Seit 45 Jahren Metzger

„Metzgerblues“: Josef Steinleitner (57) schreibt Liebeslied für sein Handwerk

08.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:16 Uhr

Das Musikvideo spielt in der Wurstküche: Begleitet wird Josef Steinleitner (l.) von Hans Genzinger (Akkordeon) und Hans Witzelsperger (Saxophon). −Screenshot: Elsberger

Wenn Josef Steinleitner aus Vilshofen (Lkr. Passau) übers Metzgern spricht, wird er emotional. Er sucht nach richtigen Worten. „Wenn die Weißwürste mit Petersilie im Kessel schee auflaufen, pflamig werden, ist das ein schönes, zufriedenstellendes Gefühl“, beschreibt der Metzgermeister. Seinem Handwerk hat er nun ein Liebeslied gewidmet.



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„Metzgerblues“ heißt der Song, in dem er singt, was ihn so an seinem Beruf begeistert. Mit seinen Musiker-Kollegen Hans Genzinger (Akkordeon) und Hans Witzelsperger (Saxophon) hat er ein Musikvideo gedreht und auf YouTube hochgeladen. 5000 Leute haben sich das Lied schon angehört. Das gute Feedback freut den Metzger. „Ein reines Meisterwerk“, lobt ein Hörer.



Seit 45 Jahren lebt und liebt Josef Steinleitner seinen Beruf. „Ich bin quasi schon immer Metzger“, sagt der 57-Jährige, der in die Fußstapfen seines Vaters getreten war. In fünfter Generation führt der Senior-Chef die „Metzgerei Steinleitner“ mit Filialen in Pleinting, Osterhofen und Deggendorf. Mittlerweile ist sein Sohn Josef nachgerückt.

Zwölf Stunden täglich in der Wurstküche



Zwölf Stunden täglich stehen die Steinleitners in der Wurstküche, schlachten und produzieren Schinken, Würste und Steaks. Die Geräusche und Gerüche in der Wurstküche sind für sie nicht mehr wegzudenken: „Wenn ich in der Früh zur Arbeit komm, den Kutter anschalte und den Sound höre – da geht mir das Herz auf.“

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Den Text für seinen „Metzgerblues“ hatte er schon länger im Kopf. Mal habe er hier und da im stillen Kämmerlein was dazugedichtet, nach den richtigen Akkorden auf seiner Gitarre gesucht. „Irgendwann hab„ ich mir gedacht: ,Jetzt schreib„ ich es auf“, erzählt er. Ende 2022 nahm er seinen Mitarbeiter Hans Witzelsperger zur Seite und spielte ihm den „Metzgerblues“ vor. „Der Hans war gleich begeistert und improvisierte mit dem Saxophon dazu“, erzählt Steinleitner.

Weil sein Song eine „bayerische Note“ haben sollte, holte er sich noch den Pleintinger Musiker Hans Genzinger mit seiner Quetschn mit ins Boot. Nach ein paar Proben war der Aufnahmetag fürs Musikvideo mit NiederbayernTV gekommen – „natürlich in der Wurstküche, damit es authentisch ist“, erzählt Steinleitner.

„De Würst in der Seich ham a goldbraune Farb und lochan de oh, dass glei einebeißn mogst – ja dann hab i, ja dann hab i an Metzgerblues“, röhrt der Metzgermeister mit bluesiger Stimme, während die Kamera in die Selche schwenkt, in der die dampfenden Wiener hängen.

Liebeslied als Plädoyer fürs Metzger-Handwerk



Sein Liebeslied ist gleichzeitig ein Plädoyer fürs Metzger-Handwerk. So sehr das Metzgern und Schlachten für ihn zur Routine geworden ist – „den Respekt zur Kreatur habe ich nie verloren. Für mich ist es ganz wichtig, selbst zu schlachten, weil ich dann die Kontrolle habe. Auch wenn es mich doppelt so viel kostet“, sagt er. Ihm ist klar, dass sein Song viele Gegner auf den Plan rufen wird. „Manche Leute echauffieren sich, wie man heutzutage noch Metzger sein kann. Aber ich bin der Meinung: Jeder darf essen, was er mag. Es muss nicht jeden Tag Fleisch und Wurst auf dem Teller sein, aber wenn, dann mit Sinn und Verstand“, sagt Steinleitner.

Er bedauert, dass mehr und mehr Metzgereien schließen müssen. Gründe dafür seien u.a. die günstigen Preise der Industrie, die Energiekosten und der Fachkräftemangel. Händeringend sucht er derzeit nach einem Metzger und zwei Mitarbeitern im Verkauf.

Besonders zu Buche schlägt der „immer schlimmer werdende Bürokratismus“, moniert Steinleitner. „Diese Reglements kann bald kein Handwerksbetrieb mehr erfüllen.“ Ein Beispiel: Kürzlich musste er acht neue Waagen für 80.000 Euro beschaffen, weil diese nicht mehr mit der neusten Software des Finanzamts kompatibel waren. „Es wird gefordert und gefordert. Aber es gibt keinerlei Unterstützung“, moniert er weiter. Momentan sei er an einem Punkt, an dem er die Freude an seinem Beruf verlieren könnte. „Ich bin eigentlich Metzger, aber 40 Prozent der Zeit nur mit Büroarbeit beschäftigt.“

Trotz der widrigen Umstände: Josef Steinleitner will weiterhin den „Metzgerblues“ fühlen. „Meine eigene Wurst zu machen, zu verfeinern – das ist für mich Lebensfreude pur.“

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