Donau-Ilz-Radweg: Lauschiger Weg durch die Idylle

24.03.2014 | Stand 01.04.2014, 14:53 Uhr

Wie hier in Fürstenstein (Landkreis Passau) liegen viele Orte oberhalb des Bahnradwegs, weil die Bahn im Tal und oft fern der Ortschaften verlief. − Fotos: Dietmar Fund

Was fördert den Tourismus mehr? Nostalgische Fahrten mit Schienenbussen und Dampfloks auf rostigen Gleisen oder Radler auf asphaltierten Eisenbahntrassen? An dieser Frage scheiden sich in vielen Regionen die Geister. So war es auch beim Donau-Ilz-Radweg, der 2006 auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen Hengersberg (Landkreis Deggendorf) und Kalteneck (Landkreis Passau) in Betrieb genommen worden ist. Während durch den Asphalt-Überzug von 34 Kilometern bis Tittling (Landkreis Passau) und das Sanden der Oberfläche auf den restlichen acht Kilometern bis Kalteneck einer der interessantesten Bahntrassen-Radwege Bayerns entstanden ist, wurde um den Anschluss von Kalteneck hinauf nach Freyung und hinunter nach Passau erbittert gekämpft. Nun fährt dort die Ilztalbahn.

Die Fahrt von Nord nach Süd auf dem Donau-Ilz-Radweg und zurück bietet sich vor allem für Genussradler ohne Elektromotor und für Familien an, denn dort sind die Steigungen am sanftesten. Bis kurz vor Schöllnach (Landkreis Deggendorf) tritt man leicht bergan und blickt Richtung Osten über sanft gewellte Felder und Wiesen auf die ersten Berge des Bayerischen Waldes. Nachdem man in diesen ersten größeren Ort hinabgerollt ist und einen Supermarkt beim längst abgerissenen Bahnhof passiert hat, geht es beinahe eben durch weite Landschaft.

Nach erneuter leichter Steigung kommt mit dem ehemaligen Bahnhof Außernzell (Landkreis Deggendorf) eines der wenigen erhalten gebliebenen Bahnhofsgebäude in Sicht. Dort ist heute eine Radler-Rast untergebracht. Bei schönem Wetter sitzt man im Freien und blickt über die Fahrradständer gegenüber in die stille Landschaft. Immer wieder flitzen oder schnaufen – je nach Fahrtrichtung und Gegenwind – andere Radler vorüber. In Außernzell findet man wie an vielen markanten Punkten Infotafeln und Stelen, die über die Geschichte der Strecke und der Orte informieren.

Wenige Kilometer weiter lädt Eging am See (Landkreis Passau) mit Läden und Gaststätten zu einer längeren Rast ein. Seinen Beinamen verdankt Eging dem Rohrbach-Stausee, der rund einen Kilometer entfernt hinter einem ordentlichen Hügel liegt. Für das Baden muss man Eintritt bezahlen. Mit Tretbooten können Eltern ihren Kindern etwas Abwechslung zum Geschaukel im Fahrradanhänger bieten. Wer länger verweilen und dann übernachten möchte, kann einen Abstecher zur Westernstadt Pullman City und ihren Shows einplanen.

Strampeln bis zum höchsten PunktSüdlich von Eging am See ist Ausdauer gefragt. Nur kurz fällt die Trasse angenehm ab, um dann in eine Steigung überzugehen, die sich fast ununterbrochen bis zum höchsten Punkt im Bahnhof Tittling hinzieht. Über wenige Straßenkreuzungen hinweg schlängelt sich der Weg durch Wälder und Felseinschnitte bergan. Wenige Hundert Meter Entspannung gibt es nur auf den flachen ehemaligen Bahnhofsgeländen in Nammering, Fürstenstein und Engelburg (alle Landkreis Passau). Weil dort Güter verladen und Waggons rangiert wurden, durften die Bahnhöfe nicht im Gefälle angelegt werden.

Ein Steinmetz erinnert in Hötzendorf, etwas westlich von Tittling, an sein für die Region typisches Gewerbe: Kurz nachdem die eine im Wald noch gut erkennbare Verladestelle eines ehemaligen Steinbruchs passiert ist, stößt man direkt am Weg auf ein Fahrrad aus Granit. Auf einer Sitzgruppe aus poliertem Stein kann man rasten. Zwei hügelige Kilometer östlich von Tittling wurde das Museumsdorf Bayerischer Wald aufgebaut. Es könnte ein Anlaufpunkt für geschichtlich interessierte Radler oder Familien sein, zumal man im Dreiburgensee baden kann.

Auf dem Gelände des längst abgerissenen Bahnhofs von Tittling endet die asphaltierte Teilstrecke. Die restlichen acht ilometer hinunter nach Kalteneck bieten auf wassergebundener, grob gesandeter Fahrbahn kurze Ausblicke auf den Bayerischen Wald, bevor der Weg zwischen Wiesen in die Wälder hinabtaucht.

Nach dem Vorbeihuschen an der Waldenreuther Mühle, von der am Wochenende die Gerüche einer Steinofen-Pizza herüberwehen, endet der Bahntrassen-Radweg kurz vor der baufälligen Bahnbrücke über die Ilz. Einen halben Kilometer weiter kann man in Sichtweite des Bahnhofs Kalteneck parken.

