Straubing
Neun Jahre nach Martyrium in JVA: Trauer um ehemalige Psychologin

18.02.2018 | Stand 22.09.2023, 0:25 Uhr

Sieben Stunden verbrachte die damalige Gefängnispsychologin der JVA Straubing im April 2009 in der Gewalt eines Häftlings. Am Dienstag starb sie. −Symbolfoto: dpa

Fast neun Jahre ist das Gefängnis-Martyrium von Susanne Preusker her. Sieben Stunden lang befand sich die damals 49-jährige Cheftherapeutin der Justizvollzugsanstalt (JVA) Straubing am 7. April 2009 in der Gewalt eines Häftlings. Der Mörder und mehrfache Sexualtäter vergewaltigte sie etliche Male. Zweieinhalb Jahre später legte sie ein bemerkenswertes Buch vor, in dem sie ihre Horrorerlebnisse aufarbeitet und ihr Leben danach schildert. Der Titel lautet "Sieben Stunden im April - Meine Geschichten vom Überleben". Jetzt ist Susanne Preusker tot.

Auf der Homepage der ehemaligen Gefängnispsychologin teilen ihr Sohn und ihr Ehemann mit: "Voller Achtung und Liebe trauern wir um Susanne Preusker, geliebte Mutter und Ehefrau. Sie hat sich am Dienstag, 13. Februar 2018, entschieden, aus dem Leben zu scheiden.Wir danken ihr für viele glückliche Momente, humorvolle Stunden und all das, was sie ausmachte."

"Schultern hängen lassen und betreten in Richtung Himmel blicken, das ist nicht meins", sagte Susanne Preusker nach der Veröffentlichung ihres Buches der Passauer Neuen Presse. Es gebe das alte Leben und das neue Leben, die "alte und die neue Suse" - vor und nach der Tat. Im neuen Leben gab es die Psychologin Susanne Preusker allerdings nicht mehr. Sie musste ihre Arbeit wegen Angststörungen und Panikattacken aufgeben. "Das ist das Einzige, warum ich manchmal noch Wut empfinde gegen den Täter, aber ansonsten habe ich nur noch Ekel für ihn übrig. Manchmal rieche ich ihn noch, und dann wird mir schlecht, richtig übel", sagte die damals 51-Jährige .

Die brutale JVA-Geiselnahme vom 7. April 2009



Unter dem Vorwand, sie sprechen zu wollen, war der damals 51-jährige Täter ins Büro der Psychologin gekommen. Er wurde zu dem Zeitpunkt bereits vier Jahre von Preusker betreut. Als sie nach dem Gespräch gehen wollte, drehte der Mörder und mehrfache Sexualtäter plötzlich durch. Er fesselte sie und bedrohte sie mit einem 23 Zentimeter langen Messer. Sieben Stunden lang vergewaltigte er sie immer wieder. Er drohte ihr Sekundenkleber in den Mund zu träufeln, wenn sie schreie. Er verbarrikadierte die Tür, ließ die Therapeutin Anrufe von Kollegen abwimmeln; sie solle sagen, alles sei in Ordnung. Die Geiselnahme war erst aufgefallen, als ein Wachmann bemerkte, dass der 51-jährige Gefangene am Abend nicht in seiner Zelle war − und bereits seit mehreren Stunden im Büro der Therapeutin. Ein Spezialeinsatzkommando, das dann für eine Erstürmung der Therapiestation bereitstand, griff nicht ein. Die Beamten setzten auf telefonische Verhandlungen mit dem Geiselnehmer, der so zur Aufgabe bewegt werden konnte. Er ließ Susanne Preusker schließlich gehen. Dass er Messer sowie Kleber besaß, führte im Anschluss zu Diskussionen über Sicherheitslücken in der JVA. Heute gibt es ein Notrufsystem, mit dem die Justizangestellten jederzeit einen Alarm auslösen können.

− fe/dpa

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