Gemächlich zuckelt der Wichtelexpress durch das Hochpustertal in Osttirol. Gerade einmal neun Pferdestärken hat der fast 60 Jahre alte Steyr-Traktor unter seiner Haube. "Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 14 Kilometern pro Stunde", erzählt "Lokomotivführer" Piet Mitterrutzner. Den vielen kleinen Wichteln, die er in den bunt bemalten Anhängern an Bord hat, ist das egal. Sie genießen die Fahrt entlang der Drau.
"Gleich sind wir da", ruft der 43-Jährige seinen kleinen Passagieren zu. Nervös rutschen die Kinder hin und her. Sie können es kaum noch erwarten, bis sie endlich den "Wonky-Tonky-Fluss" erreicht haben. Dort dürfen die Mädchen und Buben nach Gold schürfen.
Goldwaschen im GebirgsflussDas Goldwaschen ist nur eines von vielen Angeboten, das der Ort Sillian den kleinen Urlaubern bietet. Dahinter verbirgt sich das Konzept "Familiennest". Von Juli bis September finden wöchentlich attraktive Programmpunkte unter Aufsicht von Kinderbetreuern statt. Das Besondere daran: Es dürfen alle Kinder, egal in welcher Pension oder welchem Hotel sie untergebracht sind, an den Aktivitäten teilnehmen.
Mittlerweile haben die ersten Mädchen und Buben schon ihre Schuhe ausgezogen und stehen im kalten Gebirgsfluss. Mit einem Becher in der Hand halten sie Ausschau nach den Nuggets. Es dauert nicht lange, und schon sieht man es in den Behältern funkeln. "Viele Angebote wie das Goldwaschen sind gratis", erklärt Piet. Nur wenn gegrillt wird oder Eintritt fällig ist, müssen die Urlauber etwas zahlen.
Die Marktgemeinde Sillian liegt auf 1103 Metern Seehöhe und ist der Hauptort des Osttiroler Hochpustertales. Zwischen den Südtiroler und Lienzer Dolomiten gelegen, öffnet Sillian das Tor zum Tiroler Hochpustertal. Mit rund 2100 Einwohnern zählt Sillian zu den größten Orten zwischen den beiden Städten Lienz in Österreich und Bruneck in Italien.
Inzwischen steuert der Wichtelexpress die nächste Station an. "Der Wichtelpark ist der Renner bei den Kindern", erzählt Piet. Der große Abenteuerspielplatz liegt am Ortsrand von Sillian in einem Wald und bietet im Sommer viel Schatten. Dort können sich die Kinder nach Herzenslust austoben. Eine spektakuläre mehr als 30 Meter lange Röhrenrutsche lockt Groß und Klein zur abenteuerlichen Talfahrt. Zudem gibt es eine Doppelturmanlage mit Röhrenrutsche, Kinderwippen, Familienschaukeln und Kletterwänden. Der absolute Renner ist jedoch das neue zehn Meter hohe Riesen-Sandbergwerk. Auf drei Etagen können die Kinder den Sand mit Flaschenzügen nach oben befördern und mit Loren auf Schienen wegtransportieren. Das Beste daran: Der Wichtelpark kostet keinen Eintritt.
Gleich daneben befindet sich ein Hochseilgarten. Acht verschiedene Parcours in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden führen die emsigen Kletterer in Höhen von 1,5 bis 8 Metern. 65 Elemente und Stationen mit zwölf Flying Fox auf insgesamt 850 Metern Länge gilt es zu meistern. Ob Klettern, Balancieren, Rutschen oder Hangeln über die unterschiedlichsten Seil- und Brückenkonstruktionen – die gesamte Familie kommt auf ihre Kosten.
Nachdem die Kinder ihren Helm und Gurt angelegt haben, erhalten sie eine Schulung. "Einer der zwei Karabinerhaken muss immer eingehängt sein", wird den Mädchen und Buben bei der Einweisung eingebläut. Und dann geht’s schon los. Das Schöne an dem Hochseilgarten: Bereits Kinder ab drei Jahren dürfen ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. So etwa auf dem "Wichtel-Parcours", der mit Elementen wie "Bobby-Car", "Helm-Walk" oder "Netzbrücke" lockt. Und wenn die Spannweite der Beinchen doch einmal nicht ausreicht, stehen Mama oder Papa hilfreich zur Seite.
