Passau
Deutschlands bester Nachwuchs-Steinmetz kommt aus Passau

19.12.2017 | Stand 19.09.2023, 6:06 Uhr

Uraltes Original: Die Vorlagen zu Magdalena Rolands Gesellenstück sind um das Jahr 1460 entstanden. Um zu ihnen zu gelangen, muss sie durch einen maroden Treppenturm in ein altes Gewölbe klettern. −Foto: Kesselgruber

Die Vorlage für Magdalena Rolands Gesellenstück hat sich gut versteckt: in den oberen Gewölben des Passauer Doms. Außer den Mitarbeitern der Dombauhütte findet dort nie ein Mensch hin. Für die junge Steinmetzin ist es ein Glücksfall, dass ihr Chef die hübschen, bald 600 Jahre alten Arbeiten entdeckt hat. Diese Steine haben es ihr gleich angetan. Monatelang hat sie sich mit ihnen beschäftigt. Es lohnte sich. Gerade wurde sie zur besten Nachwuchs-Steinmetzin Deutschlands gekürt.

"Der beste Ausbildungsplatz der Welt"

Mit einem Lastenaufzug fährt die 23-Jährige an der Außenwand des Dom-Chorbaus 40 Meter nach oben. Der Ausblick über die Stadt ist fantastisch. "Der beste Ausbildungsplatz der Welt", sagt Magdalena Roland. Durch eine Tür im Ziegeldach gelangt sie in den geräumigen Dachstuhl. An seinem anderen Ende steigt sie durch eine runde Luke im Boden in einen alten, maroden Treppenturm. Könnte man durch die trüben Fenster nach draußen schauen, würde man auf die Zengergasse blicken. Die Stufen führen steil nach unten. Manche sind im Lauf der Jahrhunderte herausgebrochen. Überall liegt Schutt. Es ist dunkel.

Magdalena Roland steigt mit dem Leuchtstrahler in der Hand flott hinab. Immer wieder ein Abenteuer. Unzählige Male war sie hier, auf dem kleinen barocken Gewölbe zwischen Chor und Querhaus. An der Mauer befinden sich die gotischen Steinarbeiten, die Bauhüttenmeister Jérôme Zahn bei seinen Erkundungen entdeckt hat. Magdalena Roland hat einen Ausschnitt davon für ihr Gesellenstück exakt rekonstruiert. Viele von diesen Maßwerken aneinandergereiht bilden ein Fries mit Spitzbögen. Am unteren Ende sitzt die "Krabbe", ein bildhauerisches florales Element. Mit ihrer Arbeit aus kroatischem Kalkstein hat sie sowohl beim Kammerbezirks- als auch beim Landeswettbewerb abgeräumt.

Beim bundesweiten "Leistungswettbewerb des Handwerks" in Mainz im November musste sie dann innerhalb von sechs Stunden einen Gewändeaufstand anfertigen, den untersten Stein eines Türbogens. Wieder war sie die Beste.

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