass man am Freitag nicht über die Einführung abstimmen werde, sondern erst einmal über "weitere Vorarbeiten". Als der Interviewer nachhakt, wird Grindel zunehmend ungehalten, fühlt sich in die Enge und zur Aussage gedrängt, dass es "nie eine Global Nations League" geben wird. "Jetzt machen Sie doch vernünftige Fragen", fährt er Journalist Bauer an. Der bleibt hartnäckig und Grindel verliert die Nerven. Er legt das Mikrofon ab, steht auf und geht. Im Hintergrund hört man ihn sagen: "Jetzt lassen Sie mich in Ruhe."



Hintergrund: Der kommende Freitag könnte ein einschneidender Tag für den Weltfußball werden. In Miami geht es um nicht weniger als die Zukunft der Sportart, behaupten Experten. Im Raum steht ein Ausverkauf des Fußballs. FIFA-Präsident Gianni Infantino soll planen, große Teile der Vermarktungs- und Marken-Rechte an ein Investoren-Konsortium aus der arabischen Welt und Asien zu verkaufen – 25 Milliarden US-Dollar stehen dafür im Raum. Teil des Pakets soll auch die Vermarktung der Klub-WM und einer möglichen globalen Nations League sein.