Ringen
Deutsche Meisterschaft: Gastgebende Wacker-Ringer in Titel-Laune – Drama um Vizetitel

18.06.2018 | Stand 18.09.2023, 20:23 Uhr
Michael Buchholz

Alles im Griff: In einem Burghauser Finale ist Witalis Lazovski gegen Teamkollege Michael Widmayer obenauf und holt sich den Titel. − Foto: Zucker

Die bayerischen Ringer haben der deutschen Greco-Meisterschaft in Burghausen den Stempel aufgedrückt: Vier der zehn Titel gingen am vergangenen Wochenende in den Freistaat, drei davon an Athleten, die in den Mannschaftskämpfen für Burghausen kämpfen. Im dramatischen Finale gab der Burghauser Andi Maier drei Sekunden vor Schluss den Meistertitel noch aus der Hand.

Mit Witalis Lazovski und Michael Widmayer standen sich im letzten Kampf der perfekt organisierten Veranstaltung am Sonntag zwei Burghauser gegenüber, am Ende setzte sich Lazovski in der Klasse bis 67 Kilogramm überraschend klar mit 3:0 durch und wurde damit erstmalig bei den Männern deutscher Meister. "Ein starker Kampf von Witalis", befand Burghausens Trainer Alexander Schrader, der sich auf der anderen Seite etwas enttäuscht über die Leistung von Widmayer zeigte, der bei Einzelkämpfen ja für den TSV Ehningen und damit für Baden-Württemberg startet. "Michi hat kein richtiges Konzept gefunden und konnte so den Rückstand nicht aufholen."

Bis drei Sekunden vor Ende des Duells in der Klasse bis 63 Kilogramm hielt Burghausens Eigengewächs Maier den Titel in Händen, als er einen 0:2-Rückstand gegen Andrei Ginc mit einem Wurf egalisiert hatte und beim Stand von 3:3 aufgrund der höheren Wertung als Sieger von der Matte gegangen wäre. Gerade als die Burghauser Fangemeinde zum Jubeln ansetzen wollte, verdrängte Ginc den Burghauser am Mattenrand – eine Fußspitze entschied also über den Titel. Grausam! "Auch wenn es bitter ist, das passiert eben im Sport. Mit sechs Burghauser Ringern im Finale können wir aber mehr als zufrieden sein", so Wacker-Vorsitzender Dr. Thomas Frey.

Im Januar wurde Ramsin Azizsir mit dem SV Wacker Burghausen deutscher Mannschaftsmeister, jetzt holte er sich den Titel im Halbschwergewicht (97 kg). "Es läuft, kann man sagen", so Azizsir, der bei den Einzelmeisterschaften für seinen Heimatverein ASV Hof an den Start geht. "Mein Ziel war der Titel, obwohl ich ja eine Klasse aufgerückt bin und drei oder vier Kilo weniger habe als meine Gegner. Das ist mir auf Anhieb gelungen", freute sich Azizsir nach seinem deutlichen 6:2-Finalerfolg über den Hessen Felix Randinger vom TSV Gailbach.

Den dritten Titel sackte der Neu-Burghauser Fabian Schmitt ein, der vom SV Johannis Nürnberg zum deutschen Meister gewechselt ist. Der Vorjahres-Vize legte nach einem Schulterschwung Alexander Ginc in der Klasse bis 55 Kilogramm in der zweiten Runde auf die Bretter und holte sich so hoch verdient die goldene Plakette.

Ein rein bayerisches Finale sahen die rund 600 Zuschauer in der Sportparkhalle in der Klasse bis 82 Kilogramm, in der sich der Burghauser Maximilian Lukas und der Lichtenfelser Hannes Wagner gegenüberstanden. Letztlich setzte sich der Vorjahresmeister technisch überlegen mit 9:0 gegen den Lokalmatador durch – das war schon eine klare Angelegenheit.

In der Klasse bis 60 Kilo verteidigte der Köllerbacher Etienne Kinsinger gegen den Westendorfer Christopher Kraemer mit 5:1 seinen Titel, wie im Vorjahr stand auch der Schifferstädter Denis Kudla in der Klasse bis 87 Kilogramm ganz oben auf dem Treppchen. Der olympische Bronzemedaillengewinner von Rio feierte einen Überlegenheitssieg gegen Simon Weißhaar aus Südbaden.

Der schnellste Sieg gelang Doppelweltmeister Frank Stäbler mit einem Kopfzug nach wenigen Sekunden gegen den Hessen Andrei Kurockin, nachdem der Musberger im letzten Jahr verletzt aufgeben musste. Florian Neumair aus Südbaden sicherte sich Gold in der Klasse bis 77 Kilo, im Schwergewicht verteidigte der Brandenburger Christian John seinen Titel gegen den Mainzer Etka Sever, der im letzten Jahr noch im Halbschwergewicht Meister war.

Mit 109 Punkten ging die Länderwertung deutlich vor Württemberg (66) und dem Saarland (62) an Bayern und so zeigte sich auch Landestrainer Matthias Fornoff mehr als zufrieden: "Ein ganz starkes Resultat für uns."