Plattling/Stephansposching/Otzing
Kindergärten sorgen sich um den Erzieher-Nachwuchs

12.03.2018 | Stand 18.09.2023, 2:38 Uhr

Mit Fingerfarben bemalt die dreijährige Lusia ihr Osterei. Erzieherpraktikant Frederik Voll (19) stellt sich als Assistent zur Verfügung. Er ist sicher, dass der Beruf des Erziehers bei jungen Leuten nach wie vor beliebt ist. Statt an Bewerbern mangele es eher an Ausbildungsstellen. − Foto: Cavar

Lusia (3) hat entschieden: Ihr Osterei soll giftgrün werden. Mit ihren Fingern – der Pinsel in ihrer rechten Hand dient mehr zur Show – schmiert das Kindergartenkind die Farbe auf das noch weiße Plastikei. Damit sie auch jede Stelle erwischt, holt sich Lusia Hilfe an den Tisch: Frederik Voll. Der 19-Jährige absolviert im Kindergarten im Isar Park sein erstes Ausbildungsjahr zum Erzieher. Von seiner Sorte wünschen sich die Kindergärten und Kitas in Plattling und Umgebung noch mehr, denn auch sie spüren langsam den Fachkräftemangel.
Dieser macht sich auf dem Schreibtisch von Barbara Meier, Leiterin des Kindergartens im Isar Park, bereits bemerkbar. "Haben wir früher pro ausgeschriebener Stelle einen ganzen Stapel Bewerbungen erhalten, können wir mittlerweile froh sein, wenn zwei ankommen", erzählt sie. In der Öffentlichkeit werde der Beruf des Kindererziehers zwar gewürdigt, findet Meier. Ihrer Meinung nach müsste die Politik aber in zwei Punkten nachbessern: beim knapp bemessenen Personalschlüssel und bei der Bezahlung für Auszubildende.
Längst würden sich die Erzieher nämlich nicht nur um die pädagogische Förderung der Kinder kümmern. "Wir übernehmen zum Teil auch Erziehungsberatung für die Eltern", erklärt Meier. Kinder aus armen oder anderweitig schwierigen Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund würden zudem oft mehr Aufmerksamkeit benötigen. Hinzu komme noch der Papierkram. So müssen Erzieher beispielsweise für jedes Kind jährlich drei Beobachtungsbögen ausfüllen.
Barbara Meier befürchtet, dass sich der potenzielle Erzieher-Nachwuchs vor allem durch die Ausbildung abschrecken lässt. Fünf Jahre dauert sie. Im ersten Praktikumsjahr gibt es oft noch eine kleine Aufwandsentschädigung, während der zweijährigen "Schulzeit" an einer der 59 bayerischen Fachakademien für Sozialpädagogik müssen die Azubis aber ganz ohne Gehalt auskommen.
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