München
Kopf statt Herz

Die Unterstützung für Merkel löst in der CSU-Spitze wenig Begeisterung aus

01.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:43 Uhr

München (DK) Am kommenden Montag ist es offiziell. Dann wird Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die CDU-Vorsitzende Angela Merkel endgültig zur gemeinsamen Kanzlerkandidatin der beiden Unionsparteien ausrufen. Die Zustimmung des CSU-Vorstands dafür hat sich der Parteichef am Montag bereits abgeholt.

Einstimmig, wie der Parteichef gestern noch einmal betonte: "Am Schluss waren alle versammelt hinter dieser Strategie. Alle. Ohne Wenn und Aber."

Im Internet musste sich Seehofer für die Merkel-Entscheidung wüste Beschimpfungen anhören, da er selbst über Monate hinweg einer der schärfsten Kritiker der Kanzlerin gewesen war. Diese Anfeindungen wollte er gestern jedoch nicht überbewerten. "Ich bin jetzt nicht einer, der jeden Tag rumklickt im Internet", meinte er. Die Kommentare seien nicht unerwartet. Zudem wisse niemand, wer dahinter stecke. Die CSU stehe aus Überzeugung hinter der Kanzlerin, so Seehofer.

Große Euphorie über den Pro-Merkel-Beschluss gibt es aber auch bei vielen in der Parteispitze nicht - es handelt sich eher um eine Kopf- und nicht um eine Herzensentscheidung. Dass diese so fallen musste, sei klar gewesen, sagte Finanzminister Markus Söder: "Wir hatten keinen eigenen Kandidaten als CSU."

Seehofer ist trotzdem überzeugt, dass die CSU-Basis am Ende für Merkel kämpfen wird. Er sehe keinen erhöhten Handlungsbedarf für Überzeugungsarbeit. Andere sind da skeptischer. "Da muss noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden", sagte etwa Söder. Von großer Begeisterung sei auch er selbst noch weit entfernt. Ein anderer aus dem CSU-Vorstand glaubt, es werde extrem schwierig, die Basis wieder für Merkel zu motivieren. Das sei aber kein reines CSU-Problem. In der Sachsen-CDU sei die Ablehnung gegenüber der Regierungschefin beispielsweise noch viel größer.

Um die Union zu einen, setzt die CSU nun auf einen entschiedenen Lagerwahlkampf. Und so wiederholt jeder Gefragte unermüdlich: Der Gegner heißt jetzt nur noch Rot-Rot-Grün. "Es kriegt jeder mit, dass es hier um Richtungsentscheidungen geht", sagt etwa Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betont, dass es in Fragen der inneren Sicherheit weitgehende Übereinstimmung zwischen den Schwesterparteien gibt. "CDU und CSU ziehen da an einem Strang", betonte er. Er sei aber auch mit dem Herzen dabei, wenn es um die Merkel-Unterstützung gehe: "Das ist natürlich auch eine Frage der politischen Rationalität und die wird aber mit Begeisterung verfolgt."