Aufgabe für die Ewigkeit
„Modernes, das sich in die Tradition einfügt“: Architekturpreis für die Passauer Dombauhütte

10.05.2024 | Stand 10.05.2024, 11:00 Uhr

Bei der Enthüllung der regiNO-Plakette (l.) und der Plakette zum UNESCO-Kulturerbe (r.): Stefan Kohlmeier (v.l.) und Volker Kilian von Arc Architekten, Regierungspräsident Rainer Haselbeck, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau Norbert Sterl, Bereichsleiter Hochbau Gerald Escherich sowie Hüttenmeister Jérôme Zahn. − red/Foto: Staatliches Bauamt

Mit dem Regionalpreis regiNO zeichnet der Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) alle drei Jahre bemerkenswerte zeitgenössische Architektur in der Region Niederbayern-Oberpfalz aus. Eine von zwei in Niederbayern in diesem Jahr vergebenen Auszeichnungen ging an das Staatliche Bauamt Passau und die Arc Architekten Partnerschaft mbB, Bad Birnbach, für den Werkstattneubau der Dombauhütte in Passau.

Zur Enthüllung der Plakette, die an exponierter Stelle an der Dombauhütte angebracht ist, kam eigens Regierungspräsident Rainer Haselbeck nach Passau.
Die Jury würdigte bei der Verleihung des Preises die handwerkliche Gestaltung und gestalterische Zurückhaltung des Zweckbaus, „weil er der barocken Fassadenkunst nicht nur den Vortritt lässt, sondern sie angemessen zeitgemäß weiterschreibt“. Regierungspräsident Rainer Haselbeck gratulierte den Planern und Architekten: „Mit dem Neubau der Dombauhütte ist es Ihnen gelungen, Modernes zu schaffen, das sich zugleich in die Tradition einfügt. So ist diese wunderbare Hütte entstanden, in der eine wichtige Tätigkeit ausgeführt wird, um unseren großartigen Dom in Niederbayern zu erhalten.“

Alte Dombauhütte aus dem Jahr 2030 entsprach nicht mehr den Anforderungen


Ausgangsbasis für das neue Werkstattgebäude war die alte Dombauhütte, die 1930 im Domhof als Holzanbau am Dom errichtet und 1955 an den heutigen Standort am Residenzplatz umgesetzt worden war. „Diese war aus Altersgründen nicht mehr nutzbar und entsprach auch nicht mehr den Anforderungen an eine Werkstätte“, erklärte Leitender Baudirektor Norbert Sterl, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau.

Für den Neubau wurde die zur Verfügung stehende Grundstücksfläche maximal ausgenutzt: Auf dem trapezförmigen Gebäudegrundriss wurden die für den Hüttenbetrieb notwendigen Werkstatt- und Lagerräume geschaffen, die rund 140 m2 Nutzfläche umfassen. Bei der äußeren Gestaltung des Neubaus war es ein besonderes Anliegen, für die neue Bauhütte eine bewusst schlichte, aber zugleich anspruchsvolle Bauform zu finden, die die Passauer Dombauhütte auch als Teil des „Immateriellen Kulturerbes Bauhüttenwesen“ am Residenzplatz repräsentiert.

Grundkonzept „hervorragend umgesetzt“



„Dieses Grundkonzept, das von unseren Architekten im Bereich Hochbau des Staatlichen Bauamts entwickelt wurde, hat das Büro Arc Architekten nicht nur hervorragend umgesetzt, sondern auch stimmig weiterentwickelt“, sagte Sterl, der besonders den nach Osten geneigten First als gute Idee hervorhob: So konnte der Ostgiebel der Bauhütte zum Residenzplatz hin niedrig gehalten werden, wodurch die Choransicht des Doms möglichst wenig verdeckt wird.
Eine weitere Besonderheit ist die durchgängige Holzverkleidung, auch übers Dach. „Die Holzbauweise unterstreicht den temporären Charakter der Bauhütte. Fenster und Öffnungen wurden so konstruiert, dass in der Werkstatt ausreichend Tageslicht herrscht, doch von außen ist sie nicht einsehbar – schließlich sollte es keine Schauwerkstatt sein“, erklärte Volker Kilian vom Architekturbüro Arc Architekten.

Im neuen Gebäude lässt es sich gut arbeiten


Im neuen Gebäude lässt es sich gut arbeiten, erklärte Hüttenmeister Jérôme Zahn. Die bis zu sieben Meter hohe Steinmetzwerkstatt ist über Oberlichtfenster im Dach sowie in der Westfassade belichtet und verfügt über sieben Arbeitsplätze, die für die Arbeit am Stein mit einer Absauganlage ausgestattet sind. Die Arbeitsplätze werden über eine Krananlage angedient, die Werksteine bis zu 3,2 Tonnen bewegen kann. Im Dachgeschoss über dem Lagerraum befindet sich eine Werkstatt für kleinere Restaurierungs- und Reparaturarbeiten.
„Sie finden hier beste Voraussetzungen für Ihre Tätigkeit, bei der Sie mit ursprünglichen Methoden für den Erhalt unseres Doms sorgen. Es ist eine Aufgabe für die Ewigkeit und zugleich ist auch ihr Arbeitsplatz etwas Besonderes“, stellte Regierungspräsident Rainer Haselbeck fest.

Neue Plakette enthüllt



Zusammen mit Behördenleiter Norbert Sterl enthüllte Regierungspräsident Rainer Haselbeck die Plakette zum Regionalpreis. Daneben ist noch eine weitere Plakette angebracht, welche das Bauhüttenwesen als immaterielles UNESCO-Kulturerbe ausweist: Diese Auszeichnung wurde bereits 2020 verliehen.
Im Anschluss ging es auf das Baugerüst der Domchor-Nordseite, wo Hüttenmeister Jérôme Zahn über die aktuellen Arbeiten der Dombauhütte informierte. An Enthüllung und Führung nahmen neben Regierungspräsident Rainer Haselbeck und Behördenleiter Norbert Sterl auch Judith Hartmannsgruber, Florian Riesinger, Stefan Kohlmeier und Volker Kilian von Arc Architekten sowie Hochbau-Bereichsleiter Gerald Escherich, Bauoberrat Peter Hellauer und Anna Maria Michetschläger vom Staatlichen Bauamt teil. Weiterer Preisträger ist das Architekturbüro Feil, Regensburg, das einen Vierseithof in Baierbach in ein Gemeindezentrum umgestaltet hat.

− red