Ostbayern
So steht es ums Handyverbot in den Freibädern der Region +++ Umfrage

18.06.2017 | Stand 18.09.2023, 2:00 Uhr
Jessica Hirthe

Das Fotografieren von anderen Badegästen ist in fast allen Bädern verboten, das Handy per se aber erlaubt. − Foto: dpa

Es ist eines der heißesten Diskussionsthemen des Sommers: Soll in den Freibädern ein generelles Handyverbot gelten? Die Diskussion hat einen triftigen Grund: Auf diese Art soll unterbunden werden, dass heimlich Bikini-Fotos oder Bilder von Kindern geschossen und im blödesten Fall von den Fotografierten ungewollt oder unbemerkt im Internet veröffentlicht werden. (Eine Umfrage zum Thema finden Sie am Ende des Artikels)

Eine Umfrage der Zeitung Am Sonntag in den Freibädern des Verbreitungsgebiets ergab: Ein generelles Handyverbot gibt es nirgends. Die Bademeister sehen auch keinen Handlungsbedarf. Im Gegenteil: In vielen Bädern gibt es sogar freies WLAN für die Badegäste. Eine Regel jedoch gilt jedoch in fast allen Schwimmbädern: Es dürfen lediglich eigene Familienmitglieder fotografiert werden. Wer trotzdem Fotos von anderen Badegästen oder fremden Kindern schießt, bekommt zunächst eine Verwarnung und fliegt beim zweiten Verstoß raus.

Linktipps:
- Finger weg vom Auslöser: Freibad Eggenfelden führt Fotoverbot ein
- Fotoverbot im Bad: Bislang kein Thema in Freyung-Grafenau

"Wenn der Bademeister beobachtet, dass jemand auffällig Fotos von Badegästen macht und diese nicht augenscheinlich nicht seine Familienmitglieder sind, spricht er denjenigen an und unterbindet das", sagt der Betriebsleiter des peb in Passau, Alfred Thral. Diese Handhabung genüge, es hätte bislang keine Probleme oder Beschwerden gegeben. Nur in der Sauna gilt ein generelles Handyverbot, dort sind auch entsprechende Schilder angebracht. In der Hausordnung des Bads steht: Fotografieren und Filmen ist ohne Einwilligung der Betroffenen nicht erlaubt.

"Wer fotografieren will, tut es auch mit einem Verbot"

So wird das auch im Fürstenzeller und Bad Füssinger Freibad gehandhabt. Wer Fotos von anderen Badegästen macht, wird gezielt angesprochen. "Wir schreiten zudem ein, wenn ein Erwachsener auffällig mit fremden Kindern spielt", sagt Betriebsleiter Wolfgang Gramüller. Seine Beobachtung: Es fotografieren ohnehin kaum Badegäste. Von einem Handyverbot hält er nichts: "Man kann den Leuten das Handy ja nicht abnehmen, weil viele erreichbar sein wollen oder müssen."

Auch Johann Dollmaier, Betriebsleiter des Bads Elypso in Deggendorf, sieht keinen Handlungsbedarf: "Wer fotografieren will, tut es auch mit einem Verbot. Ich halte die Diskussion für reinen Aktionismus." Im Deggendorfer Erlebnisbad gibt es zur Freude der Badegäste zudem kostenloses WLAN.

Unterwasserkameras in Vilshofen und Pleinting verboten

Auch im Waldkirchener Karoli-Bad wird gratis WLAN angeboten. Ein Handyverbot ist hier somit auch kein Thema. Tobias Schwarzmann, Betriebsleiter des Badeparks hält auch nichts davon: "Der Aufwand, das zu kontrollieren wäre viel zu groß. Man müsste ja im Grunde eine Taschenkontrolle machen und die Leute auffordern, ihre Handys im Auto zu lassen." So sieht man das auch in Freyung, so Bademeister Thomas Wilhelm.

Robert Riedl, Bademeister im Plattlinger Freibad, hat schon von der Diskussion und die Handyverbot-Aktionen gehört, hält aber nichts davon: "Bei uns ist das kein Thema. Es wird eh kaum fotografiert", schildert er seine Erfahrung.

Zumindest Unterwasserkameras sind in den Freibädern Vilshofen und Pleinting untersagt. "Wer aber auf der Liegewiese private Fotos von seiner Familie macht, darf das", sagt der Betriebsleiter der beiden Bäder, Andreas Schuh. Auch er versichert: "Wenn jemand aktiv andere Menschen fotografiert, schreiten wir aber ein."

Ungeregelte Situation an Badeseen

"Neulich hat jemand angerufen und gefragt, ob man bei uns filmen darf − natürlich nicht", berichtet Anita Ober vom Ruhstorfer Freibad. Filmen mit Videokameras ist nicht gestattet. Auch wer dabei erwischt wird, der ein Video mit dem Handy macht, wird darauf hingewiesen. Wer sich nicht dran hält, fliegt raus. "Das ist keine offizielle Regelung, aber wir haben uns intern darauf verständigt." Ein grundsätzliches Film- und Fotografierverbot gibt es in der Sonnentherme Eging am See. Handys sind allerdings erlaubt. Somit ist es schwer zu kontrollieren, wer nur Musik hört, Nachrichten schreibt oder tatsächlich Fotos macht, gibt der Bademeister zu.

Am ungeregeltesten ist die Situation an Badeseen. Denn hier gibt es keine Bademeister, die die Fotografier-Wütigen zumindest im Auge haben. "Wir können ja schlecht das Ordnungsamt auf Patrouille schicken und jeden Badegast fragen, ob er ein Handy dabei hat", sagt der Pockinger Bürgermeister Franz Krah. Im Naturfreibad Pocking verlange man ja nicht einmal Eintritt, somit sei auch kein Personal da, ein Fotografierverbot zu überwachen. An Badeseen haben Foto-Spanner somit das leichteste Spiel.

Umfrage


Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der "Am Sonntag" erschienen. Hier geht es zum kostenlosen ePaper.