Deggendorf
Der Biber staut, der Wald säuft ab

27.02.2018 | Stand 18.09.2023, 2:36 Uhr

Alois Hiendlmeyer steht in der Lettn: Zwei Biberdämme in einem an seinen Wald angrenzenden Bach waren ursächlich für eine wochenlange Überflutung. Das werden nicht alle Bäume überleben. Der 68-Jährige hat seit zehn Jahren mit Biberschäden zu kämpfen. − Foto: Roland Binder

"Der Biber mag ja a lebn." Das antwortet Alois Hiendlmeyer auf die Frage, was er denn von dem fleißigen Baumeister hält, der wieder einmal sein Waldstück in Natternberg 30 Zentimeter tief unter Wasser gesetzt hat. Zwar ließ die Stadt zwei Dämme am angrenzenden Bach ausheben und hat damit die Hochwasserlage entspannt. Doch Hiendlmeyer kann darauf warten, dass der Biber wieder stauen und der Pegel wieder steigen wird. Nicht alle seiner Bäume überleben das. Also nimmt er raus und pflanzt nach und beschreibt sein persönliches Bibermanagement so: "Man arbeitet in den Nebel rein."

Der Biber ist streng geschützt. Seit Jahrzehnten erobern die Tiere, die im 19. Jahrhundert nahezu ausgerottet waren, ihren Lebensraum zurück. Viele Menschen sehen das positiv, aber nicht alle. "Da ist immer noch viel Emotion dahinter, aber wir stellen schon eine gewisse Wende fest. Für viele ist der Biber mittlerweile wieder ein wertvoller Teil der Natur", weiß Michael Bloch, Sachgebietsleiter für Wasserrecht, Naturschutz und Bodenschutz. Das Bibermanagement ist Sache des Landratsamts und Bloch überzeugt, dass die Deggendorfer hier bayernweit vorne liegen. "Wir haben in fast jeder Gemeinde einen eigenen Biberberater. Unser Management ist eines der besten."

Seit fast zehn Jahren ist in Blochs Sachgebiet Martina Obser für diesen Bereich zuständig. Auch für sie sind die 20 ehrenamtlichen Berater in den Gemeinden wichtige Ansprechpartner und Vermittler: "Sie sind vor Ort und schnell da, wenn es Probleme gibt."

Der nachtaktive Nager lebt am Wasser, fällt Bäume und baut meterlange Dämme. Durch das Aufstauen kommt es immer wieder zu Überschwemmungen von Ackerflächen, Wiesen und Wäldern. Pflanzen, die Staunässe nicht gut vertragen, sterben ab. "Die Erlen halten das aus, die Buchen muss ich aber rausnehmen", erklärt Alois Hiendlmeyer bei dem Besuch in seinem zweieinhalb Tagwerk großen Nutzwald in Natternberg, in dem sich eine große Vielfalt findet: Eiche, Buche, Ahorn, Linde, Douglasie, Erle. Trotz der Mehrarbeit, die ihm der Biber seit etwa zehn Jahren beschere, habe er Freude an der Waldarbeit und verbringe gerne Zeit in der Natur, versichert der 68-Jährige.

− mic

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