Deggendorf
So läuft eine anonyme Bestattung ab

06.04.2017 | Stand 18.09.2023, 1:51 Uhr

Zehn Urnen segnete Pfarrer Riedl in der Aussegnungshalle des Friedhofs. Sie werden nun anonym bestattet. − Foto: R.Binder

"Nicht ohne eine Gemeinde und ein Gebet sang- und klanglos verschwinden", wie Pfarrer Wolfgang Riedl von der Pfarrei St. Martin in Deggendorf sagt, sollten am Dienstagnachmittag die zehn Verstorbenen, die nun anonym bestattet werden. Anonyme Bestattung, das heißt, "an einem unbekannten Ort zu einer unbekannten Zeit, ohne einen Ritus und ohne einen Namen", erklärt Riedl, "aber vor Gott ist niemand namenlos." Aus diesem Grund hält der Pfarrer vor den anonymen Bestattungen der Stadt Deggendorf stets eine Gedenkfeier in der Aussegnungshalle am Friedhof.

"Zweimal im Jahr, meistens im Frühling und im Herbst, trägt ein Mitarbeiter von uns die Urnen in eine Gruft, die der Stadt Deggendorf gehört", weiß Sachbearbeiter Werner Bartsch. Meist sind es zehn bis 15 Stück, erzählt Bartsch, eine steigende oder fallende Tendenz habe es in den 15 Jahren, in denen die Stadt Deggendorf schon anonym bestattet, nicht gegeben. Deutschlandweit sei allerdings ein Trend nach oben vorhanden, ist Pfarrer Riedl indes informiert. Die Gründe dafür seien vor allem finanzieller und praktischer Natur: "Die Grabpflege fällt bei einer anonymen Bestattung weg. Diese kostet sonst Zeit und Geld." Manche Familien leben zu verstreut, als dass man sich um das Grab eines Angehörigen kümmern könnte. Andere haben gar keine Familie oder Nachkommen, und wieder andere haben sich mit diesen zerstritten, vermutet der Pfarrer die Motive hinter dem Wunsch nach anonymer Bestattung.

Neben dieser "freiwilligen" charakterisiert Werner Bartsch noch zwei weitere Gruppen an Verstorbenen, die anonym beerdigt werden: "Zum einen sind es Sozialfälle, bei denen die Stadt für die Beerdigung verantwortlich ist, und zum anderen werden Urnen aus Grabauflassungen in der städtischen Gruft untergebracht". Für die Stadt seien anonyme Bestattungen "eine ganz normale Tätigkeit", bekräftigt er.

Mehr dazu lesen Sie in der Donerstagsausgabe der Passauer Neuen Presse (Ausgabe Deggendorf/Online-Kiosk) oder HIER als registrierter Abonnent.