Ratlosigkeit beim VfB Eichstätt
„Was soll man großartig machen?“ – Rühl-Elf konnte zum vierten Mal in Folge nicht gewinnen

01.04.2024 | Stand 01.04.2024, 12:23 Uhr
Julian Meier

Trendwende muss her: VfB-Coach Dominic Rühl hofft, dass der ein oder andere aktuell verletzte Spieler noch pünktlich zum Saisonendspurt wieder einsatzbereit ist. Foto: Traub

Kann man schon von einer Krise sprechen? Im Fußball landet man ja schnell bei solchen Begriffen, meistens ist es auch eine Interpretationsfrage. Im Fall des VfB Eichstätt muss man aber feststellen: Es läuft nicht mehr. Das 1:2 (1:0) am Samstag gegen die DJK Ammerthal war bereits die vierte Partie in Folge, in der die Domstädter ohne Sieg blieben. Dass sie in der Bayernliga Nord trotzdem noch punktgleich mit Tabellenführer Hankofen-Hailing sind, liegt vor allem an der Schwäche der Konkurrenz, weniger am eigenen Können.

Trainer Dominic Rühl war nach dem Schlusspfiff deswegen auch einigermaßen konsterniert: „Es ist bitter, weil es absolut unnötig war vom Spielverlauf her“, haderte er. Sein Team hatte unzählige Möglichkeiten, um nach der 1:0-Führung den Sack zuzumachen. Doch am Ende drehte Ammerthal, das in der Vorwoche bereits den FC Ingolstadt II geärgert hatte (2:1), noch die Partie. „Der Sieg für Ammerthal ist absolut unverdient. Da braucht mir niemand etwas anderes erzählen, wenn man nur zwei Schüsse aufs Tor hat und dann zwei Tore macht“, klagte Rühl.

VfB Eichstätt vergibt viele Hochkaräter

Der Chancenwucher des VfB begann schon nach zwei Minuten, als Marcel Jasmann frei vor dem leeren Tor zum Abschluss kam und aus vier Metern den Ball doppelt so hoch drüber haute. In der Folge war Eichstätt klar die spielbestimmende Mannschaft; bis auf eine Halbchance nach einem Standard tauchte Ammerthal nicht vor dem Tor der Gäste auf. Folgerichtig fiel kurz vor dem Pausenpfiff das 1:0: Nach einem Diagonalball nahm Dominik Wolfsteiner den Ball gut an, flankte in die Mitte, wo Ferat Nitaj den VfB mit seinem ersten Saisontreffer in Führung brachte (44.).

Auch in Halbzeit zwei setzte die Rühl-Elf darauf, den Ball zu erobern und dann schnell nach vorne zu spielen. Das klappte immer wieder, nur scheiterten die Angreifer zumeist kläglich. Einmal schloss der eingewechselte Yannis Herger in einer Drei-gegen-Zwei-Situation lieber selbst ab, als zum besser postierten Mitspieler zu passen. Ein anderes Mal verdaddelten Herger und Jasmann eine Zwei-gegen-Eins-Situation, und ein weiteres Mal scheiterte Jasmann allein vor dem Tor. „In der zweiten Halbzeit müssen wir das Spiel viel früher zumachen. Wir hatten drei, vier Riesenkontersituationen, die wir einfach unsauber zu Ende spielen“, kritisierte Rühl. Und dann kam es, wie es kommen musste: Ein Freistoß reichte Ammerthal aus, und prompt stand es 1:1 – Daniel Gömmel köpfte zum Ausgleich ein (68.).

Lucky-Punch aus 40 Metern

Vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit folgte dann der K.o.: Schiedsrichter Stefan Dorfner pfiff ein vermeintliches Foulspiel gegen die Gäste nicht ab, VfB-Keeper Nikolai Sauernheimer köpfte den Ball bei seinem Klärungsversuch direkt vor die Füße des Gegners, sodass Marcel Kaiser aus 40 Metern ins leere Tor einschießen konnte – das 1:2, Spiel verloren. Dass zuerst Eichstätts Herger nach wiederholtem Foulspiel mit Gelb-Rot (90.+3) und kurz darauf auf der Gegenseite der Ex-Eichstätter Christian Heinloth nach einem groben Foulspiel mit glatt Rot (90.+5) vom Platz flogen, war letztlich nur noch eine Randnotiz wert.

Die Frage ist: Wie kann der VfB jetzt schnellstmöglich das Ruder herumreißen? Schließlich sind es nur noch acht Spieltage, und der Trend spricht aktuell nicht gerade für den Regionalliga-Absteiger. Gerade einmal elf Punkte holte Eichstätt in den bisherigen acht Partien nach der Winterpause. Coach Rühl wirkte etwas ratlos: „Was soll man großartig machen? Wir sind personell momentan am Limit. Ich kann den Jungs von der Einstellung her keinen Vorwurf machen. Aber wenn sechs Mann ausfallen, die in jeder anderen Bayernliga-Mannschaft, wenn nicht sogar in der Regionalliga, Stammspieler wären, dann kannst du das halt nicht kompensieren.“ Die Hoffnung müsse nun sein, dass der ein oder andere so bald wie möglich zurückkehre. Ansonsten könnte der Traum vom sofortigen Wiederaufstieg platzen.

Tabellenletzter am Freitag zu Gast

Am kommenden Freitag (18.30 Uhr) kommt nun das abgeschlagene Schlusslicht SC Feucht nach Eichstätt. Ein Aufbaugegner zur richtigen Zeit? Davon wollte Rühl schon gleich gar nichts wissen: „Die Spiele, die Feucht gewonnen hat, waren alle auswärts. Das ist definitiv keine Laufkundschaft. Zur richtigen Zeit würde ich in hundert Jahren nicht sagen.“

EK


VfB Eichstätt: Sauernheimer, Zimmermann, Fiedler (46. Herger), Wolfsteiner, Eberle, Jasmann, Nitaj (82. Weglehner), Fries, Lamprecht, Mayer, Schittler. – Tore: 0:1 Nitaj (44.), 1:1 Gömmel (68.), 2:1 Kaiser (86.). – Gelb-Rote Karte: Herger (VfB/90.+3. wiederholtes Foulspiel). – Rote Karte: Heinloth (DJK/90.+5. grobes Foulspiel). – Schiedsrichter: Dorfner (Falkenfels). – Zuschauer: 300.