PNP-Interview
Schiri hört auf:"Gefühl, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht"

06.12.2017 | Stand 21.09.2023, 0:59 Uhr

Zwei Stifte, zwei Pfeiferl und irgendwann auch mit Headset: So trat der junge Schiedsrichter Tobias Baumann elf Jahre lang auf die Fußballplätze. Das Foto zeigt ihn bei seinem letzten offiziellen Einsatz: beim Landesliga-Spiel des SV Hutthurm gegen den FC Sturm Hauzenberg (rechts Maximilian Zillner) am Freitag, den 5. Mai 2017. − Foto: Michael Duschl

Schiri Tobias Baumann aus Seebach pfeift schon im Alter von 25 Jahren in der Regionalliga. Drei Jahre danach tritt er plötzlich ab, nur um Monate später genauso plötzlich als Beisitzer im Bezirkschiedsrichterausschuss aufzutauchen. Warum das alles? Die Heimatzeitung hat Tobias Baumann einfach gefragt. Und der hat erzählt.

Herr Baumann, im August 2014 sind Sie in die Regionalliga aufgestiegen. Da sagten Sie: "Ich bin immer noch mit großer Freude dabei." Wo ist sie denn hin, die Freude?

Tobias Baumann: Die Freude hat da geendet, als ich merkte, dass mir jemand auf der Nase rumtanzt. Da bin ich ein Typ, der das Tanzspiel dann ganz schnell beendet, mal salopp formuliert.

Wie meinen Sie das?

Baumann: Über Auf- und Abstieg müssen ja Leute entscheiden. Da geht’s einerseits um Leistung: In der Regionalliga kann irgendwann jeder Pfeifen, das sind nur Nuancen. Und dann geht’s halt in einen subjektiven Bereich rein, wo der Niederbayer im Vergleich zum Schwaben vielleicht nicht ganz so gut passt; und man das Gefühl hat, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Das System mit Vitamin B kann ich aber nicht kritisieren, ich bin ja auch so hochgekommen. Die Schiedsrichterei ist also immer auch ein Politikum, irgendwann muss sich ein verantwortliches Gremium auf gewisse Leute stützen.

In Ihrem Fall der Verbandsschiedsrichterausschuss?

Baumann: Sie haben keinen leichten Job, auszusuchen, wer aufsteigt, drinbleibt oder absteigt. Da sitzen vier ehemalige Top-Schiedsrichter drin, geballte Kompetenz. Die wollen auch nur jedem gerecht werden. Wenn man aber irgendwann das Gefühl hat, da stimmt was nicht, dann hinterfragt man das.

... was Sie offenbar getan haben.

Baumann: Auf Verbandsebene gibt es für uns Schiedsrichter ja einen internen Videobeweis. Das ist an sich ganz legitim. Aber meistens gibt es nur die Aufnahme von einer einzigen Kamera, die noch dazu weit weg ist und die Szenen nur aus einem Winkel zeigt. Im Video kann man nicht eindeutig sehen, ob der Schiri richtig entschieden hat oder nicht.

Was ist also passiert?

Baumann: Ich wusste ja, wo ich mich im Ranking ungefähr einordnen musste und ich war ja mit 27 auch nicht mehr der Allerjüngste. Wenn die Leistung nicht stimmt, kann ein Schiedsrichter eine Art "Verschnaufpause" einlegen. Das habe ich nach vier Regionalliga-Spielen gemacht, zehn Wochen lang. Dabei habe ich festgestellt, dass das Leben auch ohne Pfeiferei viel Spaß macht. Danach habe ich mich aber doch nochmal zurückgemeldet. Und beim Comeback ist es ähnlich gelaufen. Das war Ingolstadt II gegen Greuther Fürth II, zwei Reserven, vielleicht 150 Zuschauer. Wir nennen das "leichtes Spiel": keine echte Rivalität, kein Topspiel, keine besonderen Vorkommnisse. Ohne Fehler kriegst du immer 8,4 Punkte, eine solide Wertung. Leider wurde eine Szene im Graubereich anders ausgelegt als erhofft. Kein Vorwurf an den Beobachter, das kann man so sehen. Zu der Zeit war das aber mein persönlicher Genickbruch.

Im Mai war Ihr letztes Spiel, am Freitag sind Sie Beisitzer im Bezirksschiedsrichterausschuss geworden. Das ging schnell. Stimmt der Eindruck, dass das nicht ganz zufällig passiert ist?

Baumann: Da war schon Zufall dabei. Ohne Robert Fischer, unseren Obmann in Niederbayern, wäre das nicht passiert. Er hat mich im April angerufen und gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, jetzt wo ich raus bin. Aber ja, ich konnte mir das immer gut vorstellen, weil ich immer gesagt hab: Ich möchte es anders machen, als ich durch diese Schule gegangen bin.

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