Simbach am Inn
Millionenprojekt für "Antersdorfer Mühle" nach der Flut

31.05.2017 | Stand 21.09.2023, 3:44 Uhr

Die alte Mühle direkt am Bach wird über kurz oder lang abgerissen: Die Hochwasserkatastrophe hat sie schwer beschädigt. In fünfter Generation wird die Mühle seit 1884 hier betrieben. Wenn Sohn Johannes Priemeier (re.) den Betrieb von Vater Johann Priemeier übernimmt, wird die neue Produktionsstätte bereits in Waltersdorf stehen. Die Firmen-Zentrale am Ortsrand von Antersdorf bleibt. − Foto: Brodschelm

Die tausende Tonnen Müllberge nach der Flut in Waltersdorf sind bereits verschwunden. Im Moment wird das Gewerbegebiet im Auftrag der Stadt wieder auf Vordermann gebracht, schließlich sollen sich die derzeit noch leeren Grundstücke direkt an der B12 hoffentlich bald mit Gewerbebetrieben füllen. Das bleibt kein Traum der Stadt mehr: Das erste Grundstück ist verkauft, und sogar an einen Einheimischen. Bis Ende 2018 entsteht hier die neue Produktionsstätte der "Antersdorfer Mühle". Ein Millionenprojekt, das die Flut erst in dieser Form erforderte.

"Eine Erweiterung hatten wir schon länger im Hinterkopf, aber erst in zwei, drei Jahren", erklärt Chef Johann Priemeier. Doch bei der Hochwasserkatastrophe wurde die Mühle direkt am Antersdorfer Bach komplett zerstört.

Direkt neben dem Antersdorfer Bach betrieb die Familie Priemeier in 5. Generation seit 1884 die Mühle. Sie war eine der ersten Mühlen in Deutschland, die Anfang der 70er Jahre Bio-Getreide verarbeitet hat. Ihre Marke "Antersdorfer Mühle" ist deutschlandweit bekannt. "Mittlerweile beliefern uns 250 Bio-Bauern aus einem Umkreis von rund 100 Kilometern."
Als am 1. Juni der Antersdorfer Bach rasend schnell anstieg – von 20 Zentimeter auf letztendlich 5,40 Meter –, versuchten die Mitarbeiter zu retten, was es noch zu retten gab. Doch der Wildbach rauschte plötzlich mitten durch die Mühle. Die Mitarbeiter brachten sich in Sicherheit, der Chef wollte es dagegen nicht ganz glauben und sich selbst ein Bild von der Lage machen. Das hätte ihm beinahe das Leben gekostet. "Ich wollte gerade über die Brücke zurückfahren, als es passierte", beschreibt er. Plötzlich bewegte sich das Auto nicht mehr, driftete seitlich durch die Wucht des Wassers weg und wurde bereits mit den Hinterreifen über die Brücke gespült. "Ich bin durchs Fenster auf die Motorhaube."

"Aber es war bei vielen an diesem Tag knapp – nicht nur bei mir", betont er im Gespräch mit der PNP und will die Geschichte von damals eigentlich nicht so breittreten. Viel wichtiger für ihn, und damit auch schlimmer, sind die Folgen der Flut für seinen Betrieb. "Flut heißt für uns Stillstand. Seit einem Jahr steht die Mühle, können wir nicht mehr produzieren. Leider ist auch eine Sanierung oder ein Wiederaufbau an dieser Stelle unmöglich. Das wurde uns von behördlicher Stelle klar gemacht", erklärt Priemeier die Hintergründe für die Entscheidung, die neue Mühle in Erlach im Gewerbegebiet Waltersdorf aufzubauen. "Wir wollen am neuen Standort die Produktionsstätte wie gehabt nach dem neuesten Stand der Technik aufbauen", beschreibt der Chef das Projekt, mit dem er die Zukunft der Firma sichern will und damit auch die derzeit 50 Arbeitsplätze.

− th

Mehr zu diesem Thema lesen Sie am 1. Juni in der Passauer Neuen Presse (Ausgabe Pfarrkirchen/Simbach).