Eichstätt
Ode ans "Öha", Song vom "Schoaß"

Die Ruaßkuchlmusi begeisterte auf der Kleinkunstbühne im Gutmann

08.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:47 Uhr

Gab zweimal ein „Heimspiel“ in Eichstätt: die Ruaßkuchlmusi mit Ingrid und Dominik Harrer. - Foto: buk

Eichstätt (wbu) Wenn „der Polier nur noch Bier“ säuft und „der Architekt bloß noch Sekt“, der Ingenieur dagegen „Likör“ und „der Lump nur auf Pump“ – dann können solche Reime nur von der Ruaßkuchlmusi stammen. Am Sonntag und Montag gab das durch Auftritte in Funk und Fernsehen weit über Eichstätts Grenzen hinaus bekannte Möckenloher Musikerehepaar zwei Heimspiele auf der Kleinkunstbühne im Gutmann, beide Male vor proppenvollem Haus und unter tosendem Applaus.

Man muss dieses unprätentiöse Paar einfach mögen, das seit 2002 auf der Bühne steht und bestens aufeinander eingespielt ist wie einst Karl Valentin und Liesl Karlstadt: Während Ingrid Harrer-Hoffmann Aussagen der Texte oft durch intensive Gestik unterstreicht, begleitet ihr Gatte Dominik seinen Gesang eher mimisch; ihre Instrumente – Harmonika und Bariton – beherrschen sie virtuos.

Ob man das Programm nun eher als Volksmusik oder Musikkabarett betrachten sollte, bleibt offen – denn zu hören gibt es traditionelle Landler und Zwiefache und dazu viele Gstanzln, aber eben auch Pointen in Form krachender Knaller und derbes Derblecken, Witze und Anekdoten, Schüttelreime und auch Kalauer, die man gern verzeiht, wenn sie knochentrocken und charmant zugleich präsentiert werden wie von Dominik Harrer.

Das Programm trägt den Titel „Unterwegs“ und enthält sowohl bekannte Nummern aus den Anfängen der „Ruaßkuchler“ wie auch absolut Aktuelles – etwa über Uli Hoeneß als Freigänger, dem eine Resozialisierung als „Präsident der Sechziger“ angetragen wird. Aufs Korn genommen werden Eichstätter Ärgernisse wie die neuen Kerzenständer im Dom („die Kanonenrohre des Schlossleutnants Krach“) oder die lange Schließung von Krone und Burgschänke („Dafür kommt ein Burger King in die Spitalstadt“). Dass Dominik Harrer Musik am Gabrieli-Gymnasium und seine Gattin Ingrid Deutsch und Musik in Neuburg unterrichtet, können sie nicht verleugnen: Sie haben keine Scheu vor Vorurteilen und Selbstironie („Als Lehrer haben wir vormittags recht und nachmittags frei“), stünden aber auch mit einem „bayrischen Bildungsauftrag auf der Bühne“, weshalb dem Publikum nach der Pause eine Lernzielkontrolle in Aussicht gestellt wird.

Kurzweiliger geht’s kaum, wenn zungenbrecherische Schüttelreim-Gstanzl darüber reflektieren, was passiert, wenn die „letzte Hülle fällt, die bislang die Fülle hält“ oder wenn man wem eine „Zange leiht – dann fehlt sie für lange Zeit!“ Themen sind das Verhältnis von Männern und Frauen, speziell Bauer und Bäuerin („Wird die Bäuerin immer fetter und die Sau nimmt ned zou / dann hat sich der Bauer beim Füttern vertou…“), oder von Bayern und Preußen, es geht um Politiker oder um das Essen, etwa Speisen wie Sushi („Jessas näh, dou liegt a roua Fisch, wäh, wäh, wäh…“) oder Kalamari (die erinnern das Paar an „frittierte Oarschlöcher“).

Kein Thema ist zu gering: Präsentiert wird eine Ode über das „Öha“ und ein Song vom „Schoaß“, und immer wieder Lokalkolorit von „Megalouh“ und „Odelschloh“ über Kaldorf und Krut bis nach Biberg. Beim Lied vom Vogelbeerbaum („Halihallo Elisabeth…“) singt dann der ganze Saal, in dem übrigens alle Generationen von Opa und Oma bis zu den Enkeln versammelt sind, begeistert mit. Zwei grandiose Abende, denen man baldige Fortsetzungen wünscht.