Neuburg
Umgehungsstraßen: Der BN will klagen

Kreisgruppe des Bundes Naturschutz kritisiert viele politische Entscheidungen

15.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:18 Uhr

BN-Kreisvorsitzender Günter Krell, und Stellvertreterin Brigitte Streber mit einer präparierten Wildkatze. Lebende Exemplare hofft man auch im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zu finden. - Foto: Hamp

Neuburg (DK) Hochwasserschutz und Energiekonzept taugen nichts: Der Bund Naturschutz Neuburg-Schrobenhausen kritisierte im Rahmen seiner Jahresbilanz die politischen Entwicklungen.

Kein gutes Haar ließ der Vorsitzende der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN), Günter Krell, an den geplanten Flutpoldern, die an der Donau von Leipheim bis zur Isarmündung bei Deggendorf geplant sind. Je einer ist bei Riedensheim und bei Bertoldsheim vorgesehen. „Das sind aber rein technische Maßnahmen, ökologischer Hochwasserschutz sieht anders aus“, meinte Krell, und weiter: „Bevor die Polder geflutet werden, stehen Ortschaften schon unter Wasser.“ Stattdessen müssten Deiche zurückverlegt und Auen geflutet werden, wofür es viele Möglichkeiten gebe. Der Hochwasserschutz müsse schon bei den großen und kleinen Zuflüssen zur Donau beginnen.

Der Kreisverband des Bundes Naturschutz hat etwa 1900 Mitglieder, wie der Vorsitzende stolz feststellte. Ausführlich zeigte er in seinem Bericht für 2014 die Aktivitäten des Verbands auf. Dauerthema sind die geplanten neuen Nord-Süd-Stromtrassen. Statt derer fordere der BN übers Land verteilt kleinere Blockheizkraftwerke, eine Kraft-Wärme-Koppelung, den Ausbau landschaftsverträglicher Wind- und Sonnenenergie-Anlagen, neue Technologien zur Stromspeicherung und auch Konzepte, Strom zu sparen. So schnell wie möglich müsse man aber Atom- und Kohlekraftwerke abschalten. Auch brauche man neue Pläne zur Entwicklung der Stromnetze. In Neubaugebieten sollten für die Stromversorgung moderne Blockheizkraftwerke gebaut werden. Leider geschehe dies praktisch nirgends. Unsinnig nannte er die 10-H-Regelung, wonach Windräder zehnmal so weit von Wohngebieten entfernt sein müssen, wie sie hoch sind. Für die Region benötige man eine Energie-Agentur, an der auch die Bürger beteiligt sind.

Unnötig dagegen sei eine neue B 16 durch den Sehensander Forst. Die Gefahrenstelle am Burgwaldberg ließe sich durch eine tiefergelegte Straße und eine dritte Spur mit weit weniger Aufwand entschärfen. Auch die geplanten neuen Straßen um Schrobenhausen – teilweise durch Naturschutzgebiete – seien verzichtbar, würde man den Verkehr in der Stadt durch eine intelligentere Verkehrsleitplanung besser steuern. Durch neue Straßenbauten außerhalb der Ortschaften würde der an sich gute Naturschutz im Landkreis stark beeinträchtigt. Der Kreisverband des BN habe jedenfalls für eine mögliche Klage gegen die geplanten Straßen um Schrobenhausen eine gut erarbeitete Stellungnahme vorbereitet. Als Erfolg wertete Günter Krell das Ergebnis des Neuburger Ratsbegehrens von 2014. Die zweite, eigentlich dritte Autobrücke über die Donau sei damit verhindert worden. Sorgen bereite aber die Ausweitung des Kiesabbaus bei Karlshuld. Die Firma Rathei plane, zusätzlich 38 Hektar abzugraben, was zu viel sei. Verhindern könne man den Abbau grundsätzlich nicht, aber 15 Hektar würden reichen. „Kies wächst nicht nach“, stellte Günter Krell fest. Kritisch sieht er auch den vorgesehenen Bau einer Fischtreppe an der Bertoldsheimer Staustufe: Sie sei an einer falschen Stelle geplant.

Man habe, so der Vorsitzende weiter, an verschiedenen Aktionen und Demonstrationen teilgenommen, Pflegemaßnahmen auf gepachteten Streuobstwiesen durchgeführt oder mit den neu gewählten Bürgermeistern im Landkreis über Naturschutz gesprochen. Nachdem 2014 im Landkreis Eichstätt an vielen Stellen Haare von Wildkatzen gefunden wurden, habe sich der Kreisverband heuer auch in unserem Landkreis an der Suche beteiligt. Mit 16 Leuten wurden insgesamt 92 Lockstöcke betreut. Die Haarfunde müssen aber noch wissenschaftlich untersucht werden. Ergebnisse seien nicht vor Herbst zu erwarten.

Zuletzt machte Krell auf eine mögliche Gefahr aufmerksam. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker plane eine Überprüfung der europaweit geltenden Naturschutzbestimmungen. Der BN befürchte, dass die „Überprüfung“ zu einer Verschlechterung führen werde. Das gelte es zu verhindern.

Nach dem Kassenbericht von Dorothea Kretzschmann, dem Prüfbericht und der einstimmigen Entlastung des Vorstands, stellte Gunter Weinrich die Arbeit der Artenschutzgruppe vor. Demnach wurden 2014 drei künstliche Seeadlerhorste und zwölf Storchennester betreut, für Turm- und Wanderfalken an geeigneten Gebäuden Nistkästen angebracht sowie Biotope gepflegt. Dazu gehörte das Mähen von Streuobstwiesen, Rodungen und die Anlage von Kleinteichen. Im Neuburger Ostend habe man Fledermäuse gesichtet und Flamingos an der Staustufe Bertoldsheim.