PZ zu Besuch im Plattlinger Tierheim
Pflegerinnen klagen über rücksichtslosen Handel mit Tieren

29.07.2017 | Stand 18.09.2023, 2:07 Uhr

Und jetzt bitte stillhalten! Mit den Energiebolzen Susi und Strolchi, zwei ausgesetzten Mischlingen, wird jedes Foto zu einem Abenteuer. Ilona Wojahn (r.), die ehrenamtliche Übergangsleiterin des Tierheims, und die Vorstandsvorsitzende Gisela Ruh haben gerade deshalb ihren Spaß. − Fotos: Schweighofer

Wenn man am neuen Plattlinger Tierheim, diesem ebenso nüchternen wie zweckmäßigen Bau direkt an der Bundesstraße 8, klingelt, dann rührt sich zunächst einmal nichts. Nanu, keiner zuhause? Als nach einer kurzen Wartezeit dann doch geöffnet wird und man einen ersten Rundgang durch das Heim bekommen hat, merkt man: Das Gegenteil ist richtig. Hier tobt das tierische Leben - und das will von den Menschen erst einmal gemanaged werden.

In vier Bereiche ist das Tierheim aufgeteilt – da gibt es Zimmer für Katzen, Räume für Hunde und Kleintiere sowie den Quarantäne-Bereich, in den alle Neuankömmlinge zunächst einmal müssen. Hier werden sie untersucht, geimpft und entwurmt. Rund 300 Tiere hat das Plattlinger Tierheim in diesem Jahr bereits aufgenommen. Gut die Hälfte davon sind Fundtiere. Darunter zum Beispiel Katzen, die plötzlich in einer Box vor der Bushaltestelle stehen – wie Gisela Ruh, die Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins Deggendorf und Umgebung, erzählt. Bei 104 Fundkatzen in diesem Jahr haben sich lediglich zehn Besitzer beim Tierheim gemeldet.

Anders sieht die Lage bei den Hundehaltern aus - in 23 von 30 Fällen haben sich die Besitzer auf der Suche nach ihren Lieblingen beim Tierheim angefragt. Nicht so bei Susi und Strolchi. Das Mischlingspärchen wurde in einem Garten in Schöllnach gefunden – offensichtlich dort ausgesetzt. "Vorsicht, die haben Energie", sagt Ilona Wojahn, die ehrenamtliche Übergangsleiterin des Heims, bevor sie die Tür zum Hundezimmer öffnet. Es ist die Untertreibung des Tages: Susi und Strolchi, wie die beiden Racker von den Pflegerinnen getauft wurden, sind schier außer sich vor Begeisterung über den menschlichen Besuch. Das geplante Zeitungsfoto wird so zu einem leicht chaotischen Zeugnis ungebremster Lebensfreude. "Das sind so liebe Hunde. Ich hoffe wirklich, dass sich bald jemand für sie findet", meint Wojahn.

Dass es auch in Zukunft genug für sie zu tun geben wird, davon sind Ilona Wojahn und Gisela Ruh "leider" überzeugt. Die scheinbar unbezähmbare Gier des Menschen wird allein schon dafür sorgen. Der rücksichtslose Handel mit Tieren sei inzwischen ein "Fass ohne Boden", eine "Mafia" gar, sagt Wojahn. Von illegalen Tiertransporten oder von Menschen, die sich Züchter nennen, in Wahrheit aber reine Vermehrer seien, könnte sie stundenlang erzählen. "So lange es die Rücksichtslosigkeit der Menschen gibt, sind auch die Tierheime voll." Und dann beginnt die Arbeit...
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