Wer von dort zum Bahnhof Passau radeln möchte, um per Bahn wieder zum Ausgangsort zurückzufahren, braucht eine gute Kondition. Die Radwege in die Dreiflüssestadt sind zwar nur knapp 20 Kilometer lang, führen aber kräftezehrend über Berg und Tal. Der nahe liegende Weg durch das Ilztal ist nur ein Wander- und kein Radweg. Auf Nebenwegen gibt es allerdings von Tittling aus es eine Verbindung auf Nebenwegen nach Passau, die fast ausschließlich bergab führt.

Der Donau-Ilz-Radweg lässt sich mit der Bahn in Deggendorf oder der Ilztalbahn in Kalteneck oder mit dem Fahrradträger am Auto ansteuern. Man kann auch nur Teilstrecken auf- und abfahren oder aber eine Zwischenübernachtung im zentralen Eging einlegen. Zweimal 42 Kilometer an einem Tag zu fahren, dürfte trotz der erträglichen Steigungen die meisten Radler überfordern.

LESER-TIPP: ALTERNATIVROUTE VON TITTLING NACH PASSAU



Lauschiger Weg durch die Idylle auf einer größeren Karte anzeigenWer die Berg-und-Tal-Fahrten auf dem Donau-Ilz-Radweg zum Teil vermeiden möchte, kann dem Tipp von PNP-Leser Bernd Sluka folgen. Er kennt eine Strecke, die auf Nebenwegen von Tittling aus nach Passau führt, und zwar fast ausschließlich bergab. Hier die Beschreibung:

Fast die ganze Strecke kann man neben der neuen B85 auf den Straßen der alten B85 fahren, die nun nur noch wenig Verkehr haben. Teile verlaufen auf den Anwandwegen, die längs der B85 angelegt wurden und ebenfalls nur sehr gering befahren sind. Teile der offiziellen "Donau-Bayerwald-Route" verlaufen darüber.

Das kniffligste ist der Einstieg in Tittling. Zwischen Weiding und Tittling wurden neben der B85 die Anwandwege nicht durchgebaut. Die "Donau-Bayerwald-Route" leitet unnötig hinunter nach Pirking und dann wieder hinauf nach Neukirchen vorm Wald, wobei diese Straßen zahlreiche Schlaglöcher aufweisen. Unsere Lösung geht anders:

Entweder von Tittling über Preming, Pretz nach Kolomann oder ein Stück auf dem Donau-Ilz-Radweg weiter bis Roitham, dort auf die Straße abzweigen und hinüber nach Kolomann. In Kolomann kann man die restaurierte Kirche besichtigen und es geht − leider etwas bergauf − nach Weiding (erst neben der B85 und dann unter ihr hindurch). Ab dort weiter auf der alten B85 runter nach Neukirchen vorm Wald (hier kommt die Donau-Bayerwald-Route wieder hinzu), durch den Ort, vorbei an Trasham und Sittenberg. Bei Sittenberg hat man eine großartige Aussicht über die südlichen Ausläufer des Bayerischen Walds und das Donautal zwischen Passau und Vilshofen. Bei guter Sicht kann man auch die Alpen sehen. Die Straße unterquert die B85 und läuft nun auf der anderen Seite nach Ruderting und hindurch. Hinter Ruderting gibt es eine zweite Stelle mit Aussicht bis zu den Alpen. Hier kann man sowohl den linken als auch den rechten Anwandweg der B85 wählen. Ich würde links bleiben. Zwischendurch verlässt die Donau-Bayerwald-Route hier unseren Weg und führt über Tiefenbach, die Grubmühle entlang der Gaißa zur Donau und von dort über den Donauradweg nach Passau. Das ist ein Umweg mit ein paar kurzen Anstiegen, aber landschaftlich auch sehr empfehlenswert. Wer einfacher in Passau sein will, bleibt bis Oberjacking neben der B85 und fährt dann über Patriching entweder auf der alten B85 über Ries hinab nach Passau oder über Korona und Hacklberg.

INFOKarte: Eine grafisch hübsch gestaltete, aber bis auf das Höhenprofil wenig informative Streckenkarte bietet die Homepage der Landratsämter Deggendorf und Passau unter www.donau-ilz-radweg.de.

Flyer: Einen Flyer kann man unter www.passauer-land.de herunterladen.

Auskunft: Informationens zum Radweg und zum touristischen "Drumherum" bietet die Homepage www.bayernbike.de. In puncto Anbindung über die Ilztalbahn in Kalteneck sind die Informationen nicht mehr aktuell. Deren Trasse wurde inzwischen wiederbelebt und nicht zu einem Radweg umgebaut. Da der Donau-Ilz-Radweg auch Dreiburgenland-Radweg genannt wird, betreibt der Markt Tittling eine gleichnamige Homepage unter www.dreiburgenland-radweg.de.

Ilztalbahn: Den Fahrplan der Ilztalbahn, die von 1. Mai bis 26.Oktober an Samstagen und Sonntagen sowie Feiertagen mehrmals täglich zwischen Passau und Freyung pendelt, gibt es unter www.ilztalbahn.eu.