Eisschwimmen
Christof Wandratsch untermauert seine Weltcup-Führung – und freut sich auf Start im frostigen Lappland

11.02.2016 | Stand 18.09.2023, 20:13 Uhr

Im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen muss sich "Wandi" bei den nächsten Wettkämpfen in Schweden, zu denen er an diesem Donnerstag aufbricht. Im Wasser soll’s dort kaum mehr als ein Grad haben. − Foto: Archiv/Zucker

Er hat sich fest in den Kopf gesetzt, heuer Weltcup-Gesamtsieger im Winterschwimmen zu werden – und Christof "Wandi" Wandratsch ist weiter auf bestem Wege, dieses Ziel zu erreichen. Beim jüngsten Weltcup im Lake Windermere im Nordwesten von England räumte der Haiminger wieder groß ab. Und bereits am Donnerstag macht er sich auf den Weg zur nächsten Weltcup-Veranstaltung in Schweden.

"Es hätte nicht besser laufen können", fasst Wandratsch seine Wettkämpfe im größten englischen Natursee kurz und prägnant zusammen. Mit sechs Starts hatte er dort ein Mammutprogramm absolviert, noch dazu höchst erfolgreich. Über drei längere Distanzen – 240, 450 und 1000 m Freistil – wurde der 49-Jährige Gesamtsieger, über drei kürzere – 30 m Brust sowie 60 und 120m Freistil – jeweils Zweiter hinter Henri Kaarma aus Estland. Und in seiner neuen Altersklasse "Männer 50 bis 54" war Wandratsch, der erst im nächsten Dezember das halbe Jahrhundert vollmacht, ohnehin konkurrenzlos und gewann alles.

Mit Blick auf die Weltcup-Gesamtwertung, die er bereits anführte und nun verteidigen konnte, hatte er im Vorfeld verlauten lassen: "Die Zeiten sind zweitrangig, es zählen nur die Ergebnisse", sprich Platzierungen. Am Ende aber zeigte sich Wandratsch selbst mit seinen Zeiten "absolut zufrieden". Die 1000 m, Königsdisziplin der Winterschwimmer, legte er bei Wassertemperaturen um sechs Grad im abgetrennten Bereich eines Yachthafens in flotten 12:42 Minuten zurück. Henri Kaarma, sein Freund und Dauerrivale, brauchte eine ganze Zeigerumdrehung mehr. Die Leistung von Wandratsch ist umso höher zu bewerten, weil sich das Wetter über Nacht verschlechtert hatte: "Es war total stürmisch geworden und die Rennen wären fast abgebrochen worden", erzählt er.

Über 450 m, die zweitlängste Distanz, war Wandratsch am ersten der beiden Wettkampftage sogar neue persönliche Bestzeit geschwommen. Beim Sieg in 5:17 Minuten unterbot er seinen bisherigen Rekord auf einen Schlag um 33 Sekunden – und gab Kaarma deutlich das Nachsehen, obwohl der mit 5:30 Minuten ebenfalls äußerst schnell war. Im Rennen über 240 m, das auch am zweiten Tag stattgefunden hatte, trotzte Wandratsch dem Wellengang von allen Teilnehmern am besten und blieb in 2:49 als Einziger unter der Drei-Minuten-Marke. Sein estnischer Kontrahent hatte auf einen Start verzichtet, um Kräfte für den danach folgenden 1000-m-Wettkampf zu sparen.

Zeit zum Durchschnaufen gibt’s für die Winterschwimmer während der kurzen Saison indes kaum. In Skelleftea, einer Kleinstadt an der Ostseeküste im schwedischen Teil von Lappland, trifft sich die Weltelite bereits am Wochenende wieder. "Das wird jetzt richtiges Eisschwimmen", sagt Wandratsch, nach dessen Informationen das Wasser dort kaum mehr als ein Grad hat. Die Lufttemperaturen sollen laut Prognosen im strammen Dauerfrostbereich von minus fünf Grad und kälter sein.

"Dark and cold" sei das Motto der Veranstaltung, schmunzelt der Extremschwimmer, der beruflich als Lehrer in Burghausen tätig ist. Dass gerade Faschingsferien sind, kommt ihm bestens zupass, um erstmals bei Rennen in Schweden ("da war ich noch nie") an den Start zu gehen. Dass auf dem Wettkampfplan in Skelleftea nur Sprintstrecken zwischen 25 und 200 m stehen, schreckt Ausdauerspezialist Christof Wandratsch jedoch ebenso wenig wie die extrem harten Bedingungen: "Lieber kalt als Schmuddelwetter", findet er.