Heldenstein
Roy Blacks Bruder: "Er hat sich nicht totgesoffen, Blödsinn"

06.10.2011 | Stand 06.10.2011, 16:38 Uhr

Vor zwanzig Jahren starb Roy Black − nun gibt es neue Gerüchte um seinen Tod. Am Tag seines Todes sei er im Vollrausch gewesen, berichtet die "Bild"-Zeitung. Doch sein Bruder Walter Höllerich widerspricht: "Mein Bruder hat sich nicht totgesoffen." Das sagte er am Mittwoch der PNP.

"Wenn ich ganz ehrlich bin, meine Musik war es nie und die meines Bruders auch nicht", sagt Walter Höllerich. "Wir haben Joe Cocker und Rock’ n’ Roll gehört." Walter Höllerichs (62) Gesichtszüge sind starr, wenn er über seinen berühmten Bruder Roy Black spricht. Die großen braunen Augen wandern über den massiven Holztisch am neuen Fischweiher nahe Tüßling im Landkreis Altötting. Die Leidenschaft für die Fischerei haben die Höllerich-Brüder immer geteilt.

Roy Black, der mit bürgerlichem Namen Gerhard Höllerich hieß, ist im Alter von 48 Jahren am 9. Oktober 1991 in Heldenstein im Landkreis Mühldorf gestorben. Er war in seiner Fischerhütte an einem Nebenarm der Isen, wo die Brüder ein "Fischwasser" gepachtet hatten. "Dorthin zog er sich zurück, um mal Ruhe zu haben von dem ganzen Trubel", weiß Walter Höllerich. So auch am 9. Oktober vor 20 Jahren. Die Hütte sei etwa 50 Quadratmeter groß gewesen. "Es gab zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und ein Bad", sagt Roy Blacks Bruder. Oft seien sie zusammen dort gewesen. Schon als Kinder hätten sie in der schwäbischen Heimat zusammen gefischt.

In Heldenstein hatte er seine Ruhe  Nachdenklich schaut der gelernte Betriebswirt , der in Burgkirchen lebt, auf seine Fischteiche: "Ich habe ihn damals gefunden. Wir haben eine Weile nichts von ihm gehört, ich wusste aber, dass er in Heldenstein bei den Fischen ist, also bin ich hingefahren." Als der heute 62-Jährige die Holztüre aufsperrte, lag Gerhard Höllerich auf dem Bett. Die Todesursache wurde später mit "natürlichem Herzversagen" angegeben. "Er war schon eine Weile tot. Mein Bruder ist mit einem schweren Herzfehler zur Welt gekommen. Er hatte fünf Jahre vorher eine beidseitige Herzklappen-Operation. Na ja und gehalten hat er sich halt auch nicht."

Der ganze Stress mit den Fernsehauftritten, Alkohol und die wenige Privatsphäre seien dem Frauenschwarm Roy Black zu viel geworden, weiß der Bruder. "Wir konnten ja nicht mal einfach so ins Restaurant gehen. Alle haben immer gestarrt und dann ging das Autogrammeschreiben los." Aber in der 2400-Einwohner-Gemeinde Heldenstein hatte der Schlagersänger und Schauspieler seine Ruhe. "Das hat da niemanden gekümmert, wenn er auch im Dorf mal eingekauft hat. Dort war er der Mensch, nicht der Künstler. Er kam, so oft er irgend konnte, dorthin", sagt Walter Höllerich. Aber depressiv sei er nicht gewesen und Drogen habe er auch nicht genommen, wie immer wieder in den bunten Blättern getitelt wurde. "Das hätte ich ja mitbekommen." Jetzt will die "Bild"-Zeitung nach 20 Jahren den Obduktionsbericht in die Hände bekommen haben und zitiert aus diesem. Bei Roy Black seien vier Promille Alkohol im Urin und drei Promille Alkohol im Blut festgestellt worden. Der Rechtsmediziner Wolfgang Eisenmenger, der die Leiche Blacks untersucht hatte, dementierte dies nicht. Er sagte: "Wenn man bei jemandem drei Promille findet, dann spricht das dafür, dass er Missbrauch mit Alkohol treibt."

Für Walter Höllerich ist das "absoluter Blödsinn". "Ich höre das zum ersten Mal. Mein Bruder hat sich nicht totgesoffen."

Nach Roy Blacks Tod wurde die Fischerhütte abgerissen, was dem heutigen Bürgermeister von Heldenstein, Helmut Kirmeier, ganz gelegen kam. "Das wäre ein Mega-Hype geworden. Die Fans wären ja zur Hütte gepilgert." Der Abriss der 20 Jahre alten Holzhütte stand fest. Das hatte mit dem Tod von Gerhard Höllerich nichts zu tun.

"Mein Bruder war ein unruhiger Geist"  Das Mühldorfer Landratsamt sei auf den Schwarzbau aufmerksam geworden, als Gerhard Höllerich Ende der 80er Jahre öffentlich gegen den Bau der A 94 im Isental demonstrierte. "Der damalige Mühldorfer Landrat Erich Rambold hatte da scheinbar andere Interessen und kurze Zeit später kam ein Brief vom Bauamt, dass die Hütte weg muss", erinnert sich Walter Höllerich.

Optisch haben die Brüder nicht viel Ähnlichkeit. Die großen braunen Augen vielleicht. Auch musikalisch hatte der sechs Jahre Jüngere nie Ambitionen. "Nein, ich kann gar nicht singen. Man wollte unbedingt eine Platte mit mir machen, aber nein, also wirklich nicht." Überhaupt seien die Schlager nie seine Musik gewesen und "die von Gerhard war es auch nicht. Da muss man schon ehrlich sein." Rock’ n’ Roll hätten sie privat gehört, "aber doch keine Schlager", sagt der Bruder kopfschüttelnd.

Bei der Frage, wie der Mensch Roy Black wirklich war, stockt das Gespräch. "Familienmensch war er jedenfalls keiner." Er habe enorme Stimmungsschwankungen gehabt: "Mal war er himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt. Mein Bruder war ein sehr unruhiger Geist. Mehr kann ich dazu nicht sagen."

Bis heute haben die Fans den Frauenschwarm von einst nicht vergessen. Es sind Lieder wie "Schön ist es, auf der Welt zu sein" oder Filme wie "Unser Doktor ist der Beste", die ihn "unsterblich" machen. Das jedenfalls schreiben seine Anhänger auch 20 Jahre nach dem tragischen Tod in der Heldensteiner Fischerhütte noch heute in Internetforen. Der offizielle Fanclub wird, wie Walter Höllerich weiß, am 9. Oktober zum Grab nach Straßberg bei Augsburg pilgern. Der gesundheitlich angeschlagene Bruder Walter Höllerich und seine Familie werden nicht zum Friedhof fahren: "Ich muss da nicht hin, um an Gerhard zu denken."

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