"Braucht schon mehr als nur körperliche Präsenz"
DFB-Nachwuchstrainer Mario Himsl: Wie sich das Anspruchsprofil verändert hat

13.06.2022 | Stand 13.06.2022, 14:07 Uhr

Seit knapp einem Jahr als U17-Trainer beim DFB in Verantwortung: Mario Himsl. −Foto: DFB

Seit 1. Juli 2021 ist Mario Himsl (49) aus Otterskirchen (Lkr. Passau) als Assistenztrainer der U17-Nationalmannschaft fester Bestandteil der DFB-Fußball-Lehrer. Der langjährige Nachwuchs-Leiter in Fürth, Regensburg und Unterhaching hat auch Stationen als Verbandstrainer beim BFV und Stützpunktkoordinator des Verbands Mittelrhein hinter sich. Im heimatsport-Gespräch zieht er eine recht positive erste Jahres-Bilanz.

Herr Himsl, bei der EM in Israel ist die deutsche U17 im Viertelfinale auf bittere Weise ausgeschieden. Wie bewerten Sie den Auftritt?
Mario Himsl: Wir waren das gesamte Jahr zuvor ungeschlagen und haben uns auch bei der EM sehr gut präsentiert. Wenn man dann im Elfmeterschießen 2:0 führt und trotzdem das Nachsehen hat, ist das natürlich höchst unglücklich. Dennoch ist die Truppe auf einem guten Weg.

Kann man schon jetzt abschätzen, ob einige der aktuellen Kaderspieler den Sprung in die Bundesliga schaffen werden?
Mario Himsl: Es ist immer schwer vorherzusagen, wie sich die einzelnen Cracks in den nächsten, entscheidenden Jahren noch entwickeln. Ich habe in dem Jahr aber rund 30 Burschen kennengelernt. Sie alle sind charakterlich und von der Einstellung her top, bringen natürlich zudem fußballerisch eine Menge Potenzial mit. Einigen, wie zum Beispiel Paul Wanner vom FC Bayern, traue ich daher schon ganz viel zu.

Fußballerische oder körperliche Vorzüge, worauf wird mehr Wert gelegt bei Sichtungen im Nachwuchsbereich?
Mario Himsl: Tatsächlich war es lange Zeit so, dass die in jungen Jahren schon sehr robusten, größeren Spieler bei den Auswahl-Mannschaften eher zum Zug gekommen sind. Das erlebt man auf internationalen Turnieren noch bei vielen Teams. Wir sehen hier aber schon ein Umdenken. Es geht vermehrt darum, fußballerische Lösungen in bestimmten Situationen wie bei der Spieleröffnung zu finden. Und da braucht es schon mehr als nur körperliche Präsenz.

Die U17-Saison ist abgeschlossen, bleiben Sie in diesem Alters-Segment?
Mario Himsl: Nein, es erfolgt eine turnusmäßige Rotation. Wir übergeben ,unsere‘ Mannschaft an Christian Wörns und seine Kollegen. Cheftrainer Marc-Patrick Meister sowie Heiko Westermann und ich als Assistenten übernehmen künftig die Verantwortung für den U15-Bereich und werden den wieder bis zum U17-Alter betreuen. Ich freue mich schon sehr auf eine weitere spannende Aufgabe.

Interview: Helmut Heininger