Nürnberg
Herr der Gläser: Die größte Weizenbierglas-Sammlung der Welt

20.01.2013 | Stand 21.01.2013, 7:13 Uhr

Im Weizenglasmuseum von Walter Geißler sind über 5000 Weizenbiergläser von etwa 1500 Brauereien aus aller Welt zu sehen. (Foto: Schamberger)

Eigentlich ist seine Frau an allem Schuld, scherzt Walter Geißler. Als er vor mehr als 30 Jahren auf dem Dachboden seiner Eltern bei einem Umzug acht Weizenbiergläser gefunden und diese ins Küchenregal gestellt hat, habe seine Ehefrau dies als zu mickrig empfunden, erzählt der 57-Jährige. Also hätten sie von ihrem ersten Urlaub im bayerischen Wald 150 Weißbiergläser mit nach Hause gebracht und damit den Grundstein für die heute größte Sammlung an Weißbiergläsern weltweit gelegt: das Weizenglasmuseum in Nürnberg.

1986 schaffte Geißler es mit seiner damals etwa 3500 Gläser umfassenden Sammlung sogar ins Guinness Buch der Weltrekorde, inzwischen ist der Bestand auf 5500 Gläser von etwa 1350 verschiedenen Brauereien angewachsen, mit Schwerpunkt aus Bayern und Baden-Württemberg aber auch aus China, den USA und Russland.

Untergebracht ist die Sammlung auf rund 60 Quadratmetern im Keller des privaten Wohnhauses der Geißlers im Nürnberger Stadtteil Laufamholz. "Bis zu 6000 Gläser haben hier Platz", sagt Geißler, der hauptberuflich Geschäftsführer der Stadtwerke von Altdorf bei Nürnberg ist und nebenbei sein eigenes Weißbier für den Privatgebrauch braut.

Dann sei Schluss, sagte er. Zum einen, weil im Keller kein Platz mehr sei, zum anderen, weil er kaum noch neue Gläser auftreiben könne − trotz Internettauschbörsen und Zeitungsannoncen. Und das, obwohl ihm noch viele Stücke in der Sammlung fehlten. Zu seinen ältesten Sammlerstücken gehört ein um 1900 gefertigtes Glas des damaligen Weißbräuhauses München, das heute unter Schneider Weisse firmiert. Aus dieser Reihe hat Geißler gleich mehrere in Form und Aussehen verschiedene Gläser gesammelt, die auch die Entwicklung bis zum heute gängigen Humpen veranschaulichen. "Mich interessiert immer auch die Geschichte hinter den Gläsern und der Brauerei", schwärmt er. Zu seinen Prunkstücken zählt Geißler auch ein ebenfalls um 1900 hergestelltes Weißbierglas der noch heute existierenden Klosterbrauerei Irsee, oder ein Stück der 1567 gegründeten Schloss Brauerei Moos (der heutigen Arco Bräu aus Straubing), das ein Bild der "Moos-Liesl" ziert, die − irritierenderweise − eine Art Weinkrug in der Hand hält.

Der Bericht ist erschienen in der "Am Sonntag".