Unberührte Natur im Villgratental"Kommen Sie zu uns, wir haben nichts!" Mit diesem Slogan wirbt das benachbarte Villgratental. Und tatsächlich, hier findet man sie noch, die ursprüngliche Bergwelt – ohne Skilifte oder Bettenburgen. 18 Almen werden hier noch wie früher bewirtschaftet. Das bedeutet Knochenarbeit für die Bergbauern, die die steilen Hänge noch per Hand mähen müssen.
Auch wenn in diesem Fleckchen Tirol kein Abenteuerspielplatz am Ziel lockt, die Kinder haben trotzdem ihren Spaß beim Wandern. Was gibt es Spannenderes, als auf einem wackligen Steg einen reißenden Bach zu überqueren oder plötzlich inmitten einer Kuhherde zu stehen?
Hierhin zurück kam Sepp Leitner. Da sein Elternhaus, der Wurzerhof, am Verwahrlosen war, entschloss sich der Fernfahrer vor einigen Jahren, in seine Heimat zurückzukommen. Jetzt blüht der 600 Jahre alte Wurzerhof wieder in voller Pracht. Ein Besuch des stattlichen Hofes, in den sich bis zu 30 Personen als Selbstversorger einmieten können, gleicht einer Zeitreise in die Vergangenheit. In einer mit Wasser betriebenen Mühle demonstriert der 55-Jährige den Kindern, wie früher Mehl gewonnen wurde. Im Haupthaus finden sich im Keller eine sehr gut erhaltene Schmiede-Esse, eine Werkstatt mit alten Handwerksgeräten aus der Region sowie ein Backofen. Und den heizt seine Frau Vroni Leitner einmal die Woche ein. Denn dann dürfen die kleinen Besucher Pizza backen – natürlich mit selbst gemahlenem Mehl.
INFOFamilienspaß: Nähere Informationen zum Familiennest-Programm, zum Abenteuerspielplatz Wichtelpark und zum Hochseilgarten findet man unter www.wichtel.at. Auf dem Wurzerhof in Außervillgraten erfahren die Kinder nicht nur, wie früher gelebt und gearbeitet wurde. Ein Spielplatz und zahlreiche Tiere sind mindestens genauso interessant, www.wurzerhof.at.
Übernachten: Das Vier-Sterne-Familienwellnesshotel Dolomiten Residenz Sporthotel Sillian bietet eine umfangreiche Kinderbetreuung. "An sechs Tagen in der Woche werden unsere kleinen Gäste täglich zwölf Stunden betreut", erzählt Hotelchef Ulrich Walder, der die Kleinen schon einmal selbst ans eigene Kinderbuffet begleitet, damit Mama und Papa in Ruhe essen können. Besonders geschickt: Der Kinderclub ist sehr zentral gelegen, so dass die Kinder immer in Reichweite der Eltern sind. Das Hotel verfügt nicht nur über einen Naturbadeteich, sondern auch über ein eigenes Kinderhallenbad mit Riesenrutsche und Babybecken. Sieben Übernachtungen inklusive Gourmetpension ab 1185 Euro für zwei Erwachsene und zwei Kinder bis sechs Jahre, www.sporthotel-sillian.at.
Auskunft: Tourismusinformation Sillian, www.hochpustertal.com, 0043/(0)502/12300.
Markus Schön, Redakteur der Passauer Neuen Presse, hat auf Einladung von Dolomiten Residenz Sporthotel Sillian recherchiert.
Auf dem Weg durch die weitgehend unberührte Bergwelt des Villgratentals kann man schon einmal auf eine Herde Kühe stoßen.
Mit der wasserbetriebenen Mühle zeigt Sepp Leitner den Besuchern des Wurzerhofes, wie einst Mehl produziert wurde.
Mit dem Wichtelexpress fährt Piet die Kinder zu den Erlebnisplätzen rund um Sillian.
