Passau/Hamburg
Ein Passauer Polizist berichtet über seinen Einsatz beim G20-Gipfel

23.07.2017 | Stand 21.09.2023, 1:18 Uhr

Die beiden Passauer Polizeihauptmeister Manfred Fuchs (l.) und Florian Bukall waren beim G-20-Gipfel in Hamburg im Einsatz. Hunderte Polizisten wurden dabei verletzt. Die beiden Passauer würden aber jederzeit wieder auf Einsatz gehen. Sie hatten sich freiwillig gemeldet. − Foto: Polizei Passau

Seit 2008 ist Florian Bukall Polizeihauptmeister. Der 33-jährige kommt aus dem Bayerischen Wald, ist verheiratet und Vater von zwei kleinen Buben. Als kürzlich die Anfrage bei der Polizei Passau eintraf, wer sich für den Dienst beim G20-Gipfel in Hamburg melden wolle, sagte Bukall spontan zu. "So ein Einsatz ist gelegentlich eine gute Abwechslung zum täglichen Streifendienst", sagt er der Zeitung "Am Sonntag". Dass dieser Einsatz aber ganz anders ausfallen würde, als ursprünglich angedacht, das war Bukall vorher natürlich nicht klar.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Polizeihauptmeister Manfred Fuchs (44), der aus dem Landkreis Passau stammt, fuhr Bukall zum Einsatz, beide Beamte waren für die Verkehrssicherung eingeteilt. "Das heißt, wir waren nicht direkt an ,vorderster Front‘, wenn man das so sagen kann." Allerdings sei auch diese Aufgabe nicht ganz ohne gewesen. "Natürlich haben wir auch geschluckt, als wir von Kollegen gehört haben, die auch zur Verkehrssicherung eingeteilt waren und mit Pflastersteinen und Betonplatten attackiert wurden."

Mit Angst könne man das Gefühl aber nicht beschreiben, erklärt der Polizeibeamte. "Grundsätzlich war uns klar, dass Hamburg als Einsatzort immer anders funktioniert, als andere Städte, weil es dort eben die bekannte autonome Szene gibt. Wir hatten uns schon im Vorfeld darauf eingestellt, dass es an den bekannten Krisenherden wie dem Schanzenviertel , St. Pauli oder Altona sicher zu vielen Einsätzen kommen wird. Als sich die Lage aber dazwischen einmal so darstellte, dass es in der ganzen Stadt zu Ausschreitungen kam, bemerkten auch wir ein kurzfristiges Erstaunen bei der Einsatzleitung." Er, so Bukall, habe aber durchgehend das Gefühl gehabt, dass die Einsatzleitung das Geschehen im Blick und vor allem im Griff habe.

Parolen wie "Ganz Hamburg hasst die Polizei"

Parolen wie "ganz Hamburg hasst die Polizei" nehme man bei so einem Einsatz nicht ernst. Es sei aber durchaus so, dass man konzentriert und sehr sachlich arbeite. "In unserem normalen Streifenalltag wird auch mal gelacht und es gibt sehr viele zwischenmenschlich-amüsante Momente im Alltag. Das ist bei so einem Einsatz tatsächlich ganz anders. Da gibt es nur den Dienst und man ist zu 100 Prozent konzentriert und wachsam", sagt Polizeihauptmeister Bukall.

Der Vater von zwei kleinen Kindern hat eigentlich Lehramt studiert, sich aber dann für eine Laufbahn bei der Bayerischen Polizei entschieden. "Das habe ich bisher nicht bereut", sagt er. "Wenn man seinen Beruf gern macht, dann macht man ihn auch gut. Und ich bin gerne Polizist." Da tut es natürlich gut, wenn − wie in Hamburg geschehen − auch Anwohner kommen und sich bedanken für den Schutz durch die Polizei. "Wir haben uns sehr darüber gefreut", erzählt Bukall. "Ich weiß natürlich nicht, wie es den Kollegen ging, die tagelang mit den Ausschreitungen konfrontiert waren. Es kann schon sein, dass man nach diesen Vorfällen keine Lust mehr hat auf spontane Zuneigungsbeweise."

Bukal: Politiker trifft keine Schuld, sondern nur Randalierer

Die Gesten des Dankes, die von Seiten der Politik kamen, finden Bukall und sein Kollege Fuchs ebenfalls schön. "Wir haben beide eine Karte für die Elbphilharmonie bekommen, wir konnten aber leider aus terminlichen Gründen nicht hinfahren", erzählt Florian Bukall. Auch die Ehrung, die Ministerpräsident Horst Seehofer in der vergangenen Woche im Schloss Schleißheim den bayerischen Polizeibeamtinnen und -beamten zuteil werden ließ, sieht er als schöne Geste. "In meinem Bewusstsein sind nicht die Politiker schuld, die zum G20-Gipfel nach Hamburg eingeladen haben. Und es sind auch nicht die Demonstranten, für die hat man auch Verständnis." Es seien die Randalierer gewesen, die keine politischen Botschaften im Sinn hätten, sondern nur Gewalt und Zerstörung.

Nach dem Einsatz, der von Montag bis Sonntag dauerte, ist Bukall trotzdem froh, wieder zuhause zu sein. "Meine Frau ist eine Kollegin, die kann die Situation und auch die Lage sehr gut einschätzen, sie hat sich eigentlich keine Sorgen um mich gemacht." Die Eltern, im speziellen die Mama, seien aber schon sehr erleichtert gewesen, als der Einsatz in Hamburg um war. "Die haben halt immer Angst um mich."

Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der "Am Sonntag" erschienen.