Der Bart wächst, die Tore fallen bei Hachings Rekord-Torjäger Stephan Hain

16.11.2018 | Stand 19.09.2023, 0:46 Uhr
Jonas Schützeneder

Gute Laune hat Stephan Hain derzeit. Mit der Spvgg Unterhaching schnuppert der Bayerwäldler in der 3. Liga an den Aufstiegsplätzen – was auch an seiner eigenen Treffsicherheit liegt. −Foto: Sven Leifer

Andere hätten den Meilenstein für ausgelassenen Jubel oder emotionale Instagram-Posts genutzt. Nicht so Stephan Hain (30), für viele die Bescheidenheit in Person im Profi-Fußball. "Mir war das gar nicht so bewusst, ich habe mich einfach für die Mannschaft gefreut, weil wir gut gespielt und hoch gewonnen haben", erzählt der Stürmer aus Zwiesel im Landkreis Regen der Heimatzeitung.

Gewohnt ruhige Worte von einem, der gerade Historisches geleistet hat. Mit 65 Toren ist Hain seit seinem Doppelplack beim 6:0-Heimsieg am vergangenen Wochenende gegen Fortuna Köln der beste Torjäger in der Geschichte der Spvgg Unterhaching. Bis dahin hatte Francisco Copado diese Ehre innegehabt.

Saubere Ballannahme, kurzer Schwenk nach links, der Gegner verliert das Gleichgewicht und Hain nutzt den kurzen Vorteil für einen schönen Schlenzer ins lange Eck – das 6:0 in einem einseitigen Spiel und trotzdem das Tor das Tages im Hachinger Sportpark. "Ich freue mich sehr für Stephan, aber auch einfach für die Mannschaft. Der Sieg war ungemein wichtig", sagte Trainer Claus Schromm nach dem Spiel.

Und auch sein Rekord-Schützling verwies sofort auf das Team, denn "nach der unglaublichen Serie mit sieben Unentschieden in Folge mussten wir einfach unbedingt gewinnen." Ebenfalls unglaublich: Trotz dieser Serie stehen die Oberbayern mit 24 Punkten auf Rang 6 nur ganz knapp hinter dem Tabellenzweiten aus Münster (26). Der Bayerwäldler warnt trotzdem: "Es sind auch nur sieben Punkte bis zum ersten Abstiegsplatz, also muss man weiter höllisch aufpassen in dieser engen Liga."

Er selbst steuert jedenfalls weiter zuverlässig seine Tore bei. Der Doppelpack gegen Köln brachte Hain zurück auf Platz 1 der Torjäger in der 3. Liga (neun Tore und drei Vorlagen). Im Vorjahr zählte er mit 18 Toren ebenfalls zu den besten Stürmern. "Natürlich würde ich diese Marke gerne wieder erreichen und übertreffen. Mit dem neunten Tor noch vor der Winterpause liege ich ja recht gut", scherzt er. Mit Jena, Kaiserslautern und Lotte warten allerdings drei unangenehme Gegner auf die Hachinger. "Wenn wir danach weiter oben dran sind, ist alles möglich", findet Hain, der genau wie der ganze Verein nicht über einen möglichen Aufstieg sprechen will.

Konkreter wird es dafür beim Blick in die Zukunft. Im Sommer läuft der Vertrag des Angreifers aus. Allerdings verlängert sich das Arbeitspapier im Falle eines Klassenerhalts um ein Jahr. Darauf will man beim Drittligisten aber nicht warten: Es laufen bereits Gespräche über eine vorzeitige Verlängerung. Für Hain eine schöne Bestätigung: "Wenn man über 30 ist, freut man sich natürlich über das Vertrauen und einen längeren Vertrag besonders. Ich fühle mich unglaublich wohl hier und gehe davon aus, dass ich weiter hier spielen werde." Die Fans und Verantwortlichen dürfte eine solche Ansage ihres "Mr. Unterhainching" sicher freuen.

Der Angreifer hat nicht erst seit dem Aufstieg in die 3. Liga ("No Hain, no party") Kultstatus. Sein langer Bart und die Ähnlichkeit zu NFL-Quarterback Ryan Fitzpatrick sorgen regelmäßig für lustige Social-Media-Posts. "Ich finde die Aktionen lustig, mein Bart wächst auch noch weiter, wird nur regelmäßig etwas gestutzt. Solange meine Frau kein Veto einlegt, lasse ich ihn noch weiter wachsen", verrät Hain lachend. Und auch als Hachinger Rekord-Torjäger hat er noch Ziele. "Mein Vorgänger Francisco Copado hat seine meisten Tore ja in einer anderen Liga erzielt", sagt Hain bescheiden, meint damit aber auch: Wenn alles gut läuft, soll sein Klub möglichst bald wieder in der 2. Liga spielen. Dort, wo früher Copado für die Treffer sorgte, könnte Hain die nächste große Marke angreifen: Das 100. Tor in einem Profi-Pflichtspiel (aktuell 85) ist nicht mehr weit entfernt.