Sonderschau in Dingolfing
Die Kunst des Loslassens: 50 Jahre BMW in Niederbayern

19.12.2017 | Stand 19.09.2023, 20:49 Uhr

Ausladende Schönheit: der Goggo-Roller aus den 50er Jahren. − Foto: RMR

Bis Juni 2018 läuft im Museum Dingolfing die Sonderschau "50 Jahre BMW in Niederbayern", die seit Juni über 17000 Menschen besucht haben. Sie ist um so lohnenswerter, wenn man sich die Zeit nimmt, sie im Kontext eines Jahrhunderts zu betrachten. Folgen wir also in der industriegeschichtlichen Abteilung des Museums im ehemaligen Getreidekasten nicht gleich der Treppe hinab in die BMW-Abteilung, sondern fahren mit dem Lift in den zweiten Stock, zum Anfang.

Die Ära der SämaschineUnternehmer sein bedeutete im 19. Jahrhundert schon loslassen können: 1983 hatte Andreas Glas in Pilsting seine Maschinenfabrik gegründet, 1908 zog er damit nach Dingolfing, wo es Eisenbahn gab, Strom, und eine Landwirtschaftsausstellung. Maschinenbau, das war Hand- und Knochenarbeit. Werkstatt und Schmiede samt Feuertisch vermitteln einen lebhaften Eindruck, was es hieß, die noch von Hand gezogene Sämaschine "Bavaria" herzustellen, die damals Kleegeige und Säkorb ablöste.

Fahrzeugbau Marke GlasWas für Zeiten, als ein Chef die Fahrzeuge nach dem Spitznamen eines Enkelkindes benennen durfte – und keine Marketingabteilung konnte mit einem noch so trendigen "i" oder "X" dagegen an. Der Goggo-Roller wurde ein Symbol des Wirtschaftswunders der 50er, aus dem sich das Goggomobil entwickelte − eigentlich kein Auto, sondern ein Vierradroller mit Fahrgastkabine. Wunderschöne Exemplare sind im ersten Stock des Industriemuseums zu sehen, bis hin zum Glas 2600 V8 Sportwagen, liebevoll "Glaserati" genannt, eine Sensation auf der IAA 1965.

Die 50 BMW-JahreIm Untergeschoss des Museums war bereits eine Ausstellung zu BMW vorhanden, diese wurde zum Jubiläum aktualisiert, erweitert und zu einer stringenten Sonderschau ausgebaut. Sehr charmant ist, wie sich im Video Mitarbeiter von einst und heute im Goggomobil und im i8 auf den Weg machen und sich gegenseitig ihren Arbeitsplatz erläutern. Zeitzeugen erinnern sich an die Anfänge von BMW in Niederbayern, an die legendäre Betriebsversammlung am 10. November 1966, als den Glas-Mitarbeitern die Übernahme verkündet wurde, und an die reichlich erfolglose Kampagne "Jupp, komm nach Bayern", mit der Arbeiter aus dem Rheinland für BMW angeworben werden sollten.

Zukunft des FahrensIn zwei beheizten Containern skizziert BMW die Zukunft: Die Zukunft des Arbeitens etwa mit einer optimierten Mensch-Maschine-Kooperation, und die Zukunft des Fahrens etwa mit Elektromotor, mit einer App, die das Fahrzeug im Sommer schon mal vorkühlt, und mit dem Thema autonomes Fahren. Das nächste entscheidende Fahrzeug auf diesem Weg zum voll-autonomen Fahren und elektrischen Reichweiten bis zu 700 Kilometer ist der BMW iNext, der ab 2021 in Dingolfing gebaut wird.

Verlängert bis 30. Juni 2018, in der industriegeschichtlichen Abteilung des Museums Dingolfing, Obere Stadt 19, Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr, Eintritt frei.

Audioguides sind verfügbar, zu empfehlen ist eine Führung, Info unter 08731/312228 und unter www.museum-dingolfing.de