Israelisches Duo Oracion beschließt Passauer Saiten
„In Passau wie im Himmel, zu Hause die Hölle auf Erden“

19.03.2024 | Stand 25.03.2024, 20:17 Uhr
Walter Peschl

Umjubelter Abschluss des Festivals: Shiri Coneh an der Gitarre (mit Shmuel Elbaz an der Mandoline). − Fotos: Sebastian Ambrosius

Mit einem mitreißenden wie berührenden Konzert, das dem Publikum Genuss pur bescherte, endete am Samstagabend das 16. Internationale Gitarrenfestival Passauer Saiten in der voll besetzten Heilig-Geist-Kirche. Garant für dieses Musikerlebnis war das israelische Duo Oracion mit Gitarristin Shiri Coneh, die in Passau bereits mehrfach konzertierte, und dem vielseitigen Musiker und Dirigenten Shmuel Elbaz auf der Mandoline, die ungemein virtuos, gefühlvoll und präzise ein wohlklingendes Programm mit eigenen Bearbeitungen von Werken etwa Bela Bartoks, Manuel de Fallas oder Astor Piazzollas wie auch zeitgenössischer israelischer Komponisten kredenzten.

Begannen Bartoks „Sechs rumänische Volkstänze“ anfangs noch getragen, steigerten sich Intensität und Dynamik zusehends, und schnell wurde deutlich, dass die bisweilen unterbewertete Mandoline ein durchsetzungsfähiges, ernst zu nehmendes Instrument darstellt. So verleihen die typischen Tremoli auf den Doppelsaiten einerseits Paganinis „Cantabile“ eine fast „schmalzige“ Süße, sind aber auch ein probates Ausdrucksmittel für Spannung und Leidenschaft.

Faszinierend, wie Gitarre und Mandoline in Vehezkel Browns (1922-2014) dreiteiliger Sonata miteinander in den Dialog treten, sozusagen ein Frage-und-Antwort-Spiel, in dem sie sich in der Melodieführung gegenseitig die Bälle zuspielen, inszenieren, das schlussendlich im Unisono mündet. Auf einen gediegen wirkenden Schreittanz zur Hochzeit folgt dann eine feurige, rhythmusbetonte, an Balkantraditionen orientierte Hora. Und ein ganz besonderes Stück ist für die beiden Künstler „Oracion“, das der 1962 geborene Dalit Raij eigens für Coneh und Elbaz geschrieben hat und den Beginn ihrer Zusammenarbeit als Duo gleichen Namens markiert. Den Schlusspunkt des umjubelten Auftritts setzen eine Bearbeitung von Piazzollas „Geschichte des Tangos“ und als Zugabe „Ave Maria“ gleichsam als Gebet für Frieden in Palästina, und Israel „denn wir fühlen uns wie im Himmel, hier in Passau musizieren zu dürfen, während wir zu Hause die Hölle auf Erden haben“.

Die Organisatoren des Festivals, Yvonne Zehner und Jürgen Schwenkglenks, zeigten sich auf Nachfrage sehr zufrieden mit dem Verlauf und den Besucherzahlen bei den angebotenen Veranstaltungen. Die nächsten Passauer Saiten sind für 7. bis 31. März 2025 geplant.

Walter Peschl