Engelsberg
Geisterfahrer todesmutig auf A94 gestoppt: "Da war ein Meter"

05.04.2018 | Stand 12.10.2023, 10:03 Uhr

Das war knapp: Mitten auf der A94 hat der 49-jährige Thomas Büttner (kleines Bild) einen Geisterfahrer gestoppt. −Fotos: Thomas Büttner/Ralf Blechschmidt

Es ist das glimpfliche Ende einer Geisterfahrt, die schlimm hätte ausgehen können. Auf der A94 hat der 49 Jahre alte Thomas Büttner aus Engelsberg (Landkreis Traunstein) einen 89-jährigen Geisterfahrer gestoppt und damit - wie er selbst sagt - einem Motorradfahrer womöglich das Leben gerettet. Angst habe er dabei nicht gehabt. Das sagte er im Gespräch mit der PNP, bei dem er schilderte, wie er die Situation am Mittwochnachmittag auf der A94 erlebt hat.

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Der Gewerbetreibende einer Trockenbaufirma war mit seinem Kleintransporter alleine auf der A94 in Richtung Hohenlinden unterwegs und wollte demnächst von der Autobahn abfahren. Er sei relativ zügig auf der linken Spur unterwegs gewesen, als vor ihm plötzlich zwei bis drei Autos schlagartig nach rechts zogen. "Die haben einen extremen Haken nach rechts gemacht und dann habe ich gesehen, dass mir ein Auto entgegenkommt", erzählt Büttner. "Ich war nicht ganz so geschockt wie beim ersten Mal." Vor knapp einem Jahr sei ihm auf der A3 bei Deggendorf ebenfalls ein Geisterfahrer begegnet, den er dann zum Umkehren bewegt habe.

Sorge um Motorradfahrer

Am Mittwoch aber kehrte der Geisterfahrer auf der A94 nicht um. Thomas Büttner zog mit seinem Kleintransporter nicht hinter den anderen Fahrern nach rechts. Er verringerte seine Geschwindigkeit und fuhr mit eingeschaltetem Warnblinker auf den Geisterfahrer zu. "Ich habe gedacht ,ok, du gehörst mir‘", sagt der 49-Jährige unerschrocken. Zum einen habe er gesehen, dass der andere Fahrer auch langsamer wurde, zum anderen entdeckte er beim Blick in den Rückspiegel direkt hinter sich einen Motorradfahrer. "Was machen Biker, wenn der Vordermann von der linken Spur nach rechts zieht? Sie geben Gas. Das wäre nicht gut ausgegangen", schätzt Büttner. Der 49-Jährige fährt selbst gerne Motorrad.

Es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre es auf der A94 doch zu einem Zusammenstoß gekommen. Nach Polizeiangaben lagen fünf Meter zwischen den Stoßstangen des Kleintransporters und des Geisterfahrer-Wagens, als der 89-Jährige nach rund zwei Kilometern auf der falschen Spur schließlich anhielt. Büttner sagt: "Das waren nicht fünf, das war ein Meter." Als beide Autos standen, sei er aus seinem Transporter gesprungen und durch die Lücke zur Fahrerseite des anderen Autos gegangen. "Da konnte ich gerade noch durchgehen." Dann habe er die Tür des Geisterfahrers aufgerissen, den Motor abgestellt und ihm die Schlüssel abgenommen.

"Der wollte lieber umdrehen"

Von hinten habe er quietschende Reifen gehört. Alle Autos seien dann kreuz und quer gestanden. "Im Endeffekt hatten alle Schwein", meint Büttner. Der Geisterfahrer sei zunächst wütend gewesen und habe sich beschwert. "Der wollte lieber umdrehen." Einen verwirrten Eindruck habe er nicht gemacht. Später als die Polizei dann da war und Büttner seine Aussage gemacht hat, sei der Fahrer dann auf ihn zugekommen, habe ihm auf die Schulter geklopft und sich doch noch einsichtig gezeigt. ",Zum Glück ist nichts passiert‘, hat er dabei gesagt", erinnert sich Büttner.

Angst habe er bei seiner Anhalte-Aktion nie gehabt, sagt Büttner. Er habe ja gesehen, dass der Geisterfahrer langsamer wurde. Trotzdem hätte das Manöver auch schiefgehen können. Das sieht auch Polizeihauptmeister Christian Herzog von der Autobahnpolizei Hohenbrunn so. "So etwas kann auch ins Auge gehen", sagt er. Das Verhalten von Thomas Büttner sei couragiert und glücklicherweise sei alles gut ausgegangen. "Das nachzumachen, ist aber nicht zu empfehlen", so Herzog.

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