Vilshofen
"Das ist keine Luxus-Unterkunft": So leben die Schlachthof-Mitarbeiter

27.01.2018 | Stand 20.09.2023, 0:26 Uhr

Die Blümelmühle in Vilshofen ist baulich heruntergekommen. Das Wohnen im Dachgeschoss wurde untersagt. −Fotos: Rücker

"Sie wollen wissen, wie es in den Unterkünften für die Schlachthof-Mitarbeiter aussieht? Kein Problem!", sagt Karl-Heinz Steinkühler. Er ist der Pressesprecher für das Unternehmen Vion, das den Schlachthof Vilshofen betreibt. Der Bericht im Vilshofener Anzeiger vom Dienstag hat weite Kreise gezogen. Steinkühler sitzt in Düsseldorf. Er schickt einen Mitarbeiter am Donnerstag mit dem Flieger nach München, dann geht es mit dem Auto weiter nach Vilshofen.

Vion verspricht "absolute Transparenz", hat vor zwei Jahren eine entsprechende Kampagne gestartet, um dem schlechten Image der Branche entgegenzuwirken. Am Freitagmorgen gibt es einen Pressetermin im Schlachthof Vilshofen.

In einem großen Anwesen in Witzling seien 26, in der Blümelmühle 30 und im Gasthaus Kothwies 34 Mitarbeiter untergebracht. Die Häuser wurden von der "Deutschen Schlacht und Zerlegungs GmbH" (DSZ) mit Sitz in Krefeld angemietet. Mit Vion hat die DSZ einen Werkvertrag abgeschlossen. DSZ stellt das Personal für den Schlachtbetrieb und wird pro "verarbeiteter Einheit" bezahlt. Am Schlachthof Vilshofen werden pro Woche rund 20.000 Schweine geschlachtet und zerlegt. Hier arbeiten nach Angaben des Betriebsleiters Christoph Brunner 320 Menschen.

Bis zu 150 Euro zahlt ein Arbeiter für den Schlafplatz

Ortstermin in Witzling. Thomas Walter von der DSZ geht voraus. Am Tag zuvor hat er die Arbeiter von dem Besuch informiert. Sie sollten die Zimmer offen lassen, was offensichtlich vergessen wurde. In die Zimmer, in denen die Schichtarbeiter gerade schlafen, wollen wir aus Respekt nicht hineingehen. Die Küche ist ordentlich, die Bäder ebenso. Je nach Raumgröße schlafen zwei bis sechs Männer in Betten, wie man sie aus Bundeswehr-Kasernen kennt. Es ist alles sauber, auffallend sauber. "Zweimal in der Woche kommt Reinigungspersonal", erklärt Thomas Walter. Bis zu 150 Euro zahlt ein Arbeiter für den Schlafplatz – alle Nebenkosten inklusive, erklärt Didem Durak, Personalleiterin der DSZ. Mit dabei ist auch der Transport zum Schlachthof.

Nächster Stop: Blümelmühle, das umstrittene Objekt. Das Haus ist in einem deutlich schlechteren Zustand. Es fällt auf, dass die kleinen Bäder "sauber" sind. Keine Zahnbürste, kein Rasierapparat liegt herum – ungewöhnlich für eine reine Männerwirtschaft. Klos, Badezimmer und Küche waren einst für eine Familie gedacht, nicht für eine Gemeinschafts-Unterkunft. "Das Bad erhält bald zwei neue Duschen", heißt es hier. In den Zimmern ist aufgeräumt. Nichts liegt herum. Es gibt einen großen Tisch in der Küche, keinen Gemeinschaftsraum. Die Arbeiter haben sich auf dem Balkon, der zur Wolfach zeigt, "eingerichtet".